#003 Kein Markt Timing - Drei wesentliche Erkenntnisse
17 Minuten
Beschreibung
vor 6 Jahren
Mache kein Markt-Timing. Es ist die zweite von drei Folgen zum
Thema: die drei wesentlichen Erkenntnisse aus der
Kapitalmarktforschung. In der ersten Folge haben wir über die
erste Erkenntnis gesprochen. Diese war „kaufe keine einzelnen
Aktien, sondern streue immer breit. Wie breit genau, darauf gehen
wir auf jeden Fall später noch ein. Heute besprechen wir
allerdings eine andere Erkenntnis. Man könnte auch sagen einen
Fehler durch den massenhaft Anleger draufgezahlt haben. Und wovon
auch die Bankenindustrie zu einem gewissen Teil lebt. Heute dreht
es sich um das Thema Markt-Timing. Was ist das genau? Es ist der
Versuch zur richtigen Zeit in der richtigen Anlage zu sein. Oder
der Versuch Verluste zu vermeiden und nur zu investieren, wenn
die Aussichten gut sind. Bzw. nicht zu investieren, wenn die
Aussichten schlecht sind. Der aller größter Schaden entsteht,
wenn man verkauft, weil es gerade runter geht. Damit wurde
definitiv das meiste Geld vernichtet. Sowohl bei Privat- wie auch
bei Großanlegern. Das ist alles Markt-Timing. Wissenschaftlich
investieren heißt passiv investieren, also ohne dass man aktiv
einwirkt und ohne, dass man Prognosen macht über etwas das
potenziell passieren könnte. Z. b. ob jetzt gerade ein guter
Zeitpunkt zum Einsteigen ist oder nicht. Der richtige Ein- und
Ausstieg ist ohnehin eine komplette Illusion und wir sind alle
absolute Banausen darin. Das zeigt die Statistik des BVI das
Anlegerverhalten zu Zeiten der Dot-Com Blase um das Jahr 2000
herum. Damals entstand eine wahnsinnige Euphorie um
Technologieunternehmen. Diese Statistik zeigt die Mittelzuflüsse
in Investmentfonds, also wann wurde wieviel Geld investiert oder
entnommen. Bis zum Jahr 1996 waren kaum Zuflüsse zu verzeichnen.
Bis Ende des Jahres 1999 hat sich der DAX mehr als verdoppelt,
während sich der Neue Markt um den Faktor 17 steigerte! Und dann
erst sind die Zukäufe explodiert. Im Jahr 2000 wurden mehr als
das 20 fache dessen, was 1996 investiert wurde. Und das war dann
auch das Ende der Fahnenstange. Ab da ging es dann runter. Bis
Anfang 2003 verlor der Dax 60%, der neue Markt über 90%.
Eigentlich eine gute Zeit zum Kaufen. Wer damals, vor 15 Jahren
den Dax als Indexfonds gekauft hätte, der hätte bis heute 12 %
jährliche Wertsteigerung erzielt. Aber damals wollte sie keiner
mehr. 2004 sind also mehr Leute ausgestiegen als eingestiegen.
Daher kommt ein Großteil der schlechten Anlageerfahrungen. Es
gibt keine fixen Muster oder Algorithmen mit denen man
vorhersagen kann was die nächsten 6, 12 oder 18 Monate passieren
wird. Leider genau das was die Finanzindustrie verspricht. Es
verkauft sich einfach besser, wenn man dem Anleger sagt, dass ein
Spezialist, sich darum kümmert. Er Investiert nur dann, wenn es
gut läuft und „geht raus“, wenn es schlecht läuft. So kommt es,
dass Produkte mit diesen Versprechungen entwickelt werden und die
Fondsmanager mit ihren Teams den ganzen Tag Prognosen machen und
nach diesen Prognosen investieren. Wenn euch ein Fonds angeboten
wird, dann fragt unbedingt, ob darin aktive Anlageentscheidungen
getroffen werden und in welchem Rahmen sich die Aktienquote
befindet. Wenn in Abhängigkeit der Meinung des Managers zu 0 oder
100% in Aktien investiert wird, würde ich davon dringend abraten.
Ich habe selbst mit dieser Art von Anlagen ausschließlich
schlechte Erfahrungen gemacht, was mich selbst auf die Schiene
des passiven Investierens gebracht hat. Wie macht man es also
besser? Zwei Punkte: 1. ein breit gestreutes Portfolio aufbauen
2. und dieses passiv verwalten Passiv heißt so viel wie kaufen
und liegen lassen. Was das Thema Sicherheit betrifft, kann man
auch im passiven Modus super variieren. Man legt fest, wieviel
Risiko man eingehen will und Matcht das dann mit seiner
Renditeerwartung. Aus meiner beruflichen Praxis kann ich sagen,
dass 100% Aktien so gut wie nie ins Depot kommen. Mehr Sicherheit
erreicht man hauptsächlich durch die Beimischung von
Zinspapieren. Dazu kommt aber demnächst eine eigene Folge dazu.
Zu Beginn legt man sich für ein solches Mischverhältnis aus
Aktien und Anleihen fest und dann bleibt man dabei. Key take away
aus dieser Folge Wenn du richtig Diversifizierst und Risiken
streust, ist es nicht nötig zu versuchen die schlechteren Jahre
zu vermeiden. Denn in 7 von 10 Jahren steigen die Märkte sowieso.
Wie eine Münze bei der von 10 Würfen 7-mal Kopf kommt. Wieso auch
nur einmal dann auf Zahl setzen? Das macht keinen Sinn. Leider
macht das der Großteil der Anleger aber so, das zeigt eine Studie
von Vanguard. Das ist ein genossenschaftlicher Indexfondsanieter.
Die haben den Vanguard 500 der passiv in die 500 größten US
Unternehmen investiert (einfach gesagt) und das fast kostenlos -
weil kein Manager drauf ist. Da sprechen wir im nächsten Teil
drüber. Der Vanguard 500 ist über einen Zeitraum von 20 Jahren um
8,0% pro Jahr gestiegen, unter der Voraussetzung, dass man ihn
einfach nur gekauft und liegen gelassen hat. Ohne Prognosen, ohne
rein und raus gehen - am besten ohne drauf zu schauen. Gemessen
am investierten Kapital konnten die Investoren haben aber nur
3,5% für sich zu nutzen. Und zwar nur deshalb, weil sie aktive
Entscheidungen über Ein- und Ausstieg getroffen haben. Im Schnitt
einfach falsch lagen, da sie immer dann raus gingen, wenn es
runter geht und erst wieder rein wenn es viel zu spät war.
Selbst, wenn das das einzige ist, was du von dem ganzen Podcast
mit nimmst hat sich die investierte Zeit schon gelohnt. Das war
es mit der heutigen Folge, ich hoffe es hat dich weiter gebracht.
Beim nächsten Mal kommt die Dritte und letzte Erkenntnis aus
dieser Reihe dran. Ich hoffe du bist wieder dabei, bis dann!
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