E-Fuel: Mit dem grünen Holzgeist ist man auf dem Holzweg | Von Wilfried Schuler

E-Fuel: Mit dem grünen Holzgeist ist man auf dem Holzweg | Von Wilfried Schuler

13 Minuten

Beschreibung

vor 1 Tag

E-Fuel: Mit dem grünen Holzgeist ist man auf dem Holzweg


Ein Standpunkt von Wilfried Schuler.


Jeder kennt den Weingeist, den flüchtigen Stoff aus dem Wein. Er
wurde, beginnend um das Jahr 700, erstmals in Syrien von den
Alchimisten gewonnen, als sie alkoholische Getränke
destillierten. Die Alchimisten waren sehr kundige Leute, auch
gute Glasbläser. Einer kam auf die Idee, eine Flasche am Hals
heiß zu machen und umzubiegen. So entstand die Retorte. Re
tortus. Das zurück gebogene Gefäß. Ihr Arbeitsgerät und noch
heute das Symbol der Chemie.


Antike Zeichnung eines Alembik


Eine spätere Verbesserung der Retorte (Bild 1 oben) war ein
helmartiger Aufsatz, mit einer Ableitung nach unten. Dieser
„Alembik“ (Bild 2 rechts) wurde auf den Destillierkolben
aufgesetzt. Wenn man in diesen Geräten Wein erhitzte,
verflüchtigte sich „Al Khol“, der Geist. Als die letzten Mauren
1492 Spanien verlassen mussten, war ihr Wissen bereits einige
Zeit vorher über die Pyrenäen gelangt. Die erste Stadt, in der
die Destillationskunst heimisch wurde, war Armagnac. Das
nördlicher gelegene Cognac folgte. Da die alchimistische Kunst
zunächst in den Klöstern ausgeübt wurde, waren es irische Mönche,
die sie weiter nach Irland und bis nach Schottland trugen.
Mangels Wein stellte man dort aus geräuchertem Gerstenmalz eine
bierartige Maische her und destillierte daraus das
„Lebenswasser“, wie es in Irland genannt wurde.


So viel zum Weingeist, der auch heute als Bioethanol eine Rolle
spielt. Vor allem in Ländern mit großer Landwirtschaft, wie USA
und Brasilien. Zur Vermeidung von CO2 wird mit Hilfe der
anaeroben Gärung Ethylalkohol aus Glukose erzeugt. Witzigerweise
ist auch hier das Wunschprodukt nicht das Hauptprodukt. Etwa 50 %
der Ausbeute ist Kohlendioxid. Ein weithin unbeachteter Punkt,
der immer wieder Erstaunen hervorruft.


Methanol in Mengen ist nicht durch Gärung zugänglich. Es entsteht
nur in kleinen Anteilen aus holzigen Teilen des Gärsubstrats.
Deshalb wurde zu drastischen Mitteln gegriffen. Denn schon früh
hatte man gelernt, dass es aus Holz gewonnen werden kann. Deshalb
wurde das Retortenverfahren zur Herstellung von Holzkohle
eingeführt...


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Bildquelle: Jim Parkin/ Shutterstock.com


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