Thomas Mann und die Verführung der Menschen

Thomas Mann und die Verführung der Menschen

17 Minuten

Beschreibung

vor 2 Wochen

Nach der Wahl von Donald Trump ist mir aufgefallen, wie
unverhohlen viele Politiker und Medien die Stärke des
amerikanischen Politikers bewundern. Seine Sprache sei zwar
unterirdisch, sein Auftreten fragwürdig, seine Politik unlogisch,
sein Handeln amoralisch, räumen viele Beobachter ein. Und dann
kommen zwei Aber: Die wirtschaftliche Lage habe seine Wahl
unvermeidlich gemacht – und Trump sei eben stark. Ähnlich wurde
2022 die Wahl von Giorgia Meloni in Italien und 2023 die Wahl von
Javier Milei in Argentinien kommentiert. Ähnliche Kommentare
begleiten den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und
den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, die deutsche
AfD-Politikerin Alice Weidel und Marine Le Pen vom
rechtspopulistischen Rassemblement National. Es sind immer diese
zwei Argumente: Die wirtschaftliche Lage ist schuld und es sind
halt starke Leaderfiguren. Mit beiden Argumenten hat sich vor
fast 100 Jahren Thomas Mann ausgiebig auseinandergesetzt: 1930,
auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, bezog der Nobelpreisträger
gleich zweimal überraschend deutlich Stellung gegen den
Faschismus: In der Novelle «Mario und der Zauberer» wendet er
sich gegen die Macht der Verführung und in einer aufrüttelnden
Ansprache macht er kurze Zeit später deutlich, dass es nicht
richtig ist, «das Politische als ein reines Produkt des
Wirtschaftlichen hinzustellen». Beide Texte rütteln bis heute auf
– es ist Zeit, sie wieder zur Hand zu nehmen.


Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er
ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über
Medien, die Digitalisierung und KI.
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