Folge 35: Das Problem mit der Aussage „ich bin Künstlerin“

Folge 35: Das Problem mit der Aussage „ich bin Künstlerin“

In dieser Folge geht es um Zuschreibungen zu Künstlern. Wie werden sie wahrgenommen? Was gibt es für Stereotype? Denn diese spielen eine Rolle in der Selbstpositionierung als Künstlerin. Was handele ich mir eigentlich ein, wenn ich sage „ich bin Künstleri
38 Minuten
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Alles über Aquarellmalerei und Aquarellfarben.

Beschreibung

vor 3 Jahren

In dieser Folge geht es um Zuschreibungen zu Künstlern. Wie
werden sie wahrgenommen? Was gibt es für Stereotype? Denn diese
spielen eine Rolle in der Selbstpositionierung als Künstlerin.
Was handele ich mir eigentlich ein, wenn ich sage „ich bin
Künstlerin“?


Anlass zum Nachdenken darüber war ein Spaziergang mit einer
Freundin vor ein paar Wochen. Wir haben – auf Abstand – viel
geredet und es war ein sehr schöner Nachmittag. Gegen Ende sagte
ich dann irgendwas, zu dem die Worte „ich als Künstlerin“
gehörten. Ich habe in dem Moment gleich gemerkt, wie sich bei
meiner Freundin etwas zum Negativen veränderte. Sofort vermutete
ich, dass meine Aussage ihr ein wenig Unwohlsein verursacht
hatte. Du weißt ja, unser Bewusstsein macht nur 20% unserer
Wahrnehmung aus, so wie beim sichtbaren Bereich eines Eisbergs.
Wenn mir bewusst wird, dass ich etwas über jemand anderen denke,
dann ist mein Unterbewusstsein schon vor 5 Minuten mit dem
Unterbewusstsein des Anderen kollidiert. In diesem Fall stimmte
das auch, denn es war nicht nur so, dass ich vermutet hatte, dass
die Aussage „ich als Künstlerin“ da ein wenig problematisch war.
Es folgte tatsächlich kurz darauf eine kleine Diskussion darüber,
was das heißt und wer das sagen darf und was man damit meint,
meinen soll und nicht meinen soll usw.


Kennst du das?


Ich schon. Ich bezeichne mich jetzt als Künstlerin, weil ich
eigentlich außer Kunst nichts weiter tue. Du bist, was du am
häufigsten tust – also bin ich Künstlerin. – Gut, ich könnte
darauf auch verzichten und sagen, ich sei Soloselbständige oder
Einzelunternehmerin. Das stimmt auch. Mich als kreative
Marketingfrau zu bezeichnen, käme sogar auch hin, weil so viel
meiner Zeit ins Marketing geht und gehen muss. Statt dessen sage
ich aber, ich bin Künstlerin.


Was schwingt da mit? Warum ist das zum Teil so schwierig?


Hier ist meine Vermutung. Sie geht in zwei Richtungen. Beide
haben mit den Aufladungen, die unsere Wahrnehmung und unser
Denken über Künstler ausmachen, zu tun. Die erste ist: Künstler
sind Taugenichtse, die wenig arbeiten und deswegen arm sind. Und
die zweite ist: Künstler sind Genies und ganz besondere Menschen.


Siehst du den Widerspruch darin? Das eine erniedrigt die
Künstlerin und macht aus der, die sagt „ich bin Künstlerin“ eine
kleine blauäugige Person, die entweder den falschen Weg
eingeschlagen oder den Schuss nicht gehört hat. Denn es ist ja
keine gute Idee, Künstlerin zu sein. Es ist ja so schwer, damit
Geld zu verdienen. Und selbst wenn du über die Runden kommst, was
ist dann mit der Rente? Wie oft habe ich das schon zu hören
bekommen!


Das andere überhöht Künstler und behauptet, sie seien ganz
besondere Personen. Denn Künstler brechen die Regeln, sie denken
und schaffen Dinge, die es vorher noch nicht gegeben hat, sie
verändern die Gesellschaft, sie sind Genies. Sie stehen dabei
allein und schaffen alles allein. Irgendwie sind sie befreit vom
Herdentrieb. Ihre geniale Aufgabe als Künstler ist wichtiger. Sie
stehen am Rand der Gesellschaft, aber nicht, weil keiner sie
haben will, sondern weil sie schon ein wenig weiter sind als der
Rest. Künstler sind Visionäre, Helden. Genies eben.


Demgegenüber behaupte ich meine Position, dass Künstler einfach
Menschen sind, die viel arbeiten. Sie können sich „Künstler“
nennen, weil sie kreieren, weil sie etwas Künstlerisches
schaffen. Es ist also eigentlich alles ganz praktisch.


Unter anderem habe ich erwähnt:


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