Kritik und Anerkennung: Bundeswehr und Gesellschaft

Kritik und Anerkennung: Bundeswehr und Gesellschaft

56 Minuten
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Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft

Beschreibung

vor 3 Wochen

Wie steht es um das Verhältnis zwischen Bundeswehr und
Gesellschaft? Erhalten Soldatinnen und Soldaten die Anerkennung,
die sie sich wünschen? Welche Rolle spielt der Veteranentag?
Darüber sprechen Oberstleutnant Marcel Bohnert und Dr. Timo Graf
mit Major Gutzeit. Sie geben Einblicke in die Herausforderungen,
aber auch Chancen, die sich aus der Zeitenwende und der
gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr
ergeben.
Ein Tag wird zur Brücke

Ab 2025 wird es in Deutschland jedes Jahr am 15. Juni einen
Veteranentag geben. Für Oberstleutnant Marcel Bohnert ist das ein
wichtiger Schritt, um die Bundeswehr stärker in die Gesellschaft
einzubinden. Er bezeichnet die Bundeswehr gar als
„Blackbox“, die sich mit diesem Instrument für die
Bevölkerung etwas öffnen lässt. Die Bedeutung des Veteranentags
wird auch durch Daten aus der Bevölkerungsumfrage des ZMSBw
untermauert: Direkte Kontakte zwischen der Bevölkerung und der
Truppe werden meist positiv erlebt und verbessern die Wahrnehmung
der Bundeswehr, so der Leiter der Bevölkerungsbefragung, Dr. Timo
Graf. Die Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur
Bundeswehr, dennoch nehmen viele Soldatinnen und Soldaten die
öffentliche Meinung anders wahr. Dr. Graf verweist jedoch auch
darauf, dass es hierbei wichtig ist, zwischen der Kritik an
militärischen Einsätzen und dem Bild von der Bundeswehr in der
Bevölkerung zu unterscheiden. So habe die Gesellschaft ein
positives Bild von der Bundeswehr als Institution, kritisiere
aber oft die beauftragten Einsätze. Für die Soldatinnen und
Soldaten, die sich stark mit diesen Einsätzen identifizieren,
führe dies zu einem Paradoxon: Hohe Anerkennung der Bundeswehr,
aber Kritik an den Missionen.
Zeitenwende? Nicht wirklich

Angesprochen auf die Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf
die Ukraine betont Dr. Graf, dass es in der Beziehung zwischen
Bundeswehr und Gesellschaft keine Zeitenwende gegeben habe. Denn
die Gesellschaft habe ihre Bundeswehr „eigentlich schon immer ein
Stück weit lieb gehabt“. Lediglich die Bedrohungswahrnehmung in
der Bevölkerung habe sich verändert: Die Zustimmung zur Erhöhung
der Verteidigungsausgaben ist seit 2022 stark gestiegen. Die
Bevölkerung räumt der Landes- und Bündnisverteidigung nun eine
größere Bedeutung ein.


Oberstleutnant Bohnert und Dr. Graf betonen abschließend die
Notwendigkeit, die Bundeswehr in der Bevölkerung noch stärker zu
verankern. Gut informierte Bürger unterstützen viel eher die
Auslandseinsätze der Bundeswehr als wenig oder schlecht
informierte. Eine bessere Informationsarbeit der Bundeswehr ist
daher auch ein Schlüssel, um das Verständnis und die
Unterstützung der Bevölkerung zu stärken.


Gesprächspartner


Marcel Bohnert ist Oberstleutnant im Generalstabsdienst der
Bundeswehr und stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen
Bundeswehrverbandes. Der Deutsche Bundeswehrverband ist ein
unabhängiger Verein zur Wahrung der Interessen von Soldatinnen
und Soldaten.


Dr. Timo Graf ist Wissenschaftlicher Oberrat im Forschungsbereich
Militärsoziologie am ZMSBw. Er forscht zur öffentlichen Meinung
der Bundesrepublik Deutschland und legt den Fokus auf
Sicherheits- und Verteidigungspolitik.


Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des
Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der
Bundeswehr (ZMSBw).

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