Unendlich sanfte Hände

Unendlich sanfte Hände

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

»Die Blätter fallen, fallen wie von weit.« Diese Worte stehen am
Anfang des großartigen Gedichts »Herbst«, mit dem Rainer Maria
Rilke seine Leser tröstet: Alles Sterbende werde schließlich in
den »unendlich sanften« Händen Gottes zur Ruhe kommen. Dieses
Gedicht ist sprachlich ebenso großartig gemacht, wie es
theologisch irreführend ist.


Wer in der Bibel Bescheid weiß, kennt die Ursache allen Sterbens,
allen Vergehens und allen Untergangs. Es ist die Sünde, zu der
sich Adam und Eva verführen ließen. Gott hatte sie als Krönung
seines Schöpfungswerks zu Herren über alles andere eingesetzt,
und mit ihrem Versagen haben sie alles ihnen Unterstellte in
ihren Untergang mit hineingerissen. An jenem Punkt wurde die
Beziehung zu diesem wunderbaren Gott jäh unterbrochen. Rilke hat
Recht, wenn er schreibt: »Wir alle fallen.« Doch seither fallen
Menschen nach ihrem Tod nicht automatisch in Gottes unendlich
sanfte Hände – hier ist Rilke auf dem Holzweg. Denn dazu braucht
es erst eine Versöhnung; die Beziehung muss wiederhergestellt
werden! Wer unversöhnt stirbt, fällt in die Hände eines zürnenden
Gottes: »Es wird schrecklich sein, dem lebendigen Gott in die
Hände zu fallen« (Hebräer 10,31).


Jesus Christus ist am Kreuz gestorben, um uns mit diesem Gott zu
versöhnen und die Beziehung zu ihm wiederherzustellen. Wenn wir
sein Versöhnungsangebot annehmen, wird Gott vom selben Augenblick
an zu unserem liebenden Vater. Wie im Tagesvers anklingt,
herrscht dann echte Freude! Und erst dann werden wir auch
erfahren, dass die Hände Gottes tatsächlich »unendlich sanft« mit
uns verfahren, und dass er von jeher nur unser Bestes im Sinn
hatte – nämlich die ewige Seligkeit bei ihm im Himmel.
Hermann Grabe


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Audioaufnahmen: Radio Segenswelle

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