Der Nahe Osten explodiert, die Ukraine erodiert | Von Wolfgang Effenberger
40 Minuten
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vor 1 Monat
Die Drachensaat des 1. Weltkriegs geht auf
Ein Standpunkt von Wolfgang Effenberger.
In der Ukraine und im Nahen Osten brennen die Lunten an einem
Pulverfass. Lunten, die bereits im 1. Weltkrieg gelegt worden
sind. Für jeden, der sehen will, sind die noch aus dem nie
aufgearbeiteten 1. Weltkrieg stammenden Verwerfungslinien zu
erkennen. Weitere Eskalationen in diesen beiden Krisenherden
könnten in einen dritten Weltkrieg führen. Und der Wille zur
Deeskalation ist nicht erkennbar.
Da wird die für den 10. bis 12. Oktober geplante Deutschlandreise
des US-Präsidenten Joe Biden wegen des auf Florida zusteuernden
Hurrikan Milton kurzfristig abgesagt(1), da Biden sich auf die
Maßnahmen zur Bewältigung der Hurrikane Helene und Milton
konzentrieren wolle,(2) während die Kriegsfurie über den ganzen
Planeten tobt! Was sind das für Prioritäten?
Am Samstag, dem 12. Oktober, hätte sich auf dem US-Stützpunkt
Ramstein in Deutschland der US-Präsident mit der
Ukraine-Kontaktgruppe treffen wollen. Es hätte ein weiteres Paket
an Hilfsmaßnahmen für die Ukraine geschnürt werden sollen,
während vor allem die Briten hofften, Präsident Biden erteile
endlich die Zustimmung zum Abschuss von NATO-Langstreckenraketen
von der Ukraine aus tief ins russische Gebiet. Präsident Putin
hatte jedoch erst Ende September deutlich gemacht, dass derartige
Angriffe Russland veranlassen könnten, seine überarbeitete
Nukleardoktrin in Kraft zu setzen. Das dürfte nun aber vermutlich
nur bis zum geplanten Treffen der NATO-Verteidigungsminister in
Brüssel verschoben sein.
Mitte September 2024 analysierte der provokante Ex-Nato-General,
Harald Kujat, 2019/20 als Aufsichtsratsvorsitzender und
Aushängeschild der Waffenschmiede Heckler & Koch(3) im
Expertentalk mit Michael Clasen schonungslos die Kriegslage im
Osten(4) und warnte in deutlichen Worten vor einer
unkontrollierbaren Eskalation.
Seit Kriegsbeginn sei die militärische Lage der Ukraine „immer
kritischer geworden“, sagt Kujat – trotz der „massiven westlichen
Unterstützung“(5). Man müsse daher davon ausgehen, dass trotz
fortgesetzter Unterstützung Kiews durch EU und NATO die Ukraine
immer schwächer werde. Und dass am Ende eine „militärische, und
zwar eine katastrophale militärische Niederlage der
Ukraine“(6) stehe. Russland rücke im Donbass langsam, aber
unaufhaltsam vor. Die Frage, ob eine Seite diesen Krieg gewinnen
kann, verneinte Kujat. Russland würde die erhoffte Pufferzone
zwischen seinen Grenzen und dem Gebiet der NATO nicht bekommen,
während die USA weiter versuchen könnten, Russland politisch,
wirtschaftlich und militärisch zu schwächen. Richtig erkannte
Kujat, dass der eigentliche Rivale der USA in den kommenden
Jahren und Jahrzehnten aber China sei. So nannte Biden in der
Nationalen Sicherheitsstrategie vom Oktober 2022 als Hauptziele
zunächst den Abbau der wachsenden multidisziplinären Bedrohung
durch China und dann die Abschreckung der von Russland
ausgehenden Herausforderung in Europa...
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Bildquelle: GAmedia / shutterstock
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