CO2-Flottenziele ab 2025 – Mitleid mit den Autobauern?

CO2-Flottenziele ab 2025 – Mitleid mit den Autobauern?

ICCT-Europa-Chef Peter Mock hält die CO2-Vorgaben für erreichbar
37 Minuten
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Die Elektromobilität wächst – und wir schauen hinter die Kulissen, beleuchten Trends und Kontroversen.

Beschreibung

vor 1 Monat

Sind die strengen CO2-Ziele der EU im kommenden Jahr für die
Autohersteller unerreichbar? Ganz im Gegenteil, sagt Peter Mock!
2025 werden ausreichend Elektroautos zur Verfügung stehen – oder
kleine Hintertüren in der Regulierung genutzt, erklärt der
Europa-Chef des ICCT in diesem Podcast.

Im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz beschreibt
Peter Mock die Strategien der Automobilindustrie in Bezug auf die
verschärften CO2-Flottenziele der EU sehr präzise.
Verkehrsminister Volker Wissing und die Automobilindustrie
beklagen derzeit, dass die Zielvorgaben schwer erreichbar seien
und fordern eine Überprüfung der Regelungen. Mock ist jedoch
skeptisch gegenüber diesen Aussagen – und sieht sie eher als
Ausdruck von intensiver Lobbyarbeit.


Er stellt klar, dass die CO2-Ziele der EU keineswegs unerreichbar
sind, und führt an, dass ähnliche Ängste bereits in der
Vergangenheit geäußert wurden, aber unberechtigt waren. "Das
2015er Ziel wurde vorzeitig erreicht", so Mock. Er erinnert
daran, dass die Automobilindustrie schon damals versucht habe,
die Regelungen als zu streng darzustellen, und letztlich die
Grenzwerte durch Tricksereien, etwa beim Testen der Fahrzeuge,
erfüllt habe.


Der Übergang zur Elektromobilität sei unvermeidlich, da
Verbrennungsfahrzeuge kaum noch die CO2-Vorgaben erreichen
könnten. Mock betont auch, dass die EU-Vorschriften keine
Technologie vorschreiben, sondern nur CO2-Ziele. Ein
Verbrenner-Verbot gebe es zwar nicht, aber: "Es gibt faktisch
keine andere Möglichkeit außer Batteriefahrzeuge oder
Brennstoffzellenfahrzeuge", erklärt der Experte.


Ein weiteres zentrales Thema ist die angebliche Krise der
Automobilhersteller. Mock widerspricht vehement: "Die fünf
größten Hersteller haben in den letzten Jahren 65 bis 70
Milliarden Euro Gewinn gemacht." Seiner Ansicht nach haben die
Konzerne also genügend finanzielle Mittel, um in Elektromobilität
und CO2-Reduktion zu investieren. Allerdings gebe es
Nachholbedarf beim Marketing und der allgemeinen
Innovationsbereitschaft. "Leider werden immer noch zu viele
Ressourcen investiert, um gegen den Wandel zu lobbyieren, anstatt
innovativ voranzugehen."


Im zweiten Teil des Interviews wird der aktuelle Stand und die
zukünftige Entwicklung der CO2-Emissionsziele für Neufahrzeuge in
der EU erörtert. Nachdem die Autohersteller die CO2-Grenzwerte
2020 und 2021 mit einem deutlichen Rückgang der Emissionen von 12
% erreicht hatten, stagniert der Anteil der Elektrofahrzeuge
seitdem. Der Experte glaubt, dass die Hersteller nach der
Erfüllung der damaligen Ziele „locker gelassen“ haben. Nun stehen
die strengeren Ziele für 2025 an, die einige Hersteller als
Herausforderung beschreiben – obwohl sie seit Jahren bekannt
sind.


Es wird ein alarmistisches Bild gezeichnet, insbesondere von
einigen Herstellern wie Renault, die behaupten, bis zu 13
Milliarden Euro an Strafen zahlen zu müssen, wenn sie die Ziele
nicht erreichen. Dieses Szenario sei jedoch völlig übertrieben.
Interessanterweise haben andere Hersteller wie Stellantis und BMW
deutlich gemacht, dass sie die Ziele erreichen können und darauf
gut vorbereitet sind.


Ein wichtiges Thema ist die Unsicherheit, die durch politische
Debatten und Lobbyarbeit rund um die CO2-Ziele und den Ausstieg
aus dem Verbrenner entsteht. „Populistisch“ geforderte
Gesetzesänderungen, so der ICCT-Europa-Chef, könnten das
Vertrauen der Verbraucher in die Elektromobilität untergraben.


Fakt ist: 2024 hatten die Autohersteller aufgrund der
gleichbleibenden CO2-Grenzwerte seit 2021 wenig Anreiz, viele
Elektrofahrzeuge zu verkaufen. Der wahre Druck kommt erst 2025,
wenn neue, strengere Ziele in Kraft treten. Daher erwartet Peter
Mock, dass die Hersteller im kommenden Jahr die Preise senken, um
ihren Absatz anzukurbeln und in Europa Elektroautos rund 20 bis
25% Marktanteil erreichen werden. Eine Abkehr von der
EU-Regulierung sei also unnötig – und Mitleid mit der Autobranche
nicht angebracht!

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