Ludwig Feuerbach: Schafft sich der Mensch Gott nach seinem Bild?
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Beschreibung
vor 1 Monat
Feuerbachs Religionskritik ist eine der einflussreichsten und
lehrreichsten Auseinandersetzungen mit dem Christentum in der
Neuzeit. Trifft er den Nagel auf den Kopf – oder zielt er daneben?
Er ist eine besonders eigenwillige und leidenschaftliche Gestalt in
der neueren Philosophiegeschichte: Ludwig Feuerbach (1804–1872)
wächst in gutbürgerlichen, pietistischen Verhältnissen auf und
wendet sich nach enttäuschenden Erfahrungen mit der Theologie der
Philosophie zu – konkret der Philosophie Hegels, den er in Berlin
auch live zu hören bekommt. Feuerbach zählt zu den
Linkshegelianern, und besonders seine Religionskritik wird über die
Vermittlung von Karl Marx im Marxismus sehr einflussreich. Nach
Feuerbachs Überzeugung führt die Religion den Menschen zur
Entfremdung von sich selbst: Der Mensch sehnt sich nach
Unendlichkeit, er wünscht sich Allmacht, Allwissenheit,
Allgegenwart – und projiziert diese Wünsche an den Himmel, auf die
Person Gottes. Dabei verpasst er gerade die entscheidende Einsicht,
dass er zwar nicht als Einzelperson, wohl aber als Gattung eben
jene Eigenschaften selbst besitzt und zur Besserung der irdischen
Verhältnisse einsetzen könnte. Feuerbach versteht den Gottesglauben
als großen Verhinderer der Besserung des Menschen und der
gesellschaftlichen Veränderung. Erst wenn der Mensch seinen Glauben
an Gott fallen lässt und durch den Glauben an das Potenzial der
Menschheit ersetzt, findet er wieder zu sich selbst. Für das
Menschenbild Feuerbachs ist aber auch eine anti-rationalistische
(und anti-hegelianische) Spitze entscheidend: Der Mensch ist nicht
zuerst und zutiefst Vernunftwesen, und der Verstand ist auch nicht
geeignet, den Zugang zur Wirklichkeit herzustellen. Vielmehr muss
der Mensch seine eigene Körperlichkeit und Sinnlichkeit
wiederentdecken – die Sinne, die Leidenschaften schließen uns die
Welt auf und machen uns glücklich. Und glückliche Menschen, dessen
ist sich Feuerbach gewiss, werden auch Gutes zum Wohl der ganzen
Menschheit tun. Gerade die philosophische und theologische
Leibfeindlichkeit und Verleugnung der Sinnlichkeit macht Menschen
unglücklich und damit auch böse. Manuel diskutiert mit Peter die
wichtigen Weichenstellungen im Denken Feuerbachs – und sie fragen
sich, was sich von Feuerbach heute lernen lässt, gerade auch
christlich und theologisch. Hat Feuerbach mit seiner
Projektionsthese nicht doch etwas Richtiges gesehen? Läuft ein
Glaube, der auf Bedürfnisbefriedigung und Wunscherfüllung
ausgerichtet ist, Feuerbach nicht zu Recht ins Messer? Und passt
das Leben und der Tod von Jesus von Nazareth zu dieser
Gotteskritik?
lehrreichsten Auseinandersetzungen mit dem Christentum in der
Neuzeit. Trifft er den Nagel auf den Kopf – oder zielt er daneben?
Er ist eine besonders eigenwillige und leidenschaftliche Gestalt in
der neueren Philosophiegeschichte: Ludwig Feuerbach (1804–1872)
wächst in gutbürgerlichen, pietistischen Verhältnissen auf und
wendet sich nach enttäuschenden Erfahrungen mit der Theologie der
Philosophie zu – konkret der Philosophie Hegels, den er in Berlin
auch live zu hören bekommt. Feuerbach zählt zu den
Linkshegelianern, und besonders seine Religionskritik wird über die
Vermittlung von Karl Marx im Marxismus sehr einflussreich. Nach
Feuerbachs Überzeugung führt die Religion den Menschen zur
Entfremdung von sich selbst: Der Mensch sehnt sich nach
Unendlichkeit, er wünscht sich Allmacht, Allwissenheit,
Allgegenwart – und projiziert diese Wünsche an den Himmel, auf die
Person Gottes. Dabei verpasst er gerade die entscheidende Einsicht,
dass er zwar nicht als Einzelperson, wohl aber als Gattung eben
jene Eigenschaften selbst besitzt und zur Besserung der irdischen
Verhältnisse einsetzen könnte. Feuerbach versteht den Gottesglauben
als großen Verhinderer der Besserung des Menschen und der
gesellschaftlichen Veränderung. Erst wenn der Mensch seinen Glauben
an Gott fallen lässt und durch den Glauben an das Potenzial der
Menschheit ersetzt, findet er wieder zu sich selbst. Für das
Menschenbild Feuerbachs ist aber auch eine anti-rationalistische
(und anti-hegelianische) Spitze entscheidend: Der Mensch ist nicht
zuerst und zutiefst Vernunftwesen, und der Verstand ist auch nicht
geeignet, den Zugang zur Wirklichkeit herzustellen. Vielmehr muss
der Mensch seine eigene Körperlichkeit und Sinnlichkeit
wiederentdecken – die Sinne, die Leidenschaften schließen uns die
Welt auf und machen uns glücklich. Und glückliche Menschen, dessen
ist sich Feuerbach gewiss, werden auch Gutes zum Wohl der ganzen
Menschheit tun. Gerade die philosophische und theologische
Leibfeindlichkeit und Verleugnung der Sinnlichkeit macht Menschen
unglücklich und damit auch böse. Manuel diskutiert mit Peter die
wichtigen Weichenstellungen im Denken Feuerbachs – und sie fragen
sich, was sich von Feuerbach heute lernen lässt, gerade auch
christlich und theologisch. Hat Feuerbach mit seiner
Projektionsthese nicht doch etwas Richtiges gesehen? Läuft ein
Glaube, der auf Bedürfnisbefriedigung und Wunscherfüllung
ausgerichtet ist, Feuerbach nicht zu Recht ins Messer? Und passt
das Leben und der Tod von Jesus von Nazareth zu dieser
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