Was El Greco unsterblich macht

Was El Greco unsterblich macht

Er war so groß, weil er nicht an Theorien glaubte, sondern an Gefühle: Der Maler El Greco zieht seit Jahrhunderten die Menschen in seinen Bann.
42 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
Sie nannten ihn "El Greco", weil er aus Griechenland kam, das war
ungewöhnlich genug im sechzehnten Jahrhundert, dass einer der
großen Künstler den Seeweg aus dem Osten in den Westen nahm: In
Venedig, wo er 1568 von Kreta aus landete, saugte er die Malerei
von Tizian und Tintoretto in sich auf, dann ging es weiter nach
Rom, wo er die ganze große Renaissancekunst verschlang, doch dann
zog es ihn weiter, nach Spanien, weil seine Form katholischer Kunst
von den Italienern nicht verstanden wurde. Auch in Madrid rieben
sich die Menschen die Augen, doch dann, im benachbarten Toledo,
fand er den Ort seines Lebens und erfand eine neue Form der
katholischen Malerei: voller Gefühl, voller Leidenschaft, die
Figuren überlängt, zum Himmel hinauf greifend. Und alles getaucht
in eine eigentümliche Farbigkeit, seine Mäntel schillern
metallisch, seine Himmel wirken flackernd wie am jüngsten Tag.
Dieser absoluten Ausnahmefigur der europäischen Malerei widmet sich
die neueste Folge von Augen zu, dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT
ONLINE. Florian Illies und Giovanni di Lorenzo stellen El Greco vor
und fragen, was ihn so sonderbar und so besonders macht. Ihr
Fazit:  El Greco fand einen malerischen Ausdruck für
Spiritualität, dafür liebten ihn die Kardinäle – und die Menschen.
Dann geriet er in Vergessenheit, er war zu sonderbar für das
Zeitalter des Barock. Und so dauerte es dreihundert Jahre, bis die
größten Maler der Moderne, nämlich Cézanne und Van Gogh, El Greco
für sich entdeckten und an ihn glaubten wie er einst an Gott. 
Die Begründer der Moderne machten ihn zum wahren Urvater des
Expressionismus, weil er als Erster begonnen hatte, das
Gefühlsinnere der Figuren in ihrer äußeren Gestalt sichtbar werden
zu lassen. Und weil El Greco, der in seiner griechischen Jugend
Ikonenmaler gewesen war, es geschafft hatte, auch auf seinen
eigenen Bildern die Perspektive nicht so ernst zu nehmen wie die
Hochmeister der Renaissance – dafür aber den Menschen. Und genau
deshalb bis heute so direkt zu den Menschen spricht wie kaum ein
anderer Maler der Zeit vor und um 1600. Lob, Kritik, Anmerkungen?
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