Beschreibung

vor 6 Jahren

#009 Warum ich nicht in den MSCI World Index investiere


Für viele ist der MSCI World Index ein Basisinvestment, was
vollkommen legitim ist, weil es ja schließlich der weltweite
Aktienindex ist. Per heute sind 1.650 Unternehmen aus 28 Ländern
im Index, was eine große und vielschichte Streuung bedeutet. Wenn
man den DAX im Vergleich betrachtet, erhält man „nur“ die größten
30 deutschen Werte, und alleine die größten fünf Werte machen
fast die Hälfte des Index aus. Im DAX hat man also erhebliche
Klumpenrisiken. Daher ist die weltweite Streuung über viele
hunderte Firmen grundsätzlich sehr sinnvoll. Allerdings hat der
MSCI World in seiner Konstruktion ein paar Eigenschaften, die
nicht optimal sind. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir von
ca. 1-2% jährlicher Rendite sprechen, die man dadurch verliert.
Wenn man nur einen monatlichen Sparplan über 50 EUR oder ein sehr
kleines Depot hat, dann spielt der Unterschied keine große Rolle.
Du kannst dann ruhig weiter den MSCI World besparen. Das wird
trotzdem besser sein, als jedes Tagesgeld. Aber mit Erreichen
einer kritischen Größe, solltest du dann Änderungen vornehmen.
Wenn man aber große Beträge über längere Zeit anlegt, kann der
Renditenachteil von 1-2% auf die Dauer schon einen enormen
Unterschied ausmachen. Um genau zu sein macht der Unterschied von
6% auf 8% Rendite über 30 wären fast die doppelte Endsumme aus.
Z. B. werden aus 10.000 EUR über 30 Jahre bei 6% 58.000 EUR
während bei 8% Verzinsung 100.000 EUR heraus kommen. Es lohnt
sich also durchaus sich das Thema genauer anzuschauen. Im Grunde
sind es 3 Punkte die den MSCI World benachteiligen.


 
Die geografische Allokation

Der MSCI World ist wie fast alle Indices nach
Marktkapitalisierung gewichtet. Die Marktkapitalisierung ist der
tatsächliche Börsenwert einer Aktie. Also Kurs mal umlaufende
Aktien. Die Größte Aktie nach Marktkapitalisierung ist derzeit
Apple mit 808 Mrd. USD Börsenwert.


Das bedeutet im Umkehrschluss, die größten Aktien und damit auch
die größten Regionen werden also am stärksten gewichtet. Und das
hat auch zur Folge, dass die teuersten Märkte mit der höchsten
Bewertung temporär übergewichtet werden. Das war z. B. besonders
im Jahr 1989 der Fall, als Japan mit über 50% gewichtet war, und
mit einem Shiller KGV von 80 extrem teuer war. Entsprechen waren
japanischen Aktien in den folgenden 10 Jahren die schlechtesten,
waren aber am höchsten im Index gewichtet. Bis 1998 hat sich dann
der Anteil wieder korrigiert auf 15%. Das hat aber auch
entsprechend Geld und Rendite gekostet. Im Moment ist die USA mit
60% Anteil am höchsten gewichtet. Und in der letzten Folge hab
ich ja schon gesagt, dass Amerika zurzeit der teuerste
Aktienmarkt ist, mit entsprechend schlechteren Aussichten für 10
Jahre. Das günstiger bewertete Europa hat nur einen Anteil von
23% und die noch günstigeren Schwellenländer haben garkeinen
Anteil am Weltaktienindex. Und das ist der zweite Nachteil am
MSCI World Index.


