Critical Classics: Bachs Johannespassion – diskriminierungsfrei?

Critical Classics: Bachs Johannespassion – diskriminierungsfrei?

Ein Gespräch mit Änne-Marthe Kühn und Berthold Schneider von Critical Classics
55 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
Welcher Text und welche Musik sind eigentlich heilig und dürfen
nicht verändert werden? Die Initiative Critical Classics hat es vor
kurzem gewagt und das Libretto von Mozarts „Zauberflöte“ verändert.
Denn einige Stellen wirken heute diskriminierend, frauenfeindlich.
Durften sie das – sollten sie es gar? Das hat ein ziemliches
Medienecho ausgelöst. Manche stimmten zu, andere schimpften über
Cancel Culture. Nun wendet sich diese Initiative einem der
wichtigsten Werke der geistlichen Musik zu: der Johannespassion von
Johann Sebastian Bach. Sollen nun die Verse, die als judenfeindlich
angesehen werden, ersetzt werden? Schon seit vielen Jahren wird in
der evangelischen Theologie und Kirchenmusik kritisch über Teile
von Bachs Johannespassion diskutiert. Sie wirken nicht erst nach
der Shoa judenfeindlich. Wie kann man das heute noch singen und
spielen? Viel ist versucht worden an Bildungsarbeit in Gesprächen
vor den Aufführungen, in Texten in Programmheften. Aber reicht das?
Die Initiative Critical Classics möchte einen Schritt weiter gehen
und Vorschläge machen, wie man einige Passagen diskriminierungsfrei
gestalten könnte. Aber würde dabei nicht Wesentliches verloren
gehen? Wer heute Bachs Johannespassion singt oder hört, denkt
unseren historischen (und theologischen) Abstand zu ihr immer mit
oder sollte es tun. Das reizt zum Nachdenken, ohne den es den
musikalischen Genuss und die geistliche Erbauung nicht geben kann.
Doch wie soll man sich auseinandersetzen, wenn das Anstößige
ausgeschieden worden ist?

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