9. Oktober: Heiliger Gunther

9. Oktober: Heiliger Gunther

3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten




Wöchentliche Heilige, vorgestellt von Bernadette Spitzer.


Heute erzählen wir Ihnen etwas über einen Mann, dem man den
Beinamen „der Rodungsmönch“ gegeben hat: Gunther. In Thüringen
wurde er geboren, im Bayrischen Wald wurde er berühmt, im
Böhmerwald ist er gestorben.


Zur Welt kam er um das Jahr 955. Da er aus einem Grafengeschlecht
stammte, wurde er zunächst Ritter. Offenbar erfüllte ihn das aber
nicht nachhaltig, denn nachdem er den Abt vom Benediktinerkloster
Niederalteich kennengelernt hatte, änderte er sein Leben. Mit
etwa 50 Jahren verschenkte er seine Güter an lokale Klöster in
Thüringen. Dennoch war es mit dem Klostereintritt nicht so
einfach. Erst musste er zu den sieben Pilgerkirchen in Rom
wallfahrten, ehe er aufgenommen wurde. Er blieb aber nur zwei
Jahre in Niederalteich, und zog dann mit einigen Gefährten als
Einsiedler in den Bayrischen Wald. Noch heute zeugt die Kapelle
Frauenbrünnl bei Rinchnach davon.


Einsiedler war man übrigens nicht allein, man war nur weg vom
Schuss. 1011 war es aber vorerst aus mit dem Einsiedeln, denn da
hatten sich so viele Männer um Günther gesammelt, dass er mit
ihnen tiefer in den Wald zog und das Benediktinerkloster
Rinchnach gründete. Die Männer rackerten sich ab, rodeten Wald
und bauten Straßen. Man nennt Gunter daher den „Rodungsmönch“.
Sein Kloster war die erste Siedlung in der Gegend und Impulsgeber
für die Besiedlung des Bayerischen und des
Böhmerwaldes. Zwischendurch wurde Gunther als Diplomat für den
deutschen Kaiser eingesetzt.  Nach rund 30 Jahren verließ er
Rinchnach und zog als Einsiedler in den Böhmerwald ins heutige
Dobra Voda in Tschechien. Dort starb er ungefähr 90-jährig am 9.
Oktober 1045. Sein Grab war lange in Prag und wurde 1420 von den
Hussiten zerstört. Das Kloster Rinchnach hingegen bestand 800
Jahre und ist heute Pfarre.


Eine besonders nette Tradition ist 1995 wieder aufgenommen
worden, nämlich die Wallfahrt zur Günther-Kirche in Dobra Voda.
Dahin gehen Menschen aus der Umgebung und aus Rinchnach – alle zu
Fuß auf einem Weg, der unter Gunther erschlossen wurde und den er
selbst begangen hat. Drei Tage sind die Pilger am Gunthersteig
unterwegs. Gunter wurde zwar nie heiliggesprochen, aber seine
Verehrung ist durch diverse päpstliche Dekrete empfohlen.  


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Bernadette Spitzer im Wiener DomVerlag.


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