Folge 19: Ein Interview mit Tomohiro Gonjo - dem Popstar der biochmechanischen Schwimmforschung
35 Minuten
Beschreibung
vor 1 Monat
In dieser Folge spricht Ilka Staub mit dem Schwimmsportforscher
Tomohiro Gonjo (Heriot Watt Universität, Edinburgh, Schottland),
der neben seinen vielzähligen Forschungsprojekten in
Zusammenarbeit mit Schwimmer*innen und Trainer*innen auch über
eine umfassende Erfahrung als Schwimmtrainer verfügt. Durch
Forschungstätigkeiten in Japan, Norwegen, England und Schottland
erhielt Tomohiro Gonjo wertvolle Einblicke in die
länderspezifischen Schwimmsportsysteme.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in biomechanischen
Fragestellungen im Leistungsschwimmsport, um neben den
körperlichen leistungsbestimmenden Faktoren, den großen Einfluss
von spezifischen Technikmerkmalen und deren Mechanismen zu
identifizieren.
Tomohiro Gonjo erzählt von einem seiner spannendsten und
überraschendsten Forschungsergebnisse. Die Analyse von Daten von
Hochleistungsschwimmer*innen ergaben, dass in der
Delfinschwimmlage am Übergangspunkt von der Unterwasserphase zur
gesamten Schwimmlage die höchsten Geschwindigkeiten erreicht
werden, wobei die Erklärungsmechanismen für diese Beobachtung
bisher nicht ausreichend geklärt sind. Dies soll in zukünftigen
Studien erforscht werden sowie beispielsweise auch der letzte Zug
einer Bahn bis hin zum Wandkontakt zum Forschungsgegenstand
werden soll, d.h. der Fokus liegt in diesen Studien auf dem
Anfang und dem Ende der gesamten Schwimmlage.
Im Gesprächsverlauf über weitere Forschungsprojekte, die bereits
seit 5 Jahren andauern, erzählt Tomohiro Gonjo von dem Ziel einer
Methodenentwicklung zur praxisnahen Erfassung der Verbesserung /
Veränderung von Schwimmleistung bzw. der Fähigkeit der Erzeugung
von Vortrieb und Reduzierung von Widerstand. Methodisch arbeiten
die Wissenschaftler in diesen Studien mit unterschiedlich großen
Eimern und Fallschirmen, also erhöhten Widerständen mit denen die
Schwimmer*innen schwimmen. Anhand der grafischen Darstellung von
Geschwindigkeits-Widerstandsverläufen lassen sich
Steigungsparameter berechnen und damit individuelle
Vortriebsleistungen ableiten, vergleichen und einordnen.
Des Weiteren sprechen Ilka Staub und Tomohiro Gonjo über
Eigenschaften von erfolgreichen Hochleistungsschwimmer*innen. Es
besteht Konsens darüber, dass kein linearer Zusammenhang zwischen
Trainingseinsatz und Erfolg besteht, jedoch die Bereitschaft für
„hartes Training“ einen sehr großen Stellenwert hat. Die
Interaktion der Technik und Körperzusammensetzung erfordert
Flexibilität und Individualität sowie die Offenheit gegenüber
verschiedenen Technikvarianten und neuen Trainingsmethoden. Nach
der persönlichen Meinung von Tomohiro Gonjo sollten
Schwimmer*innen sehr vielseitig in ihren Bewegungsausführungen
geschult werden, d.h. durch die ergänzende Ausübung
unterschiedlicher Sportarten vielfältige Bewegungsmuster
ausführen und erlernen.
Abschließend wird Tomohiro Gonjo von Ilka Staub gefragt, welches
Forschungsvorhaben er bei unbegrenzten finanziellen, technischen
und personellen Ressourcen verfolgen würde. Die Entwicklung von
speziellen Schwimmanzügen, mit denen beispielsweise Wasserdrücke
am gesamten Körper, insbesondere an den vortriebswirksamen
Flächen, gemessen werden könnten, wäre sehr interessant,
antwortete Tomohiro Gonjo. Damit könnten die Kräfte, die am
schwimmenden Menschen wirken, besser erfasst werden, um die
Interaktion zwischen Schwimmer*innen und dem Wasser besser zu
verstehen.
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