Kolonialmacht - Der Vernichtungskrieg in Deutsch-Südwestafrika
38 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft
Beschreibung
vor 1 Tag
Was führte zur Eskalation im Vernichtungskrieg gegen die
Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika? Wie veränderte sich die
Rolle der deutschen Schutztruppe im kolonialen Machtgefüge? Dr.
Dr. Matthias Häusler, Dr. Frank Reichherzer und Oberstleutnant
Dr. Christian Stachelbeck sprechen über die Hintergründe dieses
dunklen Kapitels der deutschen Kolonialgeschichte. Im Zentrum der
Diskussion steht die Verflechtung von Kolonialherrschaft und
Gewalt.
Die Bedeutung von Deutsch-Südwestafrika
Deutsch-Südwestafrika nahm eine besondere Rolle unter den
deutschen Kolonien ein. Aufgrund seiner gewaltigen Fläche und des
Umstands, dass es die einzige deutsche Siedlungskolonie war,
verknüpften die Deutschen große Hoffnungen mit dieser Region. Sie
wollten die Auswanderungsströme, die bisher nach Amerika gingen,
auf deutsches Territorium lenken. Doch dieser Traum blieb
unerfüllt. Bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft 1915
lebten in dem Gebiet nur etwa 15.000 Europäer.
Zur Stabilisierung der Region wurde die sogenannte Schutztruppe
eingesetzt, die 1888 ursprünglich als private Armee gegründet
worden war. Sie sollte auf friedlichem Wege für Ordnung sorgen.
Doch im Laufe der Zeit eskalierte die Lage und die Schutztruppe
wurde immer stärker in gewalttätige Konflikte verwickelt.
Die Eskalation des Konflikts ab 1904
Die Vernichtungspolitik gegen die Herero und Nama war nicht von
Anfang an geplant, sondern entwickelte sich erst nach dem
Scheitern der konventionellen militärischen Taktiken. Als es der
deutschen Armee 1904 nicht gelang, die Herero in der
entscheidenden Schlacht am Waterberg zu besiegen, radikalisierte
sich die Kriegführung - dies führte zum Genozid an den Herero und
Nama.
Dabei spielte die Metropole Berlin eine entscheidende Rolle. Der
Druck auf die Kolonialverwaltung, militärische Überlegenheit zu
demonstrieren, wuchs, besonders da das Deutsche Reich
international unter Beobachtung stand und sich keine Schwäche
leisten durfte. So trug die Erwartungshaltung aus der Heimat
maßgeblich zur Eskalation des Krieges bei.
Neues Forschungsprojekt am ZMSBw
Der Podcast ist der Auftakt für das Forschungsprojekt „Deutsches
Militär im kolonialen Einsatz 1880 bis 1918“ des
Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 am ZMSBw. Dieses
Projekt wird sich mit der Geschichte kolonialer Gewalt und deren
militärischer Dimension auseinandersetzen. Das Projekt
beabsichtigt, ein Forum für den Austausch zwischen Militär-,
Kolonial- und Gewaltgeschichte zu bieten. Im Mittelpunkt steht
dabei der Begriff „Einsatz“, der als Entsendung und Verwendung
von militärischem Personal zur Erfüllung eines
hoheitlichen/staatlichen Auftrags einer Kolonial/-Imperialmacht
definiert wird. Auch wenn der Fokus auf der deutschen kolonialen
Militärgeschichte liegt, sollen ebenso die Bezüge zu weiteren
Akteuren des Kolonialstaates, privatwirtschaftlichen
Organisationen und insbesondere die Transferbeziehungen zwischen
den Kolonialmächten und indigenen Bevölkerungsgruppen sowie die
Verknüpfung mit anderen Phasen kolonialer/imperialer Herrschaft
zur Sprache kommen.
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