#007 Wie du die Sicherheit beim Investieren erhöhst
14 Minuten
Beschreibung
vor 6 Jahren
Heute geht es um das Thema „wie du mehr Sicherheit beim
Investieren erreichst“. Dafür gibt es zwei Optionen. Die 1.
Möglichkeit ist Diversifikation. Also die sinnvolle Streuung von
Risiken. Darüber habe ich aber schon in der 2. Folge sehr
ausführlich gesprochen, deswegen gehen wir heute auf die andere
Möglichkeit genauer ein. Die 2. Möglichkeit ist stufenweise
Zinspapiere, also Anleihen dem Depot hinzuzufügen. Kurzer Exkurs
was eine genau eine Anleihe ist: eine Anleihe ist sozusagen ein
Kredit den du, in den meisten Fällen einem Staat oder einem
Unternehmen verleihst. Die Laufzeit, die Zinszahlungen und auch
die Rückzahlung sind fest vereinbart. Solange Schuldner zahlt ist
das ein relativ sicheres Geschäft. Daher ist der Anleihenmarkt
auch wesentlich weniger anfällig für Wertschwankungen, als der
Aktienmarkt.
Das Mischen von Aktien mit Anleihen bringt im Depot drei
wesentliche Vorteile:
Die Rückgänge sind viel kleiner und die Zeit bis zum Aufholen
des Rückgangs ist viel kürzer. Was das genau heißt seht ihr gleich,
wenn wir uns die Marktdaten anschauen. Die Rendite reduziert sich
nicht so stark wie das Risiko. Dies beschreibt der
Diversifikationseffekt, den Harry Markowitz nachgewiesen hat und
wofür er u. a. dem Nobelpreis erhalten hat. Man ist wesentlich
flexibler bei Marktrückgängen. Wir wissen vom Aktienmarkt, dass 3
von 10 Jahren eine negative Rendite aufweisen, aber wann diese
genau sind, wissen wir nicht. Wenn Aktien wirklich mal um 20% oder
mehr fallen sollten, kann man die Anleihen einfach reduzieren und
günstig in Aktien einsteigen und so sogar einem Rückgang
profitieren. Das ist übrigens kein Markt Timing, weil wir nicht
aufgrund einer Prognose proaktiv investieren, sondern wir reagieren
nur auf vorliegende Fakten und Marktgegebenheiten. Die
Portfolioänderung ist nicht kurzfristig angedacht, sondern als
längerfristige Allokationsentscheidung.
Was wäre also die optimale Aktien/Anleihen Mischung für Dein
Depot? Das häng von deiner Risikoneigung (letzte Folge behandelt)
und deinen Anlagezielen ab. Viele meiner Kunden sind Ü50 oder
Ü60, sechs- oder siebenstellige Beträge zur Veranlagung. Da ist
das Anlageziel ganz anderes als bei einem 20- oder 30-Jährigen.
Es geht um Kapitalerhalt, Inflationsausgleich und laufende
Einkünfte erzielen. Für diese Leute, sind z.b. hohe Aktienquote
weniger gut geeignet, als bei einem 30-Jährigen, der mit dem
Studium fertig ist. In den ersten zwei Folgen habe ich viel über
schlechte Erfahrungen und Verluste geredet, die Anleger in der
Vergangenheit erfahren haben, weil sie teuer gekauft und billig
verkauft haben. Also aus emotionalen Gründen in den Crash hinein
verkauft. Meines Erachtens passiert das, weil die Anleger
schlecht vorbereitet wurden. Im Vertrieb wird es vermieden über
Kosten und Risiken zu sprechen. Ich bin eher ein Fan davon das
Depot darauf aufzubauen, damit es der Anleger langfristig
durchzeihen kann. An dieser Stelle möchte ich meinem selbst
auferlegten Bildungsauftrag nachkommen und habe euch die
historischen Marktdaten mit Renditen, Rückgängen und
Schwankungsbreiten aufbereitet. Ihr könnt sie auf meiner Homepage
www.benediktbrandl.com kostenlos downloaden. Jeder der Investiert
sollte sie kennen, weil er sonst Gefahr läuft überrascht zu
werden. Werfen wir einen Blick in die Marktdaten. Sie reichen von
1988 bis heute, also über die letzten 30 Jahre. Das 100%
Aktienportfolio in Form des weltweiten MSCI All Country Index mit
über 2.400 Aktien hat genau 9,75% jährliche Wertsteigerung
erzielt. Hätte man vor 30 Jahren 100.000 EUR in diesen Index
investiert wären das heute 1,5 Mio Euro. Bei 10.000 wären es
150.000 EUR. An der Stelle muss ich aber gleich einen Disclamer
hinterher schieben: „historische Anlageergebnisse sind keine
Garantie für die zukünftige Entwicklung oder Renditen“. Es kann
also auch auf 30-jährige Zeiträume einmal schlechter laufen.
Allerdings hat der S&P500 von 1926 bis 2018 exakt 10,0%
durchschnittliche Rendite abgeworfen. Ein besonders guter
Ausreißer war das daher nicht. ABER der Weg war mit erheblichen
Schwankungen verbunden. -40% war das schlechteste Jahresergebnis,
und es dauerte 51 Monate, also 4 ¼ Jahre bis der Verlust wieder
kompensiert war. Seit 1926 gab es das übrigens insgesamt 6
Rückgänge dieser Art und teilweise hat es auch 10 Jahre und mehr
gedauert, bis er wieder aufgeholt war. Wer die nötige Zeit und
die mentale Stärke mitbringt, hat der kann auch zu 100% in Aktien
investieren. Wer einen kürzeren Anlagehorizont hat, oder
Wertschwankungen in dem Ausmaß nicht haben will, der muss eine
vorsichtigere Mischung wählen. Das 60er Portfolio hat übrigens 8%
Rendite gemacht die letzten 30 Jahre, bei einem höchsten
Jahresrückgang von nur 21% und die Unterwasserzeit in der
Finanzkrise waren nur 28 Monate also 2,3 Jahre. Wer es noch
vorsichtiger haben will, kann sich noch die Mischung mit 40%
Aktien und 60% Anleihen ansehen. Beim 40er Portfolio waren es
6,8% Rendite bei einem Jahresrückgang von 12,5% in der
Finanzkrise und da hat es 25 Monate gedauert bis wieder alles im
grünen Bereich war. Also komplett unterschiedliche
Portfolioeigenschaften wie bei ausschließlichen Aktienportfolios.
Allerdings muss man auch sagen, dass sich das derzeit niedrige
Zinsniveau auch auf die Aktien und Anleihen Renditen auswirken
wird. Ich würde sowohl für Anleihen als auch für Aktien die
Renditeerwartung über die nächsten 10 Jahre ca. 2 - 3 % niedriger
ansetzen. Was aber immer noch wesentlich höher ist als auf dem
Tagesgeld. Macht euch vor dem Investieren mit den
Marktschwankungen vertraut (die findet ihr auf meiner Homepage)
und dann findet eine Mischung, zu euch und eurem Anlageziel
passt. Vielen Dank fürs zuhören, ich freu mich wenn ihr wieder
dabei sei. Bis dann!
Weitere Episoden
20 Minuten
vor 1 Monat
20 Minuten
vor 4 Monaten
12 Minuten
vor 4 Monaten
10 Minuten
vor 5 Monaten
21 Minuten
vor 7 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)