Der Tod der Demokratie | Von Hans-Jürgen Geese

Der Tod der Demokratie | Von Hans-Jürgen Geese

17 Minuten

Beschreibung

vor 6 Tagen

Ein Standpunkt von Hans-Jürgen Geese.


Wenn ein Mensch stirbt und die Todesursache ist nicht
ersichtlich, dann wird ein „post mortem“ durchgeführt, eine
Obduktion, eine innere Leichenschau. Der Mediziner sucht und
sucht bis er schließlich die Ursache oder die Ursachen des Todes
gefunden hat. Auf einmal erkennt der Herr Doktor, wie die
Zusammenhänge zu verstehen sind, ihm wird klar, woran dieser
arme Mensch vor ihm starb.


Jetzt, wo die Demokratie tot ist, müsste man doch eigentlich
erwarten, dass endlich ein Experte auftritt und das „post mortem“
dieser Demokratie durchführt. Aber bevor der Experte eines Tages
in die Demokratieleiche hineinschaut, kann man schon aufgrund von
bloßem Augenschein zuvor ein paar triftige Vermutungen anstellen,
die zu dem berühmten „Aha-Erlebnis“ führen könnten. Beispiel:


Jedes Jahr werden weltweit Umfragen durchgeführt, um
herauszufinden, in welchem Land die Menschen am glücklichsten
sind, wo die Glaubwürdigkeit der Politik am höchsten ist, wo
die Demokratie blüht und wo sie dahinschwindet und viele andere
Fragen mehr, deren Antworten irgendwie zumindest darauf
hindeuten, wo die Demokratie noch am Leben sein mag und wo sie
bereits mausetot ist. Das erstaunliche ist, dass es sich bei den
Ländern mit den vitalsten Lebenszeichen der Demokratie immer
(immer!) um kleine Länder handelt. Daher: „Aha!“


Es scheint geradezu ein Naturgesetz zu sein, dass ab einer
bestimmten Größe die gepriesene Demokratie langfristig nicht
überlebensfähig ist. Es kann daher heute in Ländern wie in den
Vereinigten Staaten von Amerika oder in Großbritannien oder in
Frankreich oder in dieser Bundesrepublik Deutschland keine
Demokratie geben. Da können die machen was sie wollen. Obwohl
die doch alle dort so gerne eine Demokratie haben möchten. Daher
bestätigen die Medien tagtäglich der Bevölkerung stolz: „Wir
sind eine Demokratie..., Wir sind eine Demokratie...“


Im Osten sieht man das viel nüchterner. Sie können russischen
Regierungsvertretern lauschen, und die werden niemals behaupten,
dass Russland eine Demokratie sei. Die werden Ihnen sagen, dass
Russland ein autoritäres System sei mit demokratischen
Elementen. Das komme von der russischen Geschichte. Russland war
nie eine Demokratie und werde nie eine Demokratie sein. Die
Russen wollen das nicht. Nein. Die Russen wollen keine
Demokratie. So einfach.


Das arrogante Überlegenheitsgefühl im Westen hat dazu geführt,
dass Demokratie dort heutzutage geradezu den Charakter einer
Religion einnimmt. Daher ist keine Alternative zulässig. Alle
müssen Demokraten sein. Sonst kommen sie auf den Scheiterhaufen.
Denn wenn die Länder im Westen keine Demokratien wären, wie
könnten sie dann rechtfertigen, dem bösen Russen regelmäßig
die Leviten zu lesen? Oder gar dem bösen Chinesen, der nun mit
Demokratie aber auch wirklich nichts am Hut hat und der sich zur
Entschuldigung ebenfalls auf seine Geschichte beruft? Der Chinese
sagt kühl: „Demokratie? Nein, danke.“


Im Fall Deutschland wird es nun kompliziert. Der Deutsche hatte
nie die Wahl. Und niemand fragte nach seiner Geschichte. Dem
Deutschen wurde 1945 die Demokratie verpasst, aufgezwungen. Und
seitdem versucht ein Staat mit Namen Bundesrepublik Deutschland
Demokratie zu spielen. Auf Teufel komm raus. Und der ist jetzt
herausgekommen. Der Teufel. Und alle Welt sieht es. Endlich.





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