Episode 31 - Eines Sommers Klänge
Der Sommer in der Reihe persönlicher Eindrücke aus den
Jahreszeiten…
9 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Monat
Das Klangtagebuch der Jahreszeiten, wie hier beschrieben, möchten
wir an dieser Stelle und in loser Reihenfolge mit dem Sommer
fortsetzen, in dem wir uns in diesem Augenblick, da dieser
Eintrag entsteht, befinden.
Seit den Tagen der Kindheit und Jugend empfinde ich den Sommer
als Zäsur, in dem alles innehält, dem eine tiefe Einsamkeit
innewohnt, in der Weise, wie ich diesen oft erlebt habe: die
Schule, das Studium, Urlaub steht an oder ist in vollem Gange.
Eine Ruhe kehrt überall ein. Die spätere Lehr- und Arbeitszeit am
Theater hatte dieses Gefühl in jungen Jahren, wegen der
Spielzeitpause in dem die Stadt vollends zur Ruhe kam, nur noch
bestärkt. Und auch heute, in diesen Tagen, überkommt mich diese
Empfindung. Obgleich ich die Einsamkeit und das Innehalten nicht
mehr als Last begreife, sondern als willkommene Abwechslung im
Laufe eines langen Jahres.
Der Sommer in Japan wartet mit extremer Hitze, Besuchen am Meer
und Abkühlung in den bewegten Wogen des Pazifiks auf… Schwere
Wellen, in denen ich mich, aufgrund ihrer Stärke, Kraft und
meines kindlichen Übermutes, der mich stets in Gegenwart des
Ozeans überwältigt, oft nahezu verliere, bis zur Gefahr und
notwendigen Rettung hin. Die Jahreszeit bedeutet auch
Heimaturlaub und eine Auszeit vom Leben in der Fremde und damit
ebenfalls eine Zäsur im Dasein. Das Land ist ruhig und beinahe
verlassen. Die Menschen sind unterwegs an anderen Orten. Und so
wirkt die Stadt häufig tiefer in Stille eingetaucht als sonst.
Die Wälder warten leise in einem tieferem Grün auf einen
Spaziergang. Die Wege sind fast von der Natur überwuchert, die
bald alles zurückfordert. Die Felder stehen in voller Pracht,
bald erntebereit, wenn es in den Spätsommer geht. Alles steht in
voller Blüte. Es ist herrlich anzuschauen und zu erleben.
Die Tage scheinen endlos in der Heimat, in denen die Sonne bis in
den späten Abend scheint und das Licht des Tages einer langsamen
Abenddämmerung weicht.
Wenn nicht schon das Frühstück im Grünen eingenommen wird, dann
sitzt man spätestens zur Kaffeezeit mit frisch gebackenem Kuchen
im Garten. Und zum Abendbrot dann häufig vor gegrillten
Würstchen, Fleisch, geröstetem Brot und allerlei Salaten. Gerade
rechtzeitig heimgekehrt von langen Spaziergängen durch die Stadt,
an der Elbe entlang oder durch die umliegenden Wälder. Des
Sommers Ruhe scheint keinen Abschluss zu finden und dies
verstärkt das tiefe Gefühl der Einkehr, Rast und Stille.
Die Einsamkeit holt mich dann doch immer wieder ein, weil ein
geliebter Ruf ausbleibt, die Stimme der Ehefrau schweigt und die
Zeit in der Heimat fühlt sich daher rastlos an, auch wenn ihre
Stimme stets liebevoll in mir klingt und überall bei mir ist.
Früher gab sie dem Tag einen Rhythmus, dem Herzen Ruhe, Kraft und
Geborgenheit und dem Leben einen Sinn. Und so fühle ich mich hier
und da an die Sehnsucht der Jugend erinnert, in der ich allein
umherstreifte und mich selten wirklich geborgen fühlte. Der
Sommer ist Erleben in Geschmack, Sinnen, Klang und Duft von
überall her, eingetaucht in das durch die vollen Äste der Bäume
und Sträucher fein zerstobene Licht.
Die Klänge des Sommers führen mich durch den Wald... Vom
Innehalten beim Anblick der Enten auf dem Bach, deren Geschnatter
schon von weitem zu hören ist. Durch verschiedene Aufgaben im
schattigen Garten mit mancherlei Pausen, um sich auch an der
Natur zu laben. Bis hin zum Ruf des Hahnes unter Vogelgezwitscher
auf einer Radfahrt durch die leeren Straßen auf der anderen Seite
des Ortes, der wie ein Dorf in der Heide wirkt.
Bruchstücke nur, Fragmente einer endlosen Klangvielfalt, die
unmöglich vollständig einzufangen ist, wir in Bruchstücken aber
gerne in diesen Spurenklängen teilen.
R. Rehahn, 28.02.2023 & 18.07.2024
2024 SPURENKREIS | RADIO
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