"Blumfeld, ein älterer Junggeselle" (Franz Kafka)
Eine Erzählung aus dem Jahr 1915
56 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 1 Monat
Wenn der Mensch lange alleine lebt, ohne Abgleich und Austausch
mit irgendeinem Partner – Freund, Freundin, Liebespartner,
Verwandter –, ohne den vielleicht auch mal korrigierenden
Einfluss von außen, dann wird er möglicherweise sehr eigen,
komisch, kauzig. Entwickelt Gewohnheiten, die nur er selbst zu
ertragen imstande ist, und Ansichten, die dann schwerlich auf ein
gesundes soziales Verständnis und Verhalten schließen lassen.
Blumfeld, die Kafka-Figur, der wir in dieser Erzählung begegnen,
gerät zu Hause in Streit mit der Bedienerin, fühlt sich im Job
umgeben von „Faulenzern“, sich selbst unterschätzt und ist zudem
sicher, dass alle anderen ihre eigene, teils lächerliche
Büroarbeit wiederum weit überschätzen. Ein kaum zu ertragender
Misanthrop.
So weit, so bekannt. Doch Kafkas Figur kommt dann doch so einiges
in die Quere. Zunächst zwei Tischtennisbälle, die in seiner
Wohnung auf- und abhüpfen, ohne dass er sie unter Kontrolle
bekommt, später im Büro zwei Praktikanten, bei denen ihm das
ebenso wenig gelingt. All die Szenen, in denen Blumfeld anderen
Menschen oder Objekten begegnet oder über sie nachdenkt, wirken
dank des außergewöhnlichen literarischen Humors des Autors
ungeheuer komisch. Zwar ist die Erzählung fragmentarisch
geblieben. Für uns, die Hörerinnen und Leser von heute, wirkt all
das Beschriebene aber ohnehin endlos, so als würde es immer so
weitergehen. Mit Blumfeld und den Praktikanten, mit Herrn Ottomar
und dem Büro-Diener, mit der Bedienten zu Hause, den
Tischtennisbällen und wahrscheinlich auch mit dem Besen … Immer
so weiter.
Dieser in der Weltliteratur einzigartige Text wurde im Jahr 1915
verfasst und wird in unserer Podcast-Fassung von der famosen
Schauspielerin, Sängerin und Sprecherin Christiane Hagedorn neu
interpretiert. Sie sorgt dafür, dass wir Zuhörer das Ganze vor
unserem inneren Auge wie ein Schauspiel erleben. Zweifellos ein
Meisterwerk der modernen Aufführungskunst.
P.S. Eins noch: Bei einem Autor dieses Kalibers sollte niemand
auf die Idee kommen, das Auf- und Abspringen zweier
Tischtennisbälle nur als bizarre Erzählidee zu betrachten. Es ist
sicher eine symbolische Bewegung, die diese beiden da aufführen –
ein starkes Bild für den Wunsch nach Nähe und Distanz, nach
Zuwendung und Entfernung eines Objekts. Jenen Wunsch also, von
dem in Bezug auf Blumfeld ja bereits am Anfang der Erzählung im
Zusammenhang mit einem Hund die Rede ist.
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