Surfen im Schneckentempo und warum die Esten ein kleines erfolgreiches digitales Volk sind
Wenn die Behörde digital wird und Deutschlan…
14 Minuten
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Beschreibung
vor 7 Jahren
Wenn die Behörde digital wird und Deutschland im
Schneckentempo den Esten hinterher surft Wenn man davon
redet, dass es Startups einfacher mit der Digitalisierung haben,
als große Konzerne, da diese ja schon feste Strukturen haben und
auch logistisch einfach viel größer und komplexer sind - dann ist
in diesem Fall Estland das Startup und Deutschland der große
Konzern. Während es nämlich Estland ganz leicht fällt,
Verwaltungsaufgaben und überhaupt Großteile der Behörden digital
abzuwickeln, scheint Deutschland mit so einer digitalen Verwaltung
noch so einige Schwierigkeiten zu haben. Oder besser gesagt: Sie
existiert in Deutschland nicht. Wollen wir doch mal genauer
beleuchten, welche Vor- und welche Nachteile so eine digitale
Behörde überhaupt hat, wie weit Deutschland davon entfernt ist und
was passieren müsste, damit Deutschland so wie Estland den Sprung
von der Arbeitswelt 4.0 in die Verwaltung 4.0 macht.
Digitale Verwaltung - Was genau heißt das eigentlich? Hast
du in letzter Zeit mal versucht, einen Termin beim Bezirksamt zu
bekommen? Ich hatte das Vergnügen. Die Termine waren - ganz ähnlich
wie bei einigen Fachärzten - bis auf mehrere Monate im Voraus
ausgebucht. Und das nur, um ein Schriftstück abzugeben und eine
Unterschrift zu bekommen. Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht in
jedem Fall, für die alltäglichen Behördengänge findet sich
normalerweise noch ein Zeitslot, wenn auch meist in einem
Bürgeramt, was weiter außerhalb liegt. Wer jedoch seinen Pass
dringend noch vor dem Urlaub erneuern muss oder auf ein bestimmtes
Bezirksamt angewiesen ist, der sollte entweder eine Stange Geld für
die Express Ausstellung einplanen oder aber sehr viel Vorlaufzeit.
Die Esten haben dieses Problem nicht mehr. Vieles wird
inzwischen online erledigt. Von der An-, Um- und Abmeldung bis hin
zu Wahlen. Ein paar Klicks, einige Pins und Sicherheitsfragen und
schon kann man all diese Angelegenheiten von der heimischen Couch
auch außerhalb der Öffnungszeiten erledigen. Das spart nicht nur
Mühe, sondern auch diverse Kosten, zumindest auf lange Sicht. Der
estländische Regierungsmitarbeiter und Digitalisierungs-Befürworter
Indrek Õnnik spricht von einer jährlichen Ersparnis von 2% des BIP
in Estland. In Deutschland wären das rund 60 Milliarden Euro.
Und warum machen wir das noch nicht? Ja, das fragt
man sich wirklich. Warum eigentlich nicht? Tatsächlich tun wir
derzeit überhaupt noch recht wenig, um auch nur annähernd in diese
Richtung zu gehen. Das sonst so innovative und hochentwickelte
Deutschland liegt ganz schön weit hinten in der digitalen
Verwaltung. Auf Platz 20 um genau zu sein und zwar nicht weltweit,
sondern im Ranking der EU-Mitgliedstaaten. Festgehalten wird dies
einmal im Jahr vom The Digital Economy and Society Index (DESI).
Estland belegt Platz 1, wie auch schon im Vorjahr. Erschreckend ist
aber vor allem, dass Deutschland es seit dem letzten Jahr sogar
nochmal 2 Plätze runter geschafft hat. Das heißt, entweder lässt
Deutschland nach oder alle anderen holen auf - bis auf Deutschland.
In beiden Fällen: Keine Glanzleistung. Doch warum ist das so fragt
man sich? Der meist genannte Grund ist sonnenklar:
Datensicherheit. Politische Wahlen, sensible Daten wie Wohnort,
Passnummer, jedoch auch Krankenakten-Daten und dergleichen sind
nicht unbedingt Dinge, die man gern auf eine Reise ins unbekannte
Netz schickt. Was passiert mit meinen Daten und wer kann sie
einsehen? Dieses Misstrauen ist die wohl größte Bremse der
Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Jedoch nicht die
einzige. Die digitale Infrastruktur fehlt in Deutschland
Eine weitere Hürde ist die fehlende Infrastruktur für
digitale Vorgänge in deutschen Behörden. Zwar gibt es seit 2010 den
elektronischen Personalausweis, bei dessen Ausstellung deutsche
Bürger die e-ID Funktion freischalten können, die es ermöglicht,
sich digital auszuweisen und Dokumente zu...
