Kunsttherapie im Strafvollzug (Teil 1)

Kunsttherapie im Strafvollzug (Teil 1)

Brücken bauen statt Mauern errichten
20 Minuten

Beschreibung

vor 6 Tagen
Inhaftierte im Strafvollzug stehen oft vor einer zerklüfteten
inneren und äußeren Realität. Ihr Leben ist geprägt von
Unsicherheit und sozialen Systemen, die sie nicht getragen haben.
Ihre Ziele – wenn sie überhaupt klar definiert sind – stehen selten
im Einklang mit gesellschaftlichen Erwartungen. Anerkennung,
Freiheit und Selbstverwirklichung? Diese Wünsche existieren, doch
die Realität zeigt ihnen oft Grenzen, die schwer zu überwinden
sind. Hier setzt Kunsttherapie an. Warum Kunst? Weil sie Mauern
einreißen und Brücken bauen kann – zu sich selbst, zu anderen und
zu einer Welt, die sie häufig ausgeschlossen hat. Kunst eröffnet
Räume für Ausdruck, Auseinandersetzung und Veränderung. Sie gibt
Insassen die Möglichkeit, sich selbst zu entdecken und in einem
geschützten Rahmen neue Perspektiven zu entwickeln. Zeithain Die
Justizvollzugsanstalt Zeithain hat mit ihrem Kreativzentrum und der
fest etablierten Kunsttherapie Maßstäbe gesetzt. Seit 2008 arbeiten
hier Kunsttherapeut:innen, die weit mehr tun, als Techniken zu
lehren. Sie schaffen eine Umgebung, in der Menschen ohne Worte
ausdrücken können, was sie bewegt. Mit der Eröffnung einer
suchttherapeutischen Station für Methamphetamin-Abhängige im Jahr
2014 wurde diese Arbeit konsequent weiterentwickelt. Die Verbindung
von Kunst und Suchttherapie bietet Menschen mit komplexen
Herausforderungen einen Zugang zu ihren inneren Ressourcen und eine
Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft. Chancen Die Arbeit mit
Straffälligen ist anspruchsvoll. Viele bringen gebrochene
Lebensgeschichten mit, tiefes Misstrauen und eine Unsicherheit, die
sich oft hinter aggressivem Verhalten verbirgt. Kunsttherapie
begegnet diesen Herausforderungen auf besondere Weise: Sie bietet
einen Raum ohne Bewertung. Sie erlaubt es, Emotionen zu äußern, die
sonst keinen Platz finden. Sie lädt dazu ein, neue Sichtweisen zu
entwickeln – jenseits von Vorurteilen und Erwartungsdruck. Dabei
geht es nicht nur um das künstlerische Ergebnis, sondern um den
Prozess: Fragen wie Wer bin ich?, Was kann ich verändern? und Wie
stelle ich mir meine Zukunft vor? werden im geschützten Raum
thematisiert. Eine Diskussion über Sinn und Perspektiven Diese
innovativen Ansätze standen im Mittelpunkt der Ausstellung und
Podiumsdiskussion „Wo will ich hin in meinem Leben?“ im
Kulturpalast Dresden. Hier kamen Expert:innen aus Justiz,
Kunsttherapie und Suchthilfe zusammen: Mathias Weilandt
(Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie,
Europa und Gleichstellung) betonte die gesellschaftliche
Verantwortung, Resozialisierung zu fördern. Prof. Doris Titze
(Dozentin für Kunsttherapie) erläuterte, wie künstlerisches
Arbeiten die Selbstreflexion fördert. Alfred Haberkorn (Leiter des
Kreativzentrums in Zeithain) teilte Erfahrungen aus seiner
langjährigen Praxis mit jugendlichen Straftätern. Mareike Münch
(Suchttherapeutische Station Zeithain) zeigte die Verknüpfung von
Kunst- und Suchttherapie auf. Moderiert von Max Hobinka (KlangRaum
Dresden e.V.) wurde deutlich, dass die Kunsttherapie nicht nur ein
Werkzeug, sondern ein Weg ist – ein Weg zu mehr Freiheit,
Anerkennung und vielleicht sogar zu einem neuen Leben. Veränderung
Die Gedanken der Inhaftierten kreisen um Freiheit, Verwirklichung
und Glück. Kunst bietet ihnen die Möglichkeit, diese Themen zu
bearbeiten – auf ihre Weise, ohne Vorgaben. Dabei entstehen keine
neuen Mauern, sondern Wege, die Vergangenheit zu überwinden und
eine bessere Zukunft zu gestalten. YOU ASK, we explain: Weil
Kunsttherapie Mauern einreißen und Brücken zu neuen Chancen bauen
kann. Musikalische Begleitung von Patrick Neumann und Jo Aldinger
Geben Sie uns ihr Feedback- einfach, schnell und anonym. Live
aufgenommen und produziert von Johannes Gerstengarbe ( Ballroom
Studios ) in der Stadtbibliothek im Dresdner Kulturpalast Ein
Projekt der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
in Kooperation mit dem COSMO Wissen

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