Episode 28: Identität und Nationalismus – Wie aus Nachbarn und Freunden Feinde wurden // mit Meri Eramut
1 Stunde 21 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Woche
„Wer bist du als Mensch? Können unsere Herzen korrespondieren?“ –
Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von
Meri Eremut, die in dieser Episode von ihrem Weg zwischen
Kulturen und Krisen erzählt. Geboren in Deutschland, aber als
„Kofferkind“ bis zum Vorschulalter bei ihrer Tante in Kroatien
aufgewachsen, kennt Meri das Gefühl, nirgendwo ganz
dazuzugehören. In unserem Gespräch wird deutlich, wie ihre
Identität durch äußere Zuweisungen und eigene Erfahrungen im
Spannungsfeld zwischen zwei Ländern geformt wurde.
Meri beschreibt, wie sie in ihrer Jugend Teil einer
jugoslawischen Community war, in der Kroaten, Serben, Slowenen
und Bosnier friedlich zusammenlebten. Nationalität spielte lange
Zeit keine Rolle – bis der Nationalismus in den 90er-Jahren den
Krieg brachte und die Community zerbrach. „Früher war es egal,
wer Serbe oder Kroate war, wir waren einfach Freunde“, erzählt
Meri. Doch mit dem Krieg kamen Feindseligkeiten, Freundschaften
zerbrachen, und aus der vermeintlichen Einheit entstand tiefe
Spaltung. Besonders bewegend ist, wie Meri schildert, dass ihre
Familie direkt vom Krieg betroffen war, mit dem Verlust zweier
naher Verwandter.
Statt in Hass und Ressentiments zu versinken, entschied sich Meri
für den Weg des Dialogs und der Versöhnung. Sie kehrte nach dem
Krieg in die Krisengebiete zurück, um beim Wiederaufbau zu
helfen, und suchte den Austausch mit Menschen auf allen Seiten.
„Der Krieg hat niemandem etwas gebracht“, sagt sie nachdenklich.
Ihre Erfahrungen in dieser Zeit prägten nicht nur ihre eigene
Identität, sondern auch ihre Sicht auf die Gesellschaft und das
Miteinander.
Überraschend ist, dass sich Meris Kinder stärker mit ihrer
kroatischen Herkunft identifizieren, obwohl sie mit ihnen
überwiegend Deutsch spricht und sie in Deutschland aufwachsen.
„Es hat mich erstaunt, dass sie sich als Kroaten sehen“, erzählt
Meri. Dabei ist es weniger die Sprache oder eine tiefe Verbindung
zu Kroatien, sondern vielmehr die Tatsache, dass ihnen in
Deutschland oft das Gefühl gegeben wird, nicht ganz
dazuzugehören. „Man sagt ihnen, sie seien nicht ganz deutsch, und
so fangen sie an, sich woanders zu verorten.“ Diese fehlende
bedingungslose Zugehörigkeit in der deutschen Gesellschaft führt
dazu, dass ihre Kinder sich vermehrt mit ihrer kroatischen
Herkunft identifizieren.
Das Gespräch macht deutlich: Die Frage „Woher kommst du
wirklich?“ berührt mehr als nur die geografische Herkunft. Sie
geht tief in die Seele und beeinflusst die Selbstwahrnehmung und
das Zugehörigkeitsgefühl. Solange Menschen in Schubladen gesteckt
und als „anders“ wahrgenommen werden, wird es für viele schwer,
in Deutschland wirklich anzukommen.
Meri Eremut ist Hochwasser- und Starkregenrisikomanagerin
mit einer tiefen Leidenschaft für den Schutz von Menschen vor
Naturgefahren. Sie berät Ministerien, Landkreise und Kommunen in
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, um Vorsorgekonzepte zu
entwickeln, die Leben retten können. Meri begleitet
Projekte von der ersten Idee bis zur Umsetzung und sieht darin
eine Möglichkeit, die Welt widerstandsfähiger und sicherer zu
machen.
Bereits als Kind entwickelte sie den Wunsch, Menschen zu helfen.
Diese Ambition wuchs weiter, als der Bürgerkrieg im ehemaligen
Jugoslawien ihr Leben prägte und sie erkannte, welche
verheerenden Folgen das „Andere-Sehen“ von Menschen haben kann.
Ihre erste berufliche Erf
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
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