Schneckentempo den Esten hinterher surft Wenn man davon
redet, dass es Startups einfacher mit der Digitalisierung haben,
als große Konzerne, da diese ja schon feste Strukturen haben und
auch logistisch einfach viel größer und komplexer sind - dann ist
in diesem Fall Estland das Startup und Deutschland der große
Konzern. Während es nämlich Estland ganz leicht fällt,
Verwaltungsaufgaben und überhaupt Großteile der Behörden digital
abzuwickeln, scheint Deutschland mit so einer digitalen Verwaltung
noch so einige Schwierigkeiten zu haben. Oder besser gesagt: Sie
existiert in Deutschland nicht. Wollen wir doch mal genauer
beleuchten, welche Vor- und welche Nachteile so eine digitale
Behörde überhaupt hat, wie weit Deutschland davon entfernt ist und
was passieren müsste, damit Deutschland so wie Estland den Sprung
von der Arbeitswelt 4.0 in die Verwaltung 4.0 macht.
Digitale Verwaltung - Was genau heißt das eigentlich? Hast
du in letzter Zeit mal versucht, einen Termin beim Bezirksamt zu
bekommen? Ich hatte das Vergnügen. Die Termine waren - ganz ähnlich
wie bei einigen Fachärzten - bis auf mehrere Monate im Voraus
ausgebucht. Und das nur, um ein Schriftstück abzugeben und eine
Unterschrift zu bekommen. Ganz so schlimm ist es zum Glück nicht in
jedem Fall, für die alltäglichen Behördengänge findet sich
normalerweise noch ein Zeitslot, wenn auch meist in einem
Bürgeramt, was weiter außerhalb liegt. Wer jedoch seinen Pass
dringend noch vor dem Urlaub erneuern muss oder auf ein bestimmtes
Bezirksamt angewiesen ist, der sollte entweder eine Stange Geld für
die Express Ausstellung einplanen oder aber sehr viel Vorlaufzeit.
Die Esten haben dieses Problem nicht mehr. Vieles wird
inzwischen online erledigt. Von der An-, Um- und Abmeldung bis hin
zu Wahlen. Ein paar Klicks, einige Pins und Sicherheitsfragen und
schon kann man all diese Angelegenheiten von der heimischen Couch
auch außerhalb der Öffnungszeiten erledigen. Das spart nicht nur
Mühe, sondern auch diverse Kosten, zumindest auf lange Sicht. Der
estländische Regierungsmitarbeiter und Digitalisierungs-Befürworter
Indrek Õnnik spricht von einer jährlichen Ersparnis von 2% des BIP
in Estland. In Deutschland wären das rund 60 Milliarden Euro.
Und warum machen wir das noch nicht? Ja, das fragt
man sich wirklich. Warum eigentlich nicht? Tatsächlich tun wir
derzeit überhaupt noch recht wenig, um auch nur annähernd in diese
Richtung zu gehen. Das sonst so innovative und hochentwickelte
Deutschland liegt ganz schön weit hinten in der digitalen
Verwaltung. Auf Platz 20 um genau zu sein und zwar nicht weltweit,
sondern im Ranking der EU-Mitgliedstaaten. Festgehalten wird dies
einmal im Jahr vom The Digital Economy and Society Index (DESI).
Estland belegt Platz 1, wie auch schon im Vorjahr. Erschreckend ist
aber vor allem, dass Deutschland es seit dem letzten Jahr sogar
nochmal 2 Plätze runter geschafft hat. Das heißt, entweder lässt
Deutschland nach oder alle anderen holen auf - bis auf Deutschland.
In beiden Fällen: Keine Glanzleistung. Doch warum ist das so fragt
man sich? Der meist genannte Grund ist sonnenklar:
Datensicherheit. Politische Wahlen, sensible Daten wie Wohnort,
Passnummer, jedoch auch Krankenakten-Daten und dergleichen sind
nicht unbedingt Dinge, die man gern auf eine Reise ins unbekannte
Netz schickt. Was passiert mit meinen Daten und wer kann sie
einsehen? Dieses Misstrauen ist die wohl größte Bremse der
Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Jedoch nicht die
einzige. Die digitale Infrastruktur fehlt in Deutschland
Eine weitere Hürde ist die fehlende Infrastruktur für
digitale Vorgänge in deutschen Behörden. Zwar gibt es seit 2010 den
elektronischen Personalausweis, bei dessen Ausstellung deutsche
Bürger die e-ID Funktion freischalten können, die es ermöglicht,
sich digital auszuweisen und Dokumente zu...
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