Ghana hält sich mit Gold über Wasser - auch illegal

Ghana hält sich mit Gold über Wasser - auch illegal

34 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche

Wer auf Ghana schaut, kommt am Thema Gold nicht vorbei: Denn das
Edelmetall ist das mit Abstand wichtigste Exportgut des
westafrikanischen Landes. Doch es stammt nicht nur aus großen
Goldminen, sondern wird auch in Handarbeit abgebaut. "Galamsey"
wird diese Praktik genannt, frei nach dem englischen Ausdruck
"gather them and sell". In vielen kleinen Projekten sammeln
Einzelpersonen Gold und verkaufen es anschließend.


Julian Hilgers ist Wirtschaftsjournalist und Afrika-Experte. Im
Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" berichtet er von seinen
Recherchen zum Goldabbau in Handarbeit. Der wird auch als
"Small-Scale-Mining" bezeichnet - und ist mit einer
entsprechenden Lizenz erlaubt. "Das ist theoretisch legal", sagt
Hilgers: "Praktisch ist es aber so, dass es kaum überblickt wird,
wer hier eigentlich gerade eine Lizenz hat und wer auch innerhalb
seiner Lizenz operiert."


Goldabbau in Handarbeit macht etwa 30 Prozent der Goldexporte
Ghanas aus, berichtet Hilgers. Ein wichtiger Faktor, denn
schließlich steckt das Land in einer schweren Wirtschaftskrise.
Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg kam es zur
Inflation und steigenden Lebensmittelpreisen. Der Goldpreis ist
hoch und gepaart mit einem Mangel an Jobs bietet der Goldabbau
für viele Menschen eine Chance. Rund eine Million Menschen sind
seinen Recherchen zufolge direkt in diesem Bereich tätig, weitere
vier bis fünf Millionen profitieren indirekt.


Was genau mit dem Gold weiter passiert, bleibt meist im Dunkeln.
Normalerweise muss "das ganze Gold über die Zentralbank in Ghana
das Land verlassen", sagt Hilgers. "Aber auf dem Weg dahin
verschwimmt illegales und legales Gold komplett", berichtet er.
Ghana exportiere Gold in die Vereinigten Arabischen Emirate, aber
auch nach Indien und China. Zudem werde das Edelmetall in großem
Maßstab außer Landes geschmuggelt. Ist es erst einmal als legal
klassifiziert, kann auch illegal abgebautes Gold wieder bei uns
in Europa landen.


"Ghana wird es möglicherweise nicht alleine schaffen, da den
Daumen drauf zu halten und diese Regeln strenger zu
kontrollieren", analysiert Hilgers. Hilfreich könne sein, die
"anderen Länder bei diesem Thema stärker in die Pflicht zu
nehmen". Und auch die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten
verstärkt Informationen beim Goldkauf einfordern.


Bis dahin bleibt der illegale Goldabbau ein massives Problem für
Ghana, und das gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen kommt es
zu schweren Umweltbelastungen durch Chemikalien, die die
Landwirtschaft schädigen und verteuern. Auch Kakao ist als
Exportgut von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Land. Zum
anderen entgehen Ghana immense Steuereinnahmen. "Dabei wäre ein
wirtschaftlicher Aufschwung für dieses Land wirklich wichtig",
mahnt Hilgers, "damit die vielen jungen Menschen irgendwie Arbeit
finden."


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