Thomas Schüller: Endpunkt und Absicherung des Papstes als absolutistischer Wahlmonarch

Thomas Schüller: Endpunkt und Absicherung des Papstes als absolutistischer Wahlmonarch

Prof. Dr. Thomas Schüller referierte zum Thema 'Endpunkt und Absicherung des Papstes als absolutistischer Wahlmonarch' am 20.5.2021 in der Katholischen Akademie in Bayern.
35 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche
Mit dem Ersten Vatikanischen Konzil hat sich die Kirche von Rom auf
einen Sonderweg begeben, indem sie zweierlei zum Dogma erhob: 1.
Alle Hirten und Gläubigen weltweit sind dem Bischof von Rom zu
hierarchischer Unterordnung und Gehorsam verpflichtet – und zwar
sowohl in Fragen des Glaubens und der Sitten als auch
disziplinarisch (DH 3060). 2. Der Bischof von Rom besitzt
Unfehlbarkeit, wenn er „ex cathedra“ spricht. Seine Definitionen
sind dann aus sich selbst heraus, nicht aufgrund des Konsenses der
Kirche „unreformierbar“ (DH 3074). Seit 1870 muss jeder Katholik
das glauben. Und hat auch das Zweite Vatikanische Konzil diese
Ekklesiologie durch Kategorien wie „Communio“, „Synodalität“ oder
„Volk Gottes“ ergänzt, so bleibt sie doch ungeschmälert in Kraft.
Dieses Jubiläum fordert die Theologie heraus. Einmal in
ökumenischer Hinsicht; denn keine andere Konfession wird sich
diesem Anspruch jemals unterwerfen. Aber auch intern verstummt
nicht jene Kritik, die schon damals zu erbittertem Widerstand und
zu einer Kirchenspaltung geführt hatte: Ist, gemessen an der
Botschaft Jesu, die absolutistische Wahlmonarchie wirklich die
Rechtsform, in der sich Autorität, Macht und Entscheidungsbefugnis
in der Kirche legitimieren sollten? Andere halten jeden Versuch,
die päpstliche Vollmacht zu relativieren, für nicht mehr katholisch
– und haben dabei die seit 150 Jahren geltende Lehre auf ihrer
Seite. Wir wollen über diese Fragen ins Gespräch kommen: Wie ist es
zur Dogmatisierung der Herrschaft gekommen? Wie hat sie sich
seitdem entwickelt? Sind jegliche Ideen, die Macht in der Kirche zu
teilen, von vornherein zum Scheitern verurteilt? Und selbst wenn
Kirche und Papst es wollten: Kämen wir aus der Nummer überhaupt
wieder heraus? Oder ist die Lehre tatsächlich, wie sie selbst es
nennt, „irreformabilis“? Prof. Dr. Thomas Schüller ist Professor
für Kirchenrecht an der Universität Münster. Sein Referat am
20.5.2021 in der Katholischen Akademie in Bayern trug den Titel:
Der Codex von 1983 als vorläufiger Endpunkt und Absicherung des
Papstes als Absolutistischer Wahlmonarch – von kirchenrechtlichen
Sackgassen und Reformbedarfen.

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