Mord, Motive und Mysterien: Warum faszinieren uns wahre Verbrechen

Mord, Motive und Mysterien: Warum faszinieren uns wahre Verbrechen

57 Minuten

Beschreibung

vor 9 Monaten
In dieser Episode des Podcasts "Spur der Verbrechen" beschäftigen
wir uns mit dem Phänomen des True Crime und warum so viele Frauen
diese Inhalte konsumieren. Dazu haben wir Dr. Corinna
Berthold-Stefan, eine Expertin für biologische Psychologie,
eingeladen. Dr. Berthold-Stefan erforscht, wie Menschen auf
verschiedene Dinge reagieren und wie sich dies auf ihre Emotionen
auswirkt, und hat True Crime als Forschungsgebiet gewählt. Dr.
Berthold-Stefan erklärt, dass Frauen oft versuchen, ihre eigenen
Ängste und Sorgen zu bewältigen, indem sie sich mit diesen Themen
auseinandersetzen. Außerdem geht sie auf den Zusammenhang zwischen
dem Medienfokus auf Verbrechen und dem gestiegenen Interesse an
True Crime ein. Da es kaum wissenschaftliche Forschung zu den
Motiven und Auswirkungen des True Crime-Konsums gibt, hat Dr.
Berthold-Stefan beschlossen, ein eigenes Forschungsprojekt dazu zu
starten. Wir finden es spannend, warum so viele Menschen, obwohl es
sich um belastende Inhalte handelt, Interesse an True Crime haben
und sich freiwillig damit auseinandersetzen. Wir denken, das
Interesse an True Crime ist kein vorübergehender Trend, sondern ein
natürlicher menschlicher Drang, sich mit den Abgründen der
menschlichen Existenz auseinanderzusetzen. Schon im Mittelalter gab
es öffentliche Exekutionen und im 17. Jahrhundert hatten Zeitungen
Verbrechensrubriken. Das Interesse am Bösen, an Gewalt und an
extremen Situationen ist Teil unserer menschlichen Natur. Wir
wollen verstehen, warum Menschen solche schrecklichen Dinge tun und
versuchen, Unsicherheiten zu beseitigen, indem wir Informationen
sammeln. Die Beschäftigung mit True Crime kann daher auch als eine
Art Selbstschutz oder Vorbeugung betrachtet werden. Es ist wichtig
zu beachten, dass dies nicht bedeuten soll, dass wir das Leid
anderer ausnutzen oder sensationsgierig sind, sondern dass es darum
geht, Kontrolle und Sicherheit zu gewinnen, indem wir uns mit dem
Unfassbaren auseinandersetzen. Natürlich spielt auch die Spannung
und Unterhaltung eine Rolle, aber das Interesse an True Crime hat
eine tiefere psychologische Bedeutung. Ein Teil der Motivation
hinter dem Interesse an True Crime liegt darin, Informationen über
etwas zu erhalten, vor dem man sich fürchtet und das ungewiss und
unkontrollierbar ist. Es geht um die Auseinandersetzung mit großen
Fragen des Lebens, wie Gut gegen Böse, Gerechtigkeit, Bestrafung
und soziales Miteinander. Es ist faszinierend zu sehen, wie
Menschen in der Lage sind, sich von Verbrechen zu erholen und
positive Veränderungen daraus zu ziehen. Die Grenze zwischen
Informationsvermittlung und Sensationslust ist oft schwammig und
hängt von den Formaten ab. Dennoch ist es interessant zu verstehen,
warum Menschen zu Gewaltverbrechern werden und wie sie danach
weiterleben können. Die psychologischen, biologischen und
traumatischen Faktoren spielen dabei eine Rolle. Das Verstehen
hilft, mit solchen schrecklichen Taten umzugehen. Das Schauen oder
Lesen von True Crime kann jedoch Ängste verstärken, obwohl es auch
positives Potenzial in Form von Resilienz und Überlebensgeschichten
gibt. Wir haben eine Studie zum Thema True Crime durchgeführt und
waren positiv überrascht von dem starken Interesse der Teilnehmer.
Es gab einen großen Zulauf zu unserem Forschungsprojekt, was sehr
spannend war, da wir normalerweise Schwierigkeiten hatten,
Teilnehmer zu finden. Wir haben versucht, die Studie so breit wie
möglich zu gestalten und verschiedene Altersgruppen und soziale
Schichten einzubeziehen. Es gab eine große Bandbreite von
Teilnehmern, von 17 bis 76 Jahren, mit unterschiedlichen
Bildungshintergründen und Einkommensverhältnissen. Bei den Männern
lag der Schwerpunkt eher auf dem Interesse an der Psychologie der
Täter und dem Wunsch, die Motivation hinter Verbrechen zu
verstehen. Bei den Frauen war das Sicherheitsmotiv stärker
ausgeprägt, also der Wunsch, zu lernen, wie man sich vor Verbrechen
schützen kann. Interessanterweise gab es keinen Unterschied
zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die Empfindung von Angst
oder die Fähigkeit zur Distanzierung. Es gibt noch viele offene
Fragen und weiteren Forschungsbedarf, um die Auswirkungen des True
Crime-Konsums besser zu verstehen. Es wäre interessant zu
untersuchen, wie der Konsum von True Crime die Empathie und das
Verhalten im Alltag beeinflusst. Es ist wichtig anzuerkennen, dass
True Crime auch positive soziale Ideen und Fertigkeiten fördern
kann, aber auch zu einer Veränderung des grundlegenden
Menschenbildes führen könnte. Letztendlich sollte jeder individuell
entscheiden, ob und in welchem Maße er sich mit True Crime
auseinandersetzen möchte. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zur
nächsten Folge von "Spur der Verbrechen".

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