#35 - Neue Gentechnik mit Sophie Kraul und Prof. Dr. Katja Tielbörger

#35 - Neue Gentechnik mit Sophie Kraul und Prof. Dr. Katja Tielbörger

Chancen und Risiken der neuen Gentechnik wie CRISPR-Cas sowie nachhaltige Lösungen im Kontext von Klimawandel und Biodiversität.
1 Stunde 30 Minuten
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Beschreibung

vor 1 Woche

In dieser Episode von "Boden und Leben" haben wir ein eingehendes
Gespräch über das kontroverse Thema der neuen Gentechnik geführt.
Mit mir im Gespräch waren Frau Prof. Dr. KatjaTielbörger von der
Universität Tübingen und Sophie Kraul vom Unteren Berghof aus dem
Schwarzwald. Gemeinsam haben wir die Herausforderungen und
Chancen der neuen Gentechnik erörtert, insbesondere im Kontext
des Klimawandels und der Biodiversitätskrise. Katja, die sich auf
Vegetationsökologie spezialisiert hat, brachte wertvolle
Einblicke in die wissenschaftlichen Grundlagen der neuen
Gentechnik, bekannt unter Begriffen wie CRISPR-Cas. Sie erklärte,
wie diese Technologien das Potenzial haben, sehr zielgenaue
Veränderungen im Genom von Organismen vorzunehmen, ohne dabei
fremdes genetisches Material einzufügen. Diese Technologie könnte
theoretisch der Züchtung überlegen sein, da sie gezielte
genetische Veränderungen ermöglicht. Nun steht die EU vor der
Herausforderung, diese Technologien angemessen zu regulieren,
während gleichzeitig Forderungen aus der Landwirtschaft laut
werden, die auf Deregulierung drängen. Sophie teilte ihre
Perspektiven als Praktikerin aus der biologisch-dynamischen
Landwirtschaft und verdeutlichte, wie wichtig es ist, die
Diskussion um die neue Gentechnik aus bäuerlicher Sicht zu
führen. Sie äußerte Bedenken hinsichtlich der potenziellen
Risiken, die diese Technologien für Landwirte und die Umwelt mit
sich bringen, und war besorgt über die Intransparenz und den
Einfluss der Agrarindustrie auf die Entscheidungsprozesse in der
EU. Es wurde deutlich, dass die betroffenen Akteure oft nicht
ausreichend in die politischen Diskussionen integriert sind, was
zu einem Mangel an repräsentativen Stimmen führt. Wir besprachen
die weitreichenden ökologischen und ökonomischen Implikationen
der neuen Gentechnik. Während einige argumentierten, dass sie
eine Lösung für die zukünftige Nahrungsmittelproduktion bieten
könne, äußerten Katja und Sophie erhebliche Bedenken hinsichtlich
der möglichen Auswirkungen auf die Biodiversität und die
landwirtschaftlichen Ökosysteme. Philosophie und Ethik wurden
ebenfalls angesprochen, wobei die Frage im Raum stand, ob der
Mensch die Natur besser gestalten könne, anstatt sie in ihrer
natürlichen Komplexität zu respektieren. Ein zentrales Thema war
auch das Vorsorgeprinzip, welches besagt, dass, wenn die Risiken
einer Technologie nicht vollständig verstanden sind, diese
Technologie mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. Wir stellten
fest, dass viele der positiven Versprechungen, die mit der neuen
Gentechnik verbunden werden, nicht durch ausreichende
wissenschaftliche Beweise gestützt sind. Zudem geht es bei vielen
ökologischen und landwirtschaftlichen Problemen nicht primär
darum, neue Technologien wