Mánis Fall - Teil 1
24 Minuten
Podcast
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Diedorf
Beschreibung
vor 1 Monat
Nikolaus erzählt ... Der Podcast von Nikolaus
Klammer
Klaatu, Barada Nikto!: Fantastische Träumereien
Lesung aus dem unveröffentlichten Roman "Mánis Fall" aus dem
Brautschau-Zyklus.
"Sie begann zu zittern und zog die Decke enger um ihren
Oberkörper. Beim Sturz des Mondes waren dessen gewaltige Brocken
auf der ganzen Nordhalbkugel eingeschlagen und hatte ganze
Kontinente von den Landkarten radiert und andere waren dadurch
erschaffen worden. Die Heutigen nannten diese Katastrophe die
›Große Welle‹. In den anschließenden kriegerischen
Auseinandersetzungen waren über die wenigen Überlebenden noch
mehr Tod, Vernichtung, Seuchen und schließlich auch noch ein
atomarer Völkermord gekommen, der die Reste der Menschheit direkt
in die Steinzeit zurückschleuderte. Anschließend, so hatte es vor
einigen Abenden jedenfalls der ihr unheimliche Jac erzählt, waren
eintausend dunkle, barbarische Jahre gekommen, bis sich die ›Drei
Reiche‹ bildeten, die sich ebenfalls in einem Krieg gegenseitig
zerstörten. Über dieses grausame Zeitalter, aus dem die heutigen
Nationen der Überlebenden Lande nur langsam und zögernd
herausgetreten waren, gab es offenbar keine Aufzeichnungen und
kaum Erinnerungen. Vieles hatte sich der alte Mönch aus Sagen,
Mythen und mündlichen Überlieferungen zusammenreimen müssen. Die
Menschen hatten aber ihre Geschichte neu begonnen. Inzwischen
waren noch einmal beinahe 3000 Jahre ins Land gegangen, in denen
langsam wieder eine Zivilisation entstanden war. Und Fabia hatte
während der ganzen Zeit in ihrem Glassarg geschlafen! Sie fühlte
sich so einsam wie noch nie seit ihrem Erwachen.
Hetha, deren kupferrote, vom Feuer beschienene Haarpracht wie ein
Licht leuchtete, musste bemerkt haben, dass mit Fabia etwas nicht
stimmte. Während die Vorgängerin stumm in sich hineingeweint
hatte, war sie nähergetreten und nun umarmte sie sie. Fabia
zuckte zuerst zusammen und wollte unwillig zurückweichen. Doch
dann ließ sie sich die mitfühlende Berührung gefallen. Sie legte
ihren Kopf auf die Schultern des Mädchens, das sie – zog sie
einmal die Jahrtausende ab, die sie wie Dornröschen verschlafen
hatte -, in etwa auf ihr eigenes Alter schätzte.
»Komm, Faiaba«, flüsterte Hetha nach einer Weile, »wir wollen uns
wieder zu den anderen ans Feuer setzen. Hier ist es kalt und
klamm und wir holen uns nur eine Krankheit.« Fabia, die zum
ersten Mal nicht über die seltsame Verballhornung ihres Namens
aus dem Mund ihrer Reisegefährtin protestierte, schniefte einmal
kurz.
»Danke«, sagte sie und ließ sich widerstandslos zurückführen. Die
anderen sahen kaum auf, als die beiden Frauen wieder in den
Lichtkreis des Lagerfeuers traten.
Kaum hatte sich Fabia wieder zwischen Juel und Lâbelle gesetzt,
geschah etwas mit ihr. Es brach etwas auf, was sie tief in sich
verschlossen und versiegelt hatte. Sie sammelte sich. Dann begann
sie unvermittelt zu erzählen; zuerst mit unsicherer und leiser
Stimme. Trotz ihrer Müdigkeit lauschten die anderen bald atemlos
der unerhörten Geschichte aus einem fernen Zeitalter, die für sie
wie eines von Sahars Märchen klang. Jeder Satz des Berichts über
die letzten Tage von Paris erleichterte Fabia, als würde ihr ein
großer Felsen von der Seele genommen ..."
Erzähler: Nikolaus Klammer
Musik: Heinz Christian (Strauss - Also spach Zarathustra)
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