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Beschreibung
vor 4 Wochen
Der Text und der Autor, die wir heute hier vorstellen, sind
erstaunliche Einzelfälle – Ausnahmen von der Regel. So ist Franz
Grillparzers „Der arme Spielmann“ ganz ohne Zweifel eine der
schönsten, emotional bewegendsten, psychologisch einfühlsamsten
sowie sprachlich eingängigsten Novellen der gesamten deutschen
Literatur – zugleich aber weitgehend vergessen. Weder in der
Germanistik noch in anderen Literaturwissenschaften sieht man
einen Anlass, sich mit diesem Werk zu befassen. Das hängt
wahrscheinlich damit zusammen, dass Grillparzer ein sehr schmales
Prosawerk hinterlassen hat – gerade mal zwei Novellen und eine
Autobiographie –, das provoziert Wissenschaftler, die sich mit
Erzählliteratur beschäftigen, nicht gerade zur Hinwendung zu
diesem Autor.
Ungewöhnlich ist auch Franz Grillparzer selbst: In der Regel
finden Schriftstellerinnen und Schriftsteller die ihren
Fähigkeiten und Ausdrucksvorlieben entsprechende Textgattung.
Grillparzer allerdings wollte über viele Jahre hinweg der
bedeutendste Dramatiker seiner Zeit in seinem Land sein. So
versuchte er immer wieder, klassische Dramen im Goethe-Stil zu
verfassen – auch in der Hoffnung, diese einmal in Weimar
aufgeführt zu sehen. Aber nein, Goethe konnte sich nicht erwärmen
für den Österreicher. Die beiden trafen sich sogar einmal, doch
auch das half nichts. Aus heutiger Sicht ist klar: Grillparzers
eigentliches Genre war nicht das Drama, sondern die Prosa. Doch
er selbst wusste das nicht – oder wollte davon nichts wissen –
und schrieb neben der ästhetisch überragenden Novelle „Der arme
Spielmann“ nur noch eine weitere, nicht ganz so überzeugende.
Alles braucht Übung. Die fehlte ihm nun einmal. Was hätte es
nicht noch für Grillparzer-Werke geben können?!
Jeder Mensch, der zur Empathie fähig ist, wird gerührt, wenn er
diese Geschichte hört oder liest. Durch Rose Lohmanns durchweg
empathische Darbietung in unserer Aufnahme wird denn auch klar,
dass Grillparzer sein Vorbild Goethe in der Literaturgattung
Novelle bei weitem übertrumpft! Es ist eines jener Werke, für die
es keinen Vergleich gibt. Es ist einzigartig. Über jeden Zweifel
erhaben. Franz Grillparzers Novelle erschien erstmals im Jahr
1847. Die Lohmann las sie 176 Jahre später ein. Dieser Abstand
ist in der Aufnahme nicht zu spüren/hören. Alles passt. Es ist
perfekt. – Heute der erste Teil. Nächste Woche der zweite.
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