Episode 14: Die Zauberrübe der Baba Yaga

Episode 14: Die Zauberrübe der Baba Yaga

6 Minuten
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Geschichten und Märchen in Deiner Welt

Beschreibung

vor 1 Woche

Es war einmal ein Zarensohn, der seinem Vater erst kurz zuvor auf
den Thron nachgefolgt war, als in sein großes Reich Feinde
einfielen. Blutrünstige Heiden brannten die Dörfer nieder,
zerstörten die Ernten auf den Feldern und töteten Männer, Frauen
und Kinder. Eilig wurde nun ein großes Heer versammelt, das unter
der Führung des jungen Zaren nach Süden ziehen sollte. Dieser
aber zweifelte sehr an sich und hatte große Angst davor, seinen
Mannen kein guter Kriegsherr zu sein. In der Nacht, bevor er an
der Spitze des Heeres ausrücken sollte, verließ ihn vollends der
Mut. Heimlich verließ er sein Schloss und ritt auf seinem Pferd
tief in die dunklen Wälder seiner Heimat, wo er sich vor seinen
Kriegern versteckte, die unermüdlich nach ihm Ausschau
hielten. 

Nach einigen Tagen ziellosen Umherirrens gelangte er an eine
große Lichtung, auf der eine alte Hütte stand. Sogleich erkannte
er an ihren gewaltigen Entenbeinen, dass es sich um die Behausung
der Baba Yaga handeln musste, und beschloss, die für ihre
Weisheit weit und breit bekannte Hexe um Rat zu fragen.
Tatsächlich ließ ihn auf sein Rufen eine zahnlose, verrunzelte
Alte mit schlohweißem Haar ein und hörte sich geduldig seine
Geschichte an. Dann musterte sie ihn eindringlich, holte aus
ihrer Rocktasche eine rote Rübe, murmelte ein paar
unverständliche Worte und reichte ihm die runzelige Frucht mit
den Worten: „Von nun an brauchst du keine Angst mehr haben. Mit
Hilfe der Zauberrübe wird dir stets alles gelingen, was du dir
vornimmst.“

Seltsam gestärkt und beglückt verließ der junge Zar die alte
Hexe, kehrte eilends auf sein Schloss zurück und ließ die
Heeresführer zu sich rufen. Wenige Tage später zog er an der
Spitze des gewaltigsten Heeres aus, das jemals im ganzen
Zarenreich gesehen worden war. Bald hatte er die Feinde seines
Volkes aufgespürt und trieb sie immer weiter vor sich her, weit
über die Grenzen seines Reiches hinaus, bis er in ein fremdes
Land gelangte. 

Erst mitten in einer sandigen Wüste, über der eine heiße Sonne
brannte, verstreuten sie sich schließlich in alle Winde, sodass
er von ihrer Verfolgung ablassen und an eine Heimkehr denken
konnte. Auf seiner Rückreise gelangte er in eine große Stadt
inmitten einer fruchtbaren Oase, in der er und seine Mannen
gastfreundlich aufgenommen wurden. 

Der mächtige Sultan, der über die gesamte Gegend herrschte, lud
den Zaren zu einem festlichen Abendmahl unter dem freien
Sternenhimmel ein, um sich von seinen Erlebnissen erzählen zu
lassen. Als der Zar nun aber die Zauberrübe erwähnte, da wurde
der Sultan, der selbst der Zauberei mächtig war, neugierig und
verlangte die Rübe zu sehen. Etwas widerstrebend händigte sie ihm
der Zar aus, hatte er sich doch daran gewöhnt, sie stets bei sich
zu tragen. Zu seiner großen Überraschung runzelte der Sultan
jedoch bald die Stirn und sagte unwillig: „Wollt Ihr mich zum
Narren halten? Das ist nur eine ganz gewöhnliche Rübe!“

Da wurde dem Zaren mit einem Schlag klar, dass er alle seine
Siege und Heldentaten nur sich selbst zu verdanken hatte und dass
die Baba Yaga ihm mit der Geschichte der verzauberten Rübe nur
geholfen hatte, an sich selbst zu glauben.

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