#225 Stephan Anpalagan - Wir geben nichts verloren. Auch nicht an rechts.
48 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Die AfD ist destruktiv und sie bietet keine
Lösungen. Sie saugt unsere Aufmerksamkeit auf, verlockt
andere Parteien dazu, sich fast nur noch mit den Lieblingsthemen
der AfD zu befassen - und wirklich wichtiges bleibt derweil
ungelöst. Es sieht nicht gut aus, aber kein Grund, ganze
Landstriche verloren zu geben. Das sagt der Autor und Journalist
Stephan Anpalagan im Podcast bei Michael. Indem die AfD die
Unzufriedenheit verstärkt, zieht sie weiterhin Wähler an, was zu
einem Teufelskreis führt, in dem es immer schlimmer wird.
Stephan sagt: Migration ist eben nicht das zentrale
gesellschaftliche Problem unserer Zeit, obwohl es oft so
dargestellt wird. Er kritisiert scharf die Darstellung von
Migration als „Mutter aller Probleme“, wie sie von einigen
politischen Akteuren propagiert wird. Für ihn ist diese
Fokussierung auf Migration als das zentrale Problem ein
populistischer und falscher Diskurs, der von den eigentlichen
gesellschaftlichen Herausforderungen ablenkt.
Stephan argumentiert, dass es weitaus dringendere Probleme gibt,
wie etwa den Klimawandel, die wirtschaftliche Ungleichheit, den
Zustand der Infrastruktur oder die Qualität der Bildung und des
Gesundheitssystems. Diese Themen erfordern komplexe und
nachhaltige Lösungen, die jedoch oft durch den einfachen, aber
irreführenden politischen Diskurs über Migration in den
Hintergrund gedrängt werden. Er sieht die Fixierung auf Migration
als eine bequeme Ausrede für Politiker, die keine echten Lösungen
für die tieferliegenden gesellschaftlichen Probleme anbieten
wollen.
Stephan kritisiert im Gespräch die politische Debatte rund um
Abschiebungen. Die Forderung nach Abschiebungen ist zwar populär,
Politiker müssen sich aber nie an den tatsächlichen Ergebnissen
messen lassen. Dies liegt daran, dass viele der großen Fragen im
Bereich Migration und Asyl auf europäischer Ebene verhandelt
werden müssen. Politiker können daher Abschiebungen als einfache
Lösung für komplexe Probleme präsentieren, ohne dass sie
tatsächlich etwas Konkretes liefern müssen.
Stephan hebt hervor, dass Abschiebungen oft diejenigen Menschen
treffen, die gut integriert sind, während es schwierig ist,
kriminelle oder gefährliche Personen abzuschieben. Die Forderung
nach massenhaften Abschiebungen wirkt daher oft populistisch und
kurzfristig gedacht. Sie führt nicht zu echten Lösungen, sondern
zielt lediglich darauf ab, politischen Gewinn durch Härte zu
erzielen, ohne dabei die langfristigen Folgen oder realistische
Maßnahmen in Betracht zu ziehen.
Stephan folgert aus seiner Analyse, dass es immer Hoffnung auf
eine Zeit nach „rechts“ gibt. Er ist der Ansicht, dass
demokratische Gesellschaften, auch wenn sie von extremen rechten
Kräften bedroht werden, durch die Stärke ihrer Institutionen und
das Engagement ihrer Bürger letztlich in der Lage sind, diese
Tendenzen zu überwinden. Er verweist auf Beispiele wie die USA
nach Donald Trump oder Polen unter der Führung von Donald Tusk,
wo es gelungen ist, nach einer Phase des Erstarkens rechter
Kräfte eine Rückkehr zu demokratischen und rechtsstaatlichen
Werten zu erreichen.
Stephan betont, dass es zwar Phasen geben kann, in denen rechte
oder radikale Parteien an Einfluss gewinnen, doch diese Kräfte in
stabilen Demokratien nicht zwangsläufig die Oberhand behalten. Es
gibt immer Raum für positive Entwicklungen, wenn Menschen und
Institutionen sich aktiv für demokratische Werte einsetzen. Diese
Perspektive zeigt, dass er trotz der gegenwärtigen
Herausforderungen optimistisch ist, dass es eine Zeit nach der
aktuellen rechtsextremen Bewegung geben kann. Insofern: Wir
müssen nichts verloren geben.
Zu Gast: Stephan Anpalagan, Manager, Berater,
Theologe, Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch heißt
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