Jelmoli-Aus: Sind Warenhäuser nur noch Auslaufmodelle?
Bald schliesst Jelmoli seine Pforten. Denn an vielen Orten sterben
heute diese Paläste des Konsums. Dabei war das Warenhaus doch
einmal ein Sehnsuchtsort. War mit seinen glitzernden Auslagen
Projektionsfläche für Träumereien vom glänzenden Leben. Habe ...
26 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Wochen
Bald schliesst Jelmoli seine Pforten. Denn an vielen Orten sterben
heute diese Paläste des Konsums. Dabei war das Warenhaus doch
einmal ein Sehnsuchtsort. War mit seinen glitzernden Auslagen
Projektionsfläche für Träumereien vom glänzenden Leben. Haben die
Warenhäuser ihre beste Zeit hinter sich? Epa, Manor oder Jelmoli –
immer mehr Warenhäuser schliessen oder müssen zumindest ihre
Konzepte überdenken. Hohe Mieten und der prosperierende
Online-Handel sind schuld daran, dass viele Warenhäuser inzwischen
schliessen müssen. Für viele ist das ein schmerzlicher Verlust,
denn die Warenhäuser sind Orte der Erinnerungen, aber auch Orte, an
denen wir besondere Momente erlebten. Als Kinder haben wir uns zu
Weihnachten die Nase an der Schaufensterscheibe plattgedrückt oder
die prachtvollen Dekorationen bewundert. Warenhäuser sind auch
Projektionsflächen für ein Leben, das vielleicht ein wenig
schillernder hätte sein können, für die «etwas glücklichere
Familie» oder für Möglichkeiten, die uns das Leben noch zu bieten
scheint. Fast jeder kann sich an Momente mit der Mutter, der
Grossmutter oder der Gotte im Warenhaus erinnern. Mit dem
Verschwinden dieser Orte verlieren wir ein Stück unserer
Geschichte, unserer Kultur, aber auch unseres Stadtbilds. Aufstieg
und Fall eines Warenhauses Als vor knapp zwei Jahren das Ende des
Zürcher Kaufhauses Jelmoli bekannt gegeben wurde, hat sich
Historikerin und Filmemacherin Sabine Gisiger sofort an die
Recherche gemacht, die Geschichte dieses Konsumpalasts
aufzuarbeiten. Es ist ein gesellschaftliches Sittenbild geworden,
denn Warenhäuser demokratisierten das Einkaufen schöner Waren im
19. Jahrhundert. Sie boten Frauen eine der wenigen Möglichkeiten,
zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen und sich in einer
streng patriarchalen Gesellschaft, die wenig anderes für sie bot,
dem Hobby des Shoppens zu widmen. Der Film «Jelmoli – Biografie
eines Warenhauses» erzählt davon. Schaufenster als Kunstraum Ein
wichtiger Teil der grossen Luxuskonsumtempel waren immer wieder die
prächtigen, verrückten oder auffallenden Schaufenster. Viele, die
später Künstler wurden, konnten sich hier austoben und noch dazu
Geld verdienen. Einer von ihnen war der Schweizer Künstler Jean
Tinguely. Angeregt dadurch eröffnet das Museum Tinguely Anfang
Dezember die Ausstellung «Fresh Window», die sich nicht nur
ehemaligen Schaufenster-Gestaltern wie Warhol, Rauschenberg oder
Jasper Johns widmet, sondern auch junge Künstlerinnen und Künstler
dazu einlädt, das Schaufenster als Kunstraum zu nutzen. Und
anlässlich der Schliessung des Jelmoli führt Eva Wannenmacher ein
Gespräch mit der Jelmoli-Unternehmenstransformerin Monica Monsch
über die Schliessung des Traditionshauses.
heute diese Paläste des Konsums. Dabei war das Warenhaus doch
einmal ein Sehnsuchtsort. War mit seinen glitzernden Auslagen
Projektionsfläche für Träumereien vom glänzenden Leben. Haben die
Warenhäuser ihre beste Zeit hinter sich? Epa, Manor oder Jelmoli –
immer mehr Warenhäuser schliessen oder müssen zumindest ihre
Konzepte überdenken. Hohe Mieten und der prosperierende
Online-Handel sind schuld daran, dass viele Warenhäuser inzwischen
schliessen müssen. Für viele ist das ein schmerzlicher Verlust,
denn die Warenhäuser sind Orte der Erinnerungen, aber auch Orte, an
denen wir besondere Momente erlebten. Als Kinder haben wir uns zu
Weihnachten die Nase an der Schaufensterscheibe plattgedrückt oder
die prachtvollen Dekorationen bewundert. Warenhäuser sind auch
Projektionsflächen für ein Leben, das vielleicht ein wenig
schillernder hätte sein können, für die «etwas glücklichere
Familie» oder für Möglichkeiten, die uns das Leben noch zu bieten
scheint. Fast jeder kann sich an Momente mit der Mutter, der
Grossmutter oder der Gotte im Warenhaus erinnern. Mit dem
Verschwinden dieser Orte verlieren wir ein Stück unserer
Geschichte, unserer Kultur, aber auch unseres Stadtbilds. Aufstieg
und Fall eines Warenhauses Als vor knapp zwei Jahren das Ende des
Zürcher Kaufhauses Jelmoli bekannt gegeben wurde, hat sich
Historikerin und Filmemacherin Sabine Gisiger sofort an die
Recherche gemacht, die Geschichte dieses Konsumpalasts
aufzuarbeiten. Es ist ein gesellschaftliches Sittenbild geworden,
denn Warenhäuser demokratisierten das Einkaufen schöner Waren im
19. Jahrhundert. Sie boten Frauen eine der wenigen Möglichkeiten,
zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen und sich in einer
streng patriarchalen Gesellschaft, die wenig anderes für sie bot,
dem Hobby des Shoppens zu widmen. Der Film «Jelmoli – Biografie
eines Warenhauses» erzählt davon. Schaufenster als Kunstraum Ein
wichtiger Teil der grossen Luxuskonsumtempel waren immer wieder die
prächtigen, verrückten oder auffallenden Schaufenster. Viele, die
später Künstler wurden, konnten sich hier austoben und noch dazu
Geld verdienen. Einer von ihnen war der Schweizer Künstler Jean
Tinguely. Angeregt dadurch eröffnet das Museum Tinguely Anfang
Dezember die Ausstellung «Fresh Window», die sich nicht nur
ehemaligen Schaufenster-Gestaltern wie Warhol, Rauschenberg oder
Jasper Johns widmet, sondern auch junge Künstlerinnen und Künstler
dazu einlädt, das Schaufenster als Kunstraum zu nutzen. Und
anlässlich der Schliessung des Jelmoli führt Eva Wannenmacher ein
Gespräch mit der Jelmoli-Unternehmenstransformerin Monica Monsch
über die Schliessung des Traditionshauses.
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