Vom Unterschied zwischen einer Website und einem Brötchen

Vom Unterschied zwischen einer Website und einem Brötchen

19 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche

Die Verleger im deutschsprachigen Raum beklagen sich seit Jahren
über die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender im Internet:
ARD und ZDF, ORF und SRF würden die Zeitungsverleger online mit
Texten und Bildern konkurrenzieren und das finanziert mit
Gebührengeldern. Besonders laut jammern die Verleger in der
Schweiz. SRF ist online mit einem gut besuchten Newsportal
präsent. Die Verleger sagen deshalb, dass die SRG sie verdränge
und ihnen massiv schade. Die Behauptung: Ohne SRF hätten sie mehr
Erfolg. Eine wissenschaftliche Studie zeigt jetzt das Gegenteil:
Wer SRF-Angebote konsumiert, nutzt die privaten Medienangebote
signifikant häufiger als Menschen, die keine SRF-Angebote nutzen.
SRF ersetzt die privaten Medien also nicht, sondern ergänzt sie.
Die Nutzung von SRF hat zudem keinen Einfluss darauf, ob die
Menschen online für Nachrichten bezahlen oder nicht. Das Problem
ist nicht die SRG, es sind die grossen Tech-Firmen. Die Verleger
haben erleichtert auf die Studie der Universität Zürich reagiert,
es kommt jetzt zum grossen Schulterschluss der Schweizer Medien
gegen die Tech-Firmen aus dem Silicon Valley und alle leben
glücklich und zufrieden. Kleiner Scherz. Nein: Die Verleger
wischen die Studie vom Tisch. Motto: Wir empfinden das anders.
Sie diskreditieren die Studie und ignorieren die empirische
Evidenz. Zeit für einige Anmerkungen über den Unterschied
zwischen einer Website und einem Brötchen.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
Website: https://www.matthiaszehnder.ch/
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