Dorothea Weltecke: Wie Religionen auch ohne «Toleranz» zusammenleben können
Gespräch mit der Autorin von «Die drei Ringe»
56 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Wochen
Die Berliner Historikerin Dorothea Weltecke hat ein aufregendes
Buch geschrieben, das viele Vorstellungen von dem umstürzt, was
«das» Christentum, «das» Judentum oder «der» Islam sein sollen.
Eine ihrer Thesen in «Die drei Ringe. Warum die Religionen erst im
Mittelalter entstanden sind» (München 2024) lautet, dass die drei
monotheistischen Religionen sich erst in einer langen gemeinsamen
Geschichte mit- und gegeneinander entwickelt haben. Dabei lässt
sich das, was sie verbunden und unterschieden hat, nicht mit einem
heutigen Begriff von «Religion» fassen. Es ging in ihnen weniger um
Glauben, Lehre und persönliche Überzeugung, als um ein gemeinsames
Tun, rituelle Regeln und Gesetze, Treue zu einer Tradition. (Für
viele religiöse Menschen außerhalb Europas ist das immer noch so.)
Das Mittelalter war viel bunter und diverser, als wir uns heute
vorstellen. Wie gingen die Menschen damals mit der Tatsache um,
dass andere Menschen anderen Traditionen folgten? Dazu erzählt
Weltecke von den Reiseerlebnissen, die zwei christliche Mönche aus
Uigurien, ein muslimischer Pilger und ein reisender Rabbi aus
Regensburg im 12. und 13. Jahrhundert gemacht haben. Oder sie
sammelt, sortiert und deutet die vielen und erstaunlich
unterschiedlichen Varianten der berühmten «Ringparabel», die man
sich früher in vielen Kulturen erzählt hat. In diesem Buch geraten
beliebte europäische Meinungen ins Wanken. Zum Beispiel die
Vorstellung, dass erst die europäische Moderne die Toleranz
erfunden habe und die Zeiten vorher nur von Religionshass und
-gewalt geprägt gewesen seien. Oder das Klischee, dass es vor der
europäischen Aufklärung keine Formen und Strategien des religiösen
Zusammenlebens gegeben habe. Oder, dass Absolutheitsansprüche und
Kontroverstheologien immer gewaltträchtig seien. Die Irritationen,
die Welteckes Buch auslöst, sind gerade heute so wichtig, da die
europäische Moderne immer mehr als ein Sonderweg erscheint, den
weite Teile der Welt nicht nachvollziehen werden. Kann man vom
Mittelalter etwas darüber lernen, wie verschiedene Religionen
friedlich miteinander leben können?
Buch geschrieben, das viele Vorstellungen von dem umstürzt, was
«das» Christentum, «das» Judentum oder «der» Islam sein sollen.
Eine ihrer Thesen in «Die drei Ringe. Warum die Religionen erst im
Mittelalter entstanden sind» (München 2024) lautet, dass die drei
monotheistischen Religionen sich erst in einer langen gemeinsamen
Geschichte mit- und gegeneinander entwickelt haben. Dabei lässt
sich das, was sie verbunden und unterschieden hat, nicht mit einem
heutigen Begriff von «Religion» fassen. Es ging in ihnen weniger um
Glauben, Lehre und persönliche Überzeugung, als um ein gemeinsames
Tun, rituelle Regeln und Gesetze, Treue zu einer Tradition. (Für
viele religiöse Menschen außerhalb Europas ist das immer noch so.)
Das Mittelalter war viel bunter und diverser, als wir uns heute
vorstellen. Wie gingen die Menschen damals mit der Tatsache um,
dass andere Menschen anderen Traditionen folgten? Dazu erzählt
Weltecke von den Reiseerlebnissen, die zwei christliche Mönche aus
Uigurien, ein muslimischer Pilger und ein reisender Rabbi aus
Regensburg im 12. und 13. Jahrhundert gemacht haben. Oder sie
sammelt, sortiert und deutet die vielen und erstaunlich
unterschiedlichen Varianten der berühmten «Ringparabel», die man
sich früher in vielen Kulturen erzählt hat. In diesem Buch geraten
beliebte europäische Meinungen ins Wanken. Zum Beispiel die
Vorstellung, dass erst die europäische Moderne die Toleranz
erfunden habe und die Zeiten vorher nur von Religionshass und
-gewalt geprägt gewesen seien. Oder das Klischee, dass es vor der
europäischen Aufklärung keine Formen und Strategien des religiösen
Zusammenlebens gegeben habe. Oder, dass Absolutheitsansprüche und
Kontroverstheologien immer gewaltträchtig seien. Die Irritationen,
die Welteckes Buch auslöst, sind gerade heute so wichtig, da die
europäische Moderne immer mehr als ein Sonderweg erscheint, den
weite Teile der Welt nicht nachvollziehen werden. Kann man vom
Mittelalter etwas darüber lernen, wie verschiedene Religionen
friedlich miteinander leben können?
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