 
Keine Schwellenländer

Man ist an der Entwicklung der Schwellenländer nicht beteiligt.
Für die Leute, die mit dem Wort Schwellenländer nicht so viel
anfangen können: darunter versteht man Wachstumsländer, an der
Schwelle zum Industrieland. Die größten sind China, Russland,
Brasilien, Indien, Südafrika. Aber auch die kleinen asiatischen
Staaten wie Taiwan, Indonesien und so weiter. Ökonomisch macht
das relativ wenig Sinn, weil die Schwellenländer heute schon
einen Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von 38%
ausmachen. Ein Großteil des Welthandels wird also nicht
abgedeckt. Außerdem sprechen auch noch andere Gründe für die
Emerging Markets, z. b. dass die Staaten wesentlich weniger
verschuldet sind und die Bevölkerung viel jünger ist. Und durch
die steigenden Einkommen wächst auch jedes Jahr der Binnenkonsum,
also das Wachstum in den Ländern selbst steigt. Und auf
Unternehmen wie Samsung, Alibaba oder China Mobile möchte ich
einfach auch nicht verzichten müssen. Und das sieht man auch an
der Wertentwicklung. Von 1999 bis heute (also inklusive der
beiden schweren Krisen) haben die Schwellenländer die doppelte
Rendite im Vergleich zu den Industrieländern abgeliefert, nämlich
10,1% zu 5,5% jährliche Wertenwicklung. Und heute sind diese
Aktien sogar noch wesentlich preiswerter als die im MSCI World,
und das ist eigentlich der entscheidendste Faktor von allen, wie
ich euch in der Folge zum CAPE erzählt habe.


 
Keine Small Caps

Und der dritte Grund, der gegen den Weltindex von Morgan Stanley
spricht ist, dass


keine Small Caps enthalten sind. Small Caps sind Aktien von
kleinen Firmen. Bei uns in Deutschland sind das Werte aus dem
MDAX oder SDAX, wie z. B. Sixt oder Baywa, um zwei bayerische
Firmen zu nennen. Für Small Caps ist die Renditeerwartung höher
als bei großen Unternehmen. Warum das so ist erklär ich demnächst
in einer ausführlichen Folge. Aber so viel sei gesagt: es gibt
eine Small-Cap Prämie, die die Nobelpreisträger Fama und French
Anfang der 90er mit dem Dreifaktorenmodell nachgewiesen haben.
Auch bei Small Caps waren die Renditen seit 1999 über 10 %, also
auch doppelt so hoch wie bei den großen Standardwerten. Das ist
zwar auch mit höheren Schwankungen verbunden, als bei den
Standardwerten, aber man sollte ja auch nicht komplett in Small
Cap und Emerging Markets investieren. Eine vernünftige Mischung
ist gefragt. Die bekomme ich mit dem MSCI World aber nicht hin.


Was kann man tun um dieses Problem zu lösen?


 


Zu aller erst würde ich keine Marktkapitalisierungsgewichtung
sondern feste Gewichtungen der Regionen vornehmen, und zwar in
Richtung der deutlich günstigeren Regionen. Auf die genauen
Möglichkeiten bei der Länderallokation gehe ich aber erst in
einer späteren Folge ein. Wenn du ein großes Depot hast würde ich
die vier großen Regionen (Europa, Nordamerika, Schwellenländer
und Japan/Pazifik) mit einzelnen ETFs abbilden. Wenn du ein
kleineres Depot hast, dann würde ich dir als Basis eher den MSCI
World Allcounty empfehlen, der hat nämlich dann auch noch die 24
Schwellenländer dabei, und die machen etwa 15% vom ETF aus. Und
dann könntest du noch bestimmte Regionen mit einzelnen ETFs
übergewichten, bzw. den hohen US-Anteil runtergewichten.


Was ich außerdem noch tun würde, das ist Small Caps beizumischen.
Auch hier würde ich in jede Region einzelnen investieren.
Alternativ kann man auch mit einem MSCI World Small Cap Index,
mit über 4.000 Werten, eine Basis schaffen und dann eventuell
einzelne Regionen separat nachjustieren.


Ich hoffe die Folge hat dir einen Einblick gegeben, wie man noch
etwas mehr aus dem Portfolio rausholen kann und wenn du einen
MSCI World ETF hast, dann kannst du dir ja eventuell Änderungen
dazu überlegen. Wenn du weitere Fragen hast, kannst du mir die
gerne stellen auf www.benediktbrandl.com. Und ich hoffe ihr seid
dann auch bei der nächsten Folge wieder dabei wenn es um Tipps
zur Finanzierung in Zeiten niedriger Zinsen geht. Ich wünsch euch
eine schöne Zeit und bis zum nächsten Mal!

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: