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Beschreibung
vor 6 Jahren
Warum rekurrieren wir eigentlich wieder und wieder auf die
Vergangenheit – wo es doch um die Zukunft geht? Das Zustandekommen
des Hier und Jetzt als Ausgangspunkt von Zukunftsgestaltung ist
gerade in unserer heutigen, von Suche und Sehnsucht geprägten und
gebeutelten Zeit, wichtiger denn je. Wer nicht weiß, wie die
Gegenwart entstanden ist, wird, wenn es um die Deutung der Zukunft
geht, in große Schwierigkeiten geraten. Und der Weg zu sich selbst,
zur eigenen Identität, wird ein felsiger, nur schwer zu Begehender
werden. Die Sicherheit über das eigene Wesen, die Identität, das
Wissen über das eigene Wollen und Begehren ist die einzig
zuverlässige Kompassnadel, mit der sich der Mensch in einer immer
komplexer – und dabei interessanter – werdenden Welt selbst
verorten kann. Deshalb gehen wir beim Thema
Digitalisierung wieder und wieder auf diese, unsere Wurzeln ein.
Nicht, dass wir am Ende abheben und uns selbst verlieren – denn
diese Gefahr ist im Prinzip bei allen technologischen Entwicklungen
latent. Allerdings berührt Digitalisierung wie keine technische
Entwicklung zuvor die menschliche Psyche. Und je komplexer
die digitalen Angebote und Anwendungen, je größer ihre Vorteile und
Verlockungen, umso schwieriger sind gleichzeitig ihre Folgen zu
durchschauen. Wer sich also selbst verstehen will (und
anders wird es kaum gehen), der muss die Vergangenheit verstehen,
denn: Unser Denken und Fühlen ergibt sich aus den von der
Vergangenheit hervorgebrachten Erscheinungen, Erfindungen und
Entwicklungen, aus diesem Inventar entstehen unsere
Denkgrammatiken. Deshalb machen wir von Zeit zu Zeit eine
kurze Bestandsaufnahme – um herauszufinden, weshalb wir heute so
und nicht anders denken. Dabei ist Vergangenheit auch die soeben
erst verronnene Stunde, der gerade vergangene Moment. Diese stets
sich ereignende Gegenwart, das permanente Verrinnen des
Augenblicks, die unfassbare Flüchtigkeit, ist der Ausgangspunkt des
Nächsten und Kommenden. Unentwegt geschehen Dinge, auf die wir
reagieren und die in irgendeiner Weise unser Denken und Fühlen
beeinflussen. Aber wie denken wir eigentlich? Und vor allem:
was? Definieren wir Denken als Deuten, Deuten als Werten und
Ausmessen, dann kommen wir zwingend zu dem Schluss, dass wir, heute
mehr denn je, in pekuniären Kategorien, also in Kategorien des
Geldes denken. Was ist aber Geld? Ist es einfach nur ein
Zahlungsmittel? Nein, Geld ist das, was wir alle haben wollen, und
davon möglichst viel, was völlig normal ist. Das ist aber nur die
Habenseite, das Objekt, auf das sich unser Verlangen richtet. Das
Verlangen selbst ist eine zutiefst unbewusste Kategorie, dem unsere
psychische Energie im weitesten Sinne zugrunde liegt. Indem der
Psychoanalytiker C.G. Jung psychische Energie als Libido
definierte, griff er den Freudschen Terminus des Verlangens auf,
der sich aber bei Letzterem auf das rein Sexuelle beschränkte. C.G.
Jung dehnte es auf das gesamte unbewusste Wollen und Wünschen des
Menschen aus. Demnach wäre Geld Objekt der Begierde und das Symbol
der psychischen Energie, die unser Sein bestimmt, Symbol unseres
Antriebs und Ehrgeizes. Damit kann Geld als Synthese aus Haben und
Sein aufgefasst werden, es spiegelt die beiden Seiten des Daseins.
Mit dem janusköpfigen Charakter der menschlichen Existenz hat sich
ein anderer Psychoanalytiker, Erich Fromm, in seinem bekannten Werk
„Haben und Sein“ auseinandergesetzt. Wappen und Zahl: Die
zwei Seiten der Münze. Alles, was wir wahrnehmen und tun,
hat zwei Seiten: Eine äußere, sichtbare, und eine unsichtbare,
dafür fühlbare, innere. Das Innere strebt nach dem Äußeren. Ohne
Wollen und Streben ist das menschliche Dasein nicht vorstellbar.
Und auch wenn Goethe die Auffassung vertrat, dass der Mensch im
Irrtum sei, solang er strebt, so ändert dies nichts daran, dass er
es tut. Nicht nur die Münze hat zwei Seiten, sondern auch das
menschliche Gehirn, in...
Vergangenheit – wo es doch um die Zukunft geht? Das Zustandekommen
des Hier und Jetzt als Ausgangspunkt von Zukunftsgestaltung ist
gerade in unserer heutigen, von Suche und Sehnsucht geprägten und
gebeutelten Zeit, wichtiger denn je. Wer nicht weiß, wie die
Gegenwart entstanden ist, wird, wenn es um die Deutung der Zukunft
geht, in große Schwierigkeiten geraten. Und der Weg zu sich selbst,
zur eigenen Identität, wird ein felsiger, nur schwer zu Begehender
werden. Die Sicherheit über das eigene Wesen, die Identität, das
Wissen über das eigene Wollen und Begehren ist die einzig
zuverlässige Kompassnadel, mit der sich der Mensch in einer immer
komplexer – und dabei interessanter – werdenden Welt selbst
verorten kann. Deshalb gehen wir beim Thema
Digitalisierung wieder und wieder auf diese, unsere Wurzeln ein.
Nicht, dass wir am Ende abheben und uns selbst verlieren – denn
diese Gefahr ist im Prinzip bei allen technologischen Entwicklungen
latent. Allerdings berührt Digitalisierung wie keine technische
Entwicklung zuvor die menschliche Psyche. Und je komplexer
die digitalen Angebote und Anwendungen, je größer ihre Vorteile und
Verlockungen, umso schwieriger sind gleichzeitig ihre Folgen zu
durchschauen. Wer sich also selbst verstehen will (und
anders wird es kaum gehen), der muss die Vergangenheit verstehen,
denn: Unser Denken und Fühlen ergibt sich aus den von der
Vergangenheit hervorgebrachten Erscheinungen, Erfindungen und
Entwicklungen, aus diesem Inventar entstehen unsere
Denkgrammatiken. Deshalb machen wir von Zeit zu Zeit eine
kurze Bestandsaufnahme – um herauszufinden, weshalb wir heute so
und nicht anders denken. Dabei ist Vergangenheit auch die soeben
erst verronnene Stunde, der gerade vergangene Moment. Diese stets
sich ereignende Gegenwart, das permanente Verrinnen des
Augenblicks, die unfassbare Flüchtigkeit, ist der Ausgangspunkt des
Nächsten und Kommenden. Unentwegt geschehen Dinge, auf die wir
reagieren und die in irgendeiner Weise unser Denken und Fühlen
beeinflussen. Aber wie denken wir eigentlich? Und vor allem:
was? Definieren wir Denken als Deuten, Deuten als Werten und
Ausmessen, dann kommen wir zwingend zu dem Schluss, dass wir, heute
mehr denn je, in pekuniären Kategorien, also in Kategorien des
Geldes denken. Was ist aber Geld? Ist es einfach nur ein
Zahlungsmittel? Nein, Geld ist das, was wir alle haben wollen, und
davon möglichst viel, was völlig normal ist. Das ist aber nur die
Habenseite, das Objekt, auf das sich unser Verlangen richtet. Das
Verlangen selbst ist eine zutiefst unbewusste Kategorie, dem unsere
psychische Energie im weitesten Sinne zugrunde liegt. Indem der
Psychoanalytiker C.G. Jung psychische Energie als Libido
definierte, griff er den Freudschen Terminus des Verlangens auf,
der sich aber bei Letzterem auf das rein Sexuelle beschränkte. C.G.
Jung dehnte es auf das gesamte unbewusste Wollen und Wünschen des
Menschen aus. Demnach wäre Geld Objekt der Begierde und das Symbol
der psychischen Energie, die unser Sein bestimmt, Symbol unseres
Antriebs und Ehrgeizes. Damit kann Geld als Synthese aus Haben und
Sein aufgefasst werden, es spiegelt die beiden Seiten des Daseins.
Mit dem janusköpfigen Charakter der menschlichen Existenz hat sich
ein anderer Psychoanalytiker, Erich Fromm, in seinem bekannten Werk
„Haben und Sein“ auseinandergesetzt. Wappen und Zahl: Die
zwei Seiten der Münze. Alles, was wir wahrnehmen und tun,
hat zwei Seiten: Eine äußere, sichtbare, und eine unsichtbare,
dafür fühlbare, innere. Das Innere strebt nach dem Äußeren. Ohne
Wollen und Streben ist das menschliche Dasein nicht vorstellbar.
Und auch wenn Goethe die Auffassung vertrat, dass der Mensch im
Irrtum sei, solang er strebt, so ändert dies nichts daran, dass er
es tut. Nicht nur die Münze hat zwei Seiten, sondern auch das
menschliche Gehirn, in...
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