Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst … oder was?

Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst … oder was?

Was ist Freiheit? Was ist Glück? Ist vielleicht b…
11 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Was ist Freiheit? Was ist Glück? Ist vielleicht beides ein und
dasselbe?   Frei ist, wer gelassen ist, weil er weiß, dass er
nichts wissen kann. Diese von Sokrates stammende Weltweisheit
bedeutet nun aber mitnichten, das Denken einstellen zu sollen.
Vielmehr beinhaltet sie den Rat, sich auf sich selbst zu
konzentrieren, um sich nicht im unendlichen Wust der Welt zu
verlieren.   Natürlich macht Geld glücklich. Vor allem, wenn
man es sich selbst erarbeitet hat. Dafür benötige ich aber den
Hebel des Bewusstseins. Wer zu gierig ist, scheitert. Das wissen
auch alle, die das Publikum mit hochglänzenden Bildern von Glück
und Verheißung zuschütten. Sie nutzen die Schwäche der Empfänger
aus. Die Gefahr, sich in von außen auf das Selbst einströmenden
Informationen und Bildern zu verlieren, wächst jeden Tag. Je
attraktiver die Bilder, umso größer die Verlockung, sich mit ihnen
zu identifizieren. Je volatiler und flüchtiger das Angebot, je
stärker auch der von für die Informationen verantwortlichen
Interessengruppen ausgehende Konformitätsdruck, umso größer die
Neigung des fragilen Ichs vor allem junger Menschen, selbst
volatil, flüchtig und opportunistisch zu werden.   Ich! Jetzt
erst recht!   Natürlich brauchen wir Vorbilder. Wenn wir aber
nicht verstehen, worauf wir uns im digitalen Universum einlassen,
wird sich die Sache mit dem Glück und der Freiheit äußerst quälend
gestalten. Was bedeutet, dass es Sinn macht, nach Identität zu
streben. Identität, Unterscheidbarkeit, Individualität und
Integrität – mit anderen Worten: Ein konsistentes, gesundes Ich –
ist heute wichtiger denn je. Nicht nur, weil es Freiheit bedeutet;
vielmehr ist es unabdingbare Voraussetzung, um im globalen
Wettbewerb der Identitäten und Unverwechselbarkeiten bestehen zu
können. Insofern ist die Digitalisierung ein Geschenk an die Psyche
des nach sich selbst suchenden Individuums. Ein Mensch, der heute
erfolgreich sein will, muss erkennbar, muss unterscheidbar – muss
Marke sein.   Identität bekommt man aber nicht geschenkt.
Vielmehr muss man sie sich erarbeiten. Der Unterschied zwischen
arbeiten und sich-etwas-erarbeiten ist viel mehr als nur graduell.
Wer Identität erreichen will, kommt, Sokrates hin, Sokrates her, um
die Mühen des Denkens nicht herum. Nun leben wir in einer Zeit, in
der Lebenserfolg, die Freiheit und das Glück eines Menschen in
großem Maße von Geld abzuhängen scheint. „Scheint“, wohlgemerkt.
Denn die Digitalisierung, Volatilität hin, Flüchtigkeit her, ist
eine Bühne, auf der jeder, selbst der ärmste Tropf, sich darstellen
und in den Wettbewerb der Identitäten eintreten kann. Das ist toll!
  Entscheidend für die Fähigkeit wiederum, im Wettbewerb zu
bestehen, ist das Wissen um die in diesem Wettbewerb geltenden
Denkgrammatiken. Auch wenn für den Eintritt in den Wettbewerb sowie
den Erwerb von Identität kein Geld investiert werden muss, so ist
das Ziel ja doch der Erwerb von Geld, und so dreht sich am Ende
doch alles um Kohle. Das ist auch kein bisschen verwerflich. Hier
sind zutiefst unbewusste Mechanismen am Werk.   Der Geist und
das Geld   Die Sphären des Geldes und des Denkens weisen
außerordentlich große Schnittmengen auf. Denkt man in ökonomischen
Kategorien, sind sie sogar deckungsgleich. Das „Denken in Geld“
erfasst den Menschen als Ganzes, es betrifft die elementare
psychische und physische Konsistenz. Aus der psychischen und
physischen Konsistenz des Menschen konfiguriert sich die Identität.
Denken in Geld betrifft also 1.psychische Zustände und Prozesse,
die den Menschen beim Umgang mit Geld in allen möglichen
Aggregatzuständen begleiten, 2.praktische Operationen, die der
Mensch als tätiges in sozialen und arbeitsteiligen Kontexten
lebendes Subjekt vollzieht. Geld hat also zwei Dimensionen: Eine
individuelle und eine gesellschaftliche.   Wenden wir uns
zunächst dem Individuum zu: Wie denkt es? Was denkt es? Denken...
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