Episode 046: Don't Torture a Duckling (Non si sevizia un paperino), 1972
Lucio Fulci nutzt den Giallo und unsere Erwartungen an die
Strömung, um eine hoch-politische Kritik an altmodischer,
abergläubischer Dorf-Gesellschaft, moderner Ignoranz der Städter
und uns Zuschauer zu richten.
53 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Jahren
Wir müssen schon wieder fragen: ist das noch ein Giallo? In Lucio
Fulcis eigenem Lieblingsfilm werden in einem kleinen
süditalienischen Dorf Kinder ermordet anstatt Supermodels. Und es
dämmert dem Zuschauer ziemlich bald, dass es Fulci gar nicht darum
geht, uns Rätsel raten zu lassen und den Täter zu finden. Vielmehr
beschuldigt die Erzählung das ganze Dorf: hier halten eifrige
Kirchgänger Kinder mit Handicap für minderwertig, schreien alle
nach Lynchjustiz, sobald auch nur der Hauch eines Verdachts
aufkommt, und der Frauenhass scheint grenzenlos. Wir unterhalten
uns darüber, wie dieser Grenzgänger der Giallo-Strömung eine ganz
eigene Ästhetik entwickelt, die systematisch gegen die
Ästhetisierung von Gewalt und den Sexismus arbeitet, die sonst
Giallo-Standards sind. Und wir sind genauso fasziniert davon, wie
Fulci hier immer wieder von Szene zu Szene die Protagonisten
wechselt und so eher ein Gesellschaftsbild entstehen lässt als eine
klassische Detektivgeschichte. Die üblichen Schnüffler-Figuren wie
Tomas Milians Journalisten Martelli sollen wir dabei eher mit
Argwohn betrachten. Stattdessen schaffen Regie und Kamera hier
Empathie und Nähe für diejenigen, die der Giallo sonst gerne zum
reinen Objekt macht: die Opfer.
Fulcis eigenem Lieblingsfilm werden in einem kleinen
süditalienischen Dorf Kinder ermordet anstatt Supermodels. Und es
dämmert dem Zuschauer ziemlich bald, dass es Fulci gar nicht darum
geht, uns Rätsel raten zu lassen und den Täter zu finden. Vielmehr
beschuldigt die Erzählung das ganze Dorf: hier halten eifrige
Kirchgänger Kinder mit Handicap für minderwertig, schreien alle
nach Lynchjustiz, sobald auch nur der Hauch eines Verdachts
aufkommt, und der Frauenhass scheint grenzenlos. Wir unterhalten
uns darüber, wie dieser Grenzgänger der Giallo-Strömung eine ganz
eigene Ästhetik entwickelt, die systematisch gegen die
Ästhetisierung von Gewalt und den Sexismus arbeitet, die sonst
Giallo-Standards sind. Und wir sind genauso fasziniert davon, wie
Fulci hier immer wieder von Szene zu Szene die Protagonisten
wechselt und so eher ein Gesellschaftsbild entstehen lässt als eine
klassische Detektivgeschichte. Die üblichen Schnüffler-Figuren wie
Tomas Milians Journalisten Martelli sollen wir dabei eher mit
Argwohn betrachten. Stattdessen schaffen Regie und Kamera hier
Empathie und Nähe für diejenigen, die der Giallo sonst gerne zum
reinen Objekt macht: die Opfer.
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