111 — Macht. Ein Gespräch mit Christine Bauer-Jelinek
1 Stunde 9 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Tagen
Ich freue mich ganz besonders, dass sich Frau Christine
Bauer-Jelinek sich Zeit für ein Gespräch genommen hat, denn das
Thema dieser Episode ist Macht.
Frau Bauer-Jelinek ist Wirtschaftscoach, renommierte Autorin,
Keynote Speaker für Macht-Kompetenz sowie Vortragende bei
»Zukunft Frauen«, einem Programm der Wirtschaftskammer Österreich
für Frauen in Top-Positionen. Sie war Psychotherapeutin und u.a.
Gastdozentin an der Donau-Universität Krems für »Macht und
Mikropolitik in Organisationen«. Durch ihre Sachbücher wurde sie
als Expertin für Mechanismen der Macht und deren Gender-Aspekte
sowie für Trends der gesellschaftlichen Entwicklung bekannt.
Photo: Thomas Backmann
Wir beginnen das Gespräch mit der Frage, wie sie als
Psychotherapeutin zum Thema Macht gekommen ist. Gab es in den
70er- und 80er-Jahren eine Veränderung der Sprache, hin zu einer
»Entmilitarisierung«? Denken wir etwa an Jürgen Habermas und die
damals modische Idee des »gewaltfreien Diskurses« oder die
gewaltfreie Erziehung bis zu »Laissez-faire« der 1970er Jahre.
Gab beziehungsweise gibt es ein Tabu zum Thema Macht?
»Das ist wie Sex in den 50er Jahren. Jeder macht es, aber keiner
weiß, wie es geht und keiner hat Worte dafür.«
Frau Bauer-Jelinek sucht nach praktischen Ansätzen und Tools und
schreibt ihr erstes Buch zum Thema im Jahr 2000. Aber wie ist
Macht definiert? Wo kommt Macht zu tragen? Wer kann Macht
besitzen und was ist strukturelle Macht? Existiert besonders in
Deutschland und Österreich ein Macht-Tabu, das in dieser Form in
anderen Nationen weniger zu beobachten ist?
»Nach Max Weber ist Macht das Vermögen einen Willen gegen einen
Widerstand durchzusetzen, gleich mit welchen Mitteln. Dies ist
allerdings gleich die maximale Eskalationsstufe.«
Gibt es hier Abstufungen? Gibt es friedliche Formen der Macht?
Rhetorik, Verhandlungstechnik usw.
Was ist von der Veränderung der Anrede vom »Sie« zum »Du« im
Unternehmen und in der Öffentlichkeit zu halten? Ist diese
Ikeaisierung hilfreich, ein rein kulturelles Phänomen oder auch
eine Veränderung (oder gar Verschleierung) von
Machtverhältnissen?
»Der Diskurs mag herrschaftsfrei geheißen haben, aber er war
natürlich nicht herrschaftsfrei.«
Was sind Dominanzgesten und wie verändern sich diese über die
Zeit und (Sub)kulturen? Was ist der Zusammenhang zwischen Macht
und Freiheit?
Welche Quellen der Macht kann man identifizieren?
Macht der Materie Macht der Herkunft Macht der Mehrheit Macht
des Wissens Macht der Gefühle Macht der Funktion Macht der
Kontakte Macht der Überzeugung
Welche Rollen spielen Wissen, Expertise und Kompetenz? Wie ist
das Verhältnis zwischen (Legacy-) Medien und Macht — was wird
vermittelt und vor allem auch: Was wird nicht thematisiert? Wer
beschließt beispielsweise, was »Fake News« sind.
»Wissenschaft ist das einzige Wort, das sich ins Gegenteil
verkehrt, wenn man den Artikel davorsetzt. — Die Wissenschaft zu
vereinnahmen, ist ein Machtinstrument«
Denn Wissenschaft funktioniert nicht demokratisch.
Wie viel ist Erfahrung wert und verändert Macht den Charakter?
»Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, dann gib ihm
Macht.«, Abraham Lincoln
Oder bringt Macht den Charakter erst richtig hervor?
»Wenn man keinen Koffer mit Geld angeboten bekommt, kann man
leicht tugendhaft sein.«
Haben Spitzenmanager psychopathische oder narzisstische
Neigungen? Ist das ein Selektionsmechanismus? Wo steckt die Macht
im Unternehmen und ist es überhaupt einfach zu erkennen, was das
Ziel einer Organisation ist?
»Oben ist weniger Macht als Unten […] Viele, die über die
gläserne Decke kommen, sehen dann erst, dass sie das gar nicht
wollen. […] Besonders Frauen tun sich das dann oft nicht an, weil
sie oft noch nicht so Status-orientiert sind.«
Muss Beruf Berufung sein, oder kann man seine Werte auch woanders
ausleben? Aber kann man in der heutigen Arbeitswelt überhaupt
zwischen Arbeit und Freizeit trennen? Liegt in dieser Vermischung
nicht auch ein Machtinstrument?
Was ist die Elite und wer hat überhaupt Chance in die Elite
aufzusteigen? Welche Rolle spielt formale Bildung — ist diese gar
hauptsächlich Signalisierung?
»Die Insignien der Macht sind branchenabhängig.«
Was ist die Rolle der Religion und wie hat sich dies über die
Jahre verändert? Ist Religion ein heute relevanter Schauplatz der
Macht? Wie verhält es sich mit pseudo-/parareligiösen Strömungen,
etwa in Form von radikalem Aktivismus?
Was ist die magische Auswahl? Die »unsichtbare« Form der
Propaganda in »liberalen« Gesellschaften?
»You have to create a bubble of sanity« — ist das möglich, oder
muss man im Unternehmen immer wachsam bleiben und eine »Rüstung«
anziehen?
Was ist die Rolle von Familie und Freunden (und damit sind nicht
Facebook-Freunde gemeint) und warum man Machttechniken des
Berufes keinesfalls zuhause anwenden sollte?
Referenzen
Andere Episoden
Episode 107: How to Organise Complex Societies? A
Conversation with Johan Norberg
Episode 106: Wissenschaft als Ersatzreligion? Ein Gespräch
mit Manfred Glauninger
Episode 101: Live im MQ, Macht und Ohnmacht in der
Wissensgesellschaft. Ein Gespräch mit John G. Haas.
Episode 98: Ist Gott tot? Ein philosophisches Gespräch mit
Jan Juhani Steinmann
Episode 88: Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit
Prof. Christoph Möllers
Episode 74: Apocalype Always
Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft,
Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann
Episode 38: Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann
Episode 28: Jochen Hörisch: Für eine (denk)anstössige
Universität!
Christine Bauer-Jelinek
Homepage von Christine Bauer-Jelinek
Vortragserie »Alles über Macht« YouTube
Machtwort. Angst, Wut und Ohnmacht überwinden, Carl
Ueberreuter (2016)
Der falsche Feind – Schuld sind nicht die Männer, ecoWing
(2012)
Die helle und die dunkle Seite der Macht – Wie Sie Ihre Ziele
durchsetzen, ohne Ihre Werte zu verraten, ecoWing (2020)
Die geheimen Spielregeln der Macht – und die Illusionen der
Gutmenschen, ecoWing (2020)
Fachliche Referenzen
Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns. (1981)
Bryan Caplan, The Case against Education, Princeton
University Press (2019)
Robert Greene, The 48 Laws Of Power, Profile Books (2000)
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