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Beschreibung
vor 1 Woche
Düster beginnt es, dunkel. Im Nachtzug von Frankreich nach
Italien. Ein Telegramm. Melancholie. Ein Gefühl der Buße. Es war
offenbar eine nicht ganz einfache Beziehung, deren definitives
Ende hier beschrieben wird. In zehn Ehejahren habe Ophelia ihren
Mann „ein dutzendmal“ verlassen, hören wir – dieses Mal „für
immer“, sagt dieser sich nun. Somit ist es nicht verwunderlich,
dass Matthew, der den Leichnam der Frau in Augenschein nimmt,
darauf uneindeutig reagiert. Selbst als Tote wirke Ophelia
„herausfordernd“, heißt es. Und das Lächeln auf ihrem Gesicht,
das er wahrzunehmen meint, scheint auch jetzt noch „spöttisch“.
Der Anblick der Leiche provoziert offenbar noch lebendige Gefühle
in Matthew. Doch das ist nicht alles: Er meint sogar "einen
kleinen Rippenstoß" zu spüren, den sie ihm "versetzte". Und dann
sind da noch die drei Schwestern im Nonnenkloster, die ihn bei
seinem Abschied begleiten. In allen Beziehungen in dieser Szene
am Totenbett wirken ambivalente Gefühle. Nichts ist eindeutig,
vieles wirkt mysteriös.
Die Stärke, die ästhetische Qualität dieses Textes liegt in
seiner Atmosphäre, einer eigentümlichen Verknüpfung von
geheimnisvollem Unbehagen, Trauer, Tod und auch irritierenden
Momenten. So nimmt Matthew, der Trauernde, in dem Nonnenkloster,
in dem die Verstorbene liegt, unentwegt weibliche Schönheit wahr,
selbst da, wo ein objektiver Betrachter sie nicht so leicht
vermuten würde: auf den Körpern der drei Nonnen und auch auf dem
Leichnam selbst. Schon merkwürdig. Und immer wieder ist von dem
titelgebenden Lächeln die Rede. Dann, am Ende der Erzählung: „Nie
war ein Mensch so gänzlich ohne jedes Lächeln“ – der letzte Satz
löst die Spannung der Situation ein wenig. Erklärt wird in dieser
Geschichte jedoch nichts, weder Beweggründe noch die stark
subjektiven Empfindungen, die sie schildert. So war das in der
modernen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts.
D.H. Lawrence wurde vor allem durch seinen Roman „Lady
Chatterley’s Lover“ berühmt, der sich innerhalb eines Jahres mehr
als zwei Millionen Mal verkaufte. Das Original unserer Erzählung
erschien unter dem Titel „Smile“ zuerst im Jahr 1926. Die
deutsche Fassung stammt von Elisabeth Schnack und wird hier
gelesen von Volker Drüke.
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