Beschreibung

vor 10 Monaten
Freie Wahlen werden amtlich als Kernstück der Demokratie geschätzt.
In der Demokratie, heißt es, wird nicht einfach regiert – das Volk
erteilt per Abstimmung den Auftrag zur Wahrnehmung der
Staatsgeschäfte. Weniger amtlich betrachten Politiker wie Wähler
diese Veranstaltung ohne solche Ehrerbietung. Demokratische
Politiker nehmen Wahlen nüchtern als Bedingung und Gelegenheit, auf
Kosten der Konkurrenten an die Macht zu gelangen. Und mündige
Bürger haben Wahlen längst als Schwindel durchschaut. Wählen gehen
sie selbstbewusst ohne Illusionen, damit etwas zu ‚bewirken‘ oder
zu ‚verändern‘. Sowohl die hohe Meinung über die hehren Grundsätze
demokratischer Machtausübung wie auch das abschätzige Urteil über
die praktische Betätigung des Volkswillens übergehen allerdings,
was das Institut der freien Wahlen tatsächlich leistet: Mit den
Wahlkreuzen legitimiert sich immerhin eine Herrschaft, die sich auf
ihre Unabhängigkeit von ihrer Basis – vom ‚Druck der Straße‘ – viel
zugute hält und von ihrer Freiheit regen Gebrauch macht. Und auch
wenn es aufgeklärten Zeitgenossen ‚letztlich doch egal‘ ist, von
wem sie regiert werden; egal sollte es ihnen nicht sein, dass sie
von ihrer demokratisch gewählten Herrschaft alle Lebensbedingungen
serviert bekommen, mit denen sie praktisch zurechtkommen müssen.
Die Sendung ist als Video hier abrufbar:
https://www.youtube.com/watch?v=CGO6kM2hIy4

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