013 - Care-Arbeit - die Sorgearbeit in der solidarischen Gesellschaft
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Beschreibung
vor 1 Tag
Die große Leitenergie der vergangenen 5000 Jahre war die
männliche Energie, die auf Wachstum, auf Vorwärtsstreben um jeden
Preis, auf Sieg, Eroberung, Wettkampf und Konkurrenzdenken
ausgerichtet war. Um darin erfolgreich zu sein, brauchte es einer
sehr gradlinigen Energie. Hier blieb kaum Raum für Geselligkeit,
Anteilnahme und Rücksicht auf andere. Man musste selbst zusehen,
dass man immer der Stärkste war und im Gerangel nicht unterging.
In der Industrialisierung, also ab dem 18. und 19. Jahrhundert,
entwickelte sich dann das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie,
wie wir sie noch heute kennen: Vater, Mutter und ihre Kinder.
Obwohl viele Frauen wirtschaftlich gezwungen waren, zusätzlich
mit arbeiten zu gehen, da der Mann die Alleinverdiener-Rolle
aufgrund der geringen Vergütung nicht ausfüllen konnte, blieb die
Rollenverteilung dem traditionellen Muster verhaftet: Der Mann
war der Hauptverdiener, während die Frau – ohne jedwede
finanzielle Vergütung – für den Haushalt und die Kinder zuständig
war und durch eine zusätzliche Erwerbsarbeit, die meist viel
geringer vergütet war, für einen kleinen Neben- oder
Hinzuverdienst der Familie sorgte.
Wir haben es also bei unserem traditionellen Familienbild mit
uralten Relikten unseres bürgerlichen Selbstverständnisses zu
tun, die sich in manchen Kreisen bis heute gehalten haben. Bei
uns herrscht nach wie in höheren Kreisen das Leitbild einer
gutbürgerlichen Familie vor, die im Laufe der Industrialisierung
auf das Modell der Kleinfamilie zusammengeschrumpft ist.
Mit der Industrialisierung begann auch der lange Weg der
Frauenbewegungen. Sie kämpften für politische Rechte, wie das
Wahlrecht, und für bessere Arbeitsbedingungen, berufliche
Aufstiegschancen, mehr Kinderrechte etc.. Der Einsatz war und ist
groß, und trotzdem sind die Erfolge, die Frauen seither erreicht
haben, noch immer nicht vollständig gesichert.
Viele Frauen aus den von weiblicher Energie geprägten Pflege- und
Betreuungs-Berufen haben diesen Umstand erkannt und möchten an
die essentielle Bedeutung von Bindungsarbeit für die Gesellschaft
erinnern und dessen Verankerung sowohl im privaten wie auch im
beruflichen Kontext fördern, da es bei ihrer Arbeit genau um
diesen wichtigen Kern gesellschaftlicher Arbeit geht.
Auch bei den Männern vollzieht sich ein Bewusstseinswandel. Junge
Väter wollen heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und
eine stärkere Bindung zu ihnen aufbauen. Dafür fordern einige
u.a. auch flexiblere Arbeitszeiten, die es ihnen ermöglichen,
mehr für ihre Kinder da zu sein. Und Frauen – die entweder
mit oder ohne einer Erwerbsarbeit nebenbei - nach wie vor den
Großteil der Care-Arbeit leisten – möchten finanziell auf
sicherem Boden stehen, um sich und ihre Familien besser absichern
zu können.
Zu Recht fordern Frauen heute eine angemessene gesellschaftliche,
– das heißt auch monetäre – Wertschätzung der Care-Arbeit.
Entweder in Form eines Grundeinkommens oder einer Kinder- und
Jugendrente. Und sie fordern eine Teilentlastung von häuslicher
Care-Arbeit entweder durch besser organisierte Kitas und ähnliche
Einrichtungen oder durch ihre Partner. Dies würde dann z.B. eine
Reduzierung der Erwerbsarbeit für beide Elternteile
voraussetzen.
Sie wünschen sich im Kern für die Zukunft, eine wirklich
partnerschaftliche Beziehung auf Augenhöhe, in der beide Partner
finanziell auf sicherem Boden stehen, auch wenn sie als Familie
neben der Erwerbsarbeit gemeinsam Kinder großziehen
möchten.
Die jungen Menschen von heute streben nach echter
Gleichberechtigung, was angesichts der veränderten
Familienstrukturen, wie den Patchwork-Familien, immer wichtiger
wird. Aber die Frage bleibt: Wie könnte eine faire Verteilung von
Care-Arbeit aussehen, und was braucht es, um das
umzusetzen?
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