Episode 29: Wenn alle nach deinen Wurzeln fragen, aber du selbst sie nicht kennst // mit Ellen Wagner
1 Stunde 30 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Woche
„Ich hatte nie ein Zuhause, nirgendwo auf dieser Erde,“ sagt
Ellen Wagner, meine heutige Gästin.
Ellen ist Diversity-Beraterin, Autorin und Aktivistin. Sie wurde
in Deutschland geboren, ist dort aufgewachsen, hat in vielen
Ländern gelebt und gearbeitet und lebt derzeit mit ihrer Familie
in den USA. Im Gespräch teilt sie, wie es ist, als von weißen
Eltern adoptiertes schwarzes Kind aufzuwachsen und was es
bedeutet, immer wieder gefragt zu werden, woher man „wirklich“
kommt. Die Erfahrung, als „Andersartige“ betrachtet zu werden,
begann schon im Kindergarten. „Das erste Mal, als man mich
fragte, woher ich wirklich komme, war ich fünf,“ erzählt Ellen.
Schon da begann die Suche nach Zugehörigkeit, die immer wieder
von anderen in Frage gestellt wurde – selbst in ihrer eigenen
Familie, wo sie als einziges schwarzes Mitglied oft die
irritierten Blicke anderer ertragen musste.
Ellen beschreibt, wie tief sich das Gefühl des
„Nicht-Dazugehörens“ in ihre Identität eingeschrieben hat. Sogar
als sie beruflich als Reiseleiterin für deutsche Gäste arbeitete
und stolz ihren Heimatort und Anekdoten erzählte, erhielt sie oft
die Frage, ob sie überhaupt Deutsch spreche – trotz der
Deutschlandflagge auf ihrem Namensschild. Diese wiederholten
Momente des „Andersmachens“, das ständige „Woher kommst du
wirklich?“ sind für sie wie „tausend Pflaster auf Wunden, die
immer wieder entfernt werden und dadurch nicht heilen“.
Heute klärt Ellen in Workshops darüber auf, welche emotionalen
Narben solche scheinbar harmlosen Fragen hinterlassen. Sie bringt
Menschen bei, dass es nicht auf die Absicht ankommt, sondern auf
die Wirkung. Für sie ist das Ziel, dass eine neue Generation von
Kindern aufwachsen kann, ohne ständig nach einer
Herkunftsrechtfertigung gefragt zu werden. Doch Ellen ist
skeptisch, ob rassifizierte Menschen diese Freiheit je erfahren
können. Besonders in den USA, wo Ellen jetzt lebt, ist es für
ihre Tochter überlebenswichtig, bei Polizeikontrollen besonders
vorsichtig zu sein – ein Überlebenswissen, das weiße Kinder nicht
brauchen.
In dieser Episode sprechen wir u.a. darüber, wie tief die Frage
nach Identität und Zugehörigkeit geht und wie fest Stereotype
verankert sind. Wir reflektieren über die Erfahrung, sich in
Deutschland oder den USA fremd zu fühlen, über Rassismus,
institutionelle Ungleichheit und intersektionale Diskriminierung,
die viele Betroffene prägt. Ellen und ich beleuchten, wie sich
Zuschreibungen und Vorurteile auf das Selbstbild und die
Entwicklung unserer Kinder auswirken und welche Maßnahmen wir uns
wünschen, damit auch marginalisierte Menschen sich wirklich als
Teil der Gesellschaft fühlen können.
Mehr über die Gästin:
Ellen Wagner ist Moderatorin, Speaker, Workshop Facilitator und
Autorin. Ihr Schwerpunkt ist die Schaffung inklusiver
Unternehmenskulturen. Dies gelingt ihr anhand strategischer
Beratung sowie mit Talks & Trainings rund um die Themen
Diversity, Equity, Inclusion & Belonging. Als queere,
Schwarze und neurodivergente Frau ist ihre Herangehensweise immer
mit intersektionalem Blick und mit einem besonderen Fokus auf
LGBTQIA-Feindlichkeit, anti-Schwarzen Rassismus und
Neurodivergenz.
Webseite, linkedin, instagram
Bitte Feedback oder Fragen an Erdal Ahlatci per Mail ,
LinkedIn oder Instagram
Podcast LinkedIn Profil:
https://www.linkedin.com/company/woher-kommst-du-wirklich/
Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
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