Einander ertragen

Einander ertragen

25 Minuten

Beschreibung

vor 1 Tag

Die Alternative dazu ist oft aufreibend und zerstörerisch. Wir
haben oft zwei nachbarliche Hunde für Spaziergänge mitgenommen.
Manchmal luden wir die beiden auch in den Kofferraum. Das ging
gut. Allerdings: Der Kleine pfiff dann in jammervollem Ton
unablässig Die Hundehalter zuhause stellen ihn dann lautstark ab.
Ich war auch versucht, erkannte aber: Die Ruhe währt nur kurz.
Dann kam mir die Einsicht: Ich will es hinnehmen. Das sagte ich
dem Hund und er pfiff weiter. Die Veränderung war nicht im Hund,
sondern in mir. Es regte mich nicht mehr auf. Es war zwar nach
wie vor unangenehm, aber es gelang mir mit der Zeit, die
Pfeiftöne auszublenden. Manchmal hörte er sogar auf damit. Wehe,
ich hätte nur aus Kalkül geschwiegen, um ihn so zum Schweigen zu
bringen. 


Mit dieser kleinen Geschichte möchte ich ins Thema dieses
Refreshers einführen. Worum geht es? Wir leben in einer Welt, wo
alles machbar erscheint. Ja, nicht nur machbar, sondern wir sind
als Akteure auch in der Pflicht alles richtig zu machen. Davon
leben unzählige Therapeuten und auch die Schönheitschirurgie. War
es früher eine Tugend,sich an das Unabänderliche anzupassen, gilt
es heute - um jeden Preis - die Umstände und vor allem uns selber
zu optimieren. Kinder werden früh an einer Norm gemessen und man
setzt alles daran, sie zu “berichtigen”. Dieser Refresher soll
ein Statement sein gegen die Machbarkeit. Kinder werden, wir
müssen sie nicht machen. Aber: Wir müssen auch den Plan
loslassen, es zu versuchen. Viele Eltern verzweifeln an diesem
Punkt. Vielleicht geht es ja auch dir so: Du beisst dir die Zähne
aus an gewissen Verhaltensweisen deiner Familienmitglieder. Ich
lade dich ein, dein Ziel zu ändern. Nimm es hin, wie es ist und
überlasse es deinem Kind, sich zu verändern. Begleite es darin
wohlwollend. Anerkenne Fortschritte. Ich höre schon deinen
Aufschrei: Muss ich einfach alles akzeptieren? Nein, aber du
musst den Plan aufgeben, dein Kind gegen seinen Willen verändern
zu wollen. 


Die Vertrauenspädagogik heisst so, weil wir glauben, dass Kinder
nicht durch äussere Anreize zum Besseren bewegt bzw. genötigt
werden müssen, sondern dass in unseren Kindern der Wunsch lebt,
es den Bezugspersonen recht zu machen. Dort, wo das nicht zu
funktionieren scheint, sollten wir nicht an diesem Wunsch
zweifeln, sondern darauf vertrauen, dass das Kind selbst daran
interessiert ist, das Übel zu überwinden. Wir sollten also die
Energie der Kinder nicht gegen uns haben, sondern mit uns.
Freilich, im Einzelfall mag es schwierig sein, an diesem
Vertrauen festzuhalten. Der entscheidende Punkt ist folgender:
Wir sollten nie mehr anstreben als den guten Willen unserer
Kinder. Denke an die Join-up Intervention. Sie ist nichts anderes
als die Einladung zur Selbsterziehung - für Kinder UND deren
Eltern. 


Im Podcast werden wir dazu ein paar Beispiele dazu diskutieren.

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