#41 EPSDSKNFAAB

#41 EPSDSKNFAAB

Das Casting des Jahres
1 Stunde 14 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 2 Monaten
Der Raum war düster, die einzigen Lichtquellen waren der Bildschirm
eines verstaubten Laptops und ein schwach brennendes Teelicht.
Andre saß vor seinem Mikrofon, doch heute flossen keine Worte.
Keine scharfsinnigen Kommentare, kein witziges Geplänkel über
Trends in der Streaming-Welt. Es war still. Die Dunkelheit umhüllte
ihn wie ein bleiernes Gewicht. Der blinkende Cursor war ein Mahnmal
seiner stagnierenden Kreativität. Früher, ja, früher war alles
anders. Als Aber Andre hatte er die Popwelt mit eingängigen Beats
erobert. Menschen summten seine Lieder, seine Konzerte waren
ausverkauft. Doch das Rampenlicht blendet, es frisst die Seele, bis
nur noch eine leere Hülle übrig bleibt. Die Jahre im Popgeschäft
hatten Andre ausgelaugt, und so begann er, nach einer neuen
Identität zu suchen. Eines Tages keimte in ihm der verrückte Wunsch
auf , der deutsche Machine Gun Kelly zu werden. Im Alkoholrausch
fasste er den Plan, ließ sich tätowieren, schrie in Mikrofone, doch
die Welt hörte nicht hin. Die deutschen Musikcharts blieben leer,
und so auch sein Herz. Ein weiterer Flop in einer langen Reihe
gescheiterter Träume. Was blieb ihm? Der Podcast, das Streaming.
Stundenlang sprach er ins Mikrofon, in der Hoffnung, sich wieder zu
finden, doch das Echo seiner eigenen Worte blieb schal. Seine
Community liebte ihn, aber Andre wusste, dies war nicht der Weg.
Dann, eines Nachts, kam die Idee: Ballermann. Ja! Partys, Alkohol,
endlose Nächte – die letzte Chance auf ein Comeback. Er schrieb
Songs, die das Potenzial hatten, auf Mallorca gefeiert zu werden.
Doch da war dieses eine Problem: Kein Name. Die Songs waren bereit,
doch Andre konnte sie nicht veröffentlichen. Er saß da, Nacht für
Nacht, grübelte. Hunderte von Namen schrieb er auf Zettel,
zerknüllte sie, warf sie in den überquellenden Papierkorb. Kein
Name passte. Eines Tages präsentierte ihm C-Bas, ein guter Freund,
eine Namensidee: „Bier Jordan!“ hatte C-Bas triumphierend durch
Andres Streaming-Keller geschrien. Andre lachte – ein bitteres
Lachen. „Bier Jordan klingt wie der Name eines Clowns, nicht eines
Künstlers!“, entgegnete er. Doch als keine besseren Ideen kamen,
begann der Gedanke zu nagen. Vielleicht hatte C-Bas recht?
Vielleicht war das sein Schicksal: Nicht als Künstler
zurückzukehren, sondern als Relikt vergangener Zeiten. Ein
trauriger Clown. Andre lehnte den Vorschlag trotzdem ab. Doch es
fühlte sich an wie ein weiteres Scheitern, als hätte er die letzte
Möglichkeit, wieder relevant zu werden, eigenhändig weggeworfen.
Die Wochen vergingen. Andre, einst voller Energie und Visionen, saß
nun oft regungslos vor seinem Laptop. Die Songs verhallten im
Nichts. Die Welt hatte ihn wieder vergessen. In einer besonders
kalten Nacht, als der Regen gegen die Fensterscheiben peitschte und
die Einsamkeit ihn fast verschluckte, kam Andre eine bittere
Erkenntnis: Vielleicht war es nicht der fehlende Künstlername,
sondern die Idee selbst, die falsch war. Der Ballermann, das
Streaming, die Rapper-Persona – all das waren leere Hüllen, die er
sich überstülpte, um die Leere in sich zu kaschieren. Eine einsame
Träne rollte über seine Wange. War das der Preis des Ruhms? Ein
ewiges Streben nach einem neuen Ich, ohne je wirklich zu wissen,
wer man war? Die Nacht verschlang seine Gedanken, und der Regen
klang wie das leise Applaudieren eines Publikums, das längst den
Saal verlassen hatte.

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