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Beschreibung
vor 2 Monaten
Wenn im kommenden Jahr am 8. September 2025 das 100-jährige
Bestehen der Kriegergedächtniskapelle in Lienz gefeiert wird, ist
dies auch das Jubiläum eines Kunstskandals. Der Osttiroler
Kunstexperte Erich Mair plant eine Ausstellung
in der Dolomitenbank-Galerie mit 30 Exponaten aus Privatbesitz,
darunter auch Werke von Zeitgenossen
Egger-Lienz.
Schon jetzt kündigt er an, diese Schau in nationalen und
internationalen Medien zu bewerben. Damit will er auch an die
letzten Lebensjahre des berühmten „Sohnes“ der Stadt Lienz
erinnern, der eigentlich in Dölsach geboren wurde.
Für die neue Kriegergedächtniskapelle bei der Pfarre St. Andrä
schuf er vier Werke: „Der Sturm“ und
„Das Totenopfer“ malte er als Fresken direkt auf
die Wände, „Sämann und Teufel“ führte er in
Glasgravur aus, und „Der Auferstandene“ wurde
aus seinem Atelier in St. Justina bei Bozen nach Lienz gebracht
und hier eingemauert.
Kapelle mit Interdikt belegt
Dieses Werk sorgte für heftige Kritik, und der damalige Dekan
Gottfried Stemberger forderte den Künstler auf,
das Bild auszutauschen. Zu knapp erschien ihm das Lendentuch, zu
frivol die Haltung der Beine. Egger-Lienz lehnte ab, und die
Kapelle wurde vom Vatikan mit einem Interdikt belegt.
Dort durften keine sakralen Handlungen mehr durchgeführt werden,
und auch der Wunsch des Künstlers, in der
Kriegergedächtniskapelle beigesetzt zu werden, blieb ihm versagt.
Als Albin Egger-Lienz im November 1927 verstarb,
sollen 6.000 Menschen den Sarg zum städtischen Friedhof begleitet
haben. Erst zwei Jahre später fand er in der Kapelle seine letzte
Ruhe.
In der Ausstellung wird auch ein Bild des Osttiroler Malers
Karl Untergasser zu sehen sein, das sechs
Teufelchen zeigt, die den Auferstandenen verspotten. In dem
dazugehörigen Gedicht verhöhnt der Künstler jedoch die
katholischen Kritiker, die dafür sorgten, dass die bedeutenden
Werke in der Kapelle lange Zeit fast vergessen wurden. Das
Interdikt wurde übrigens 1983 aufgehoben, in Lienz erfuhr man
erst einige Jahre später davon. Warum das so war, könnte im
Jubiläumsjahr 2025 erforscht werden.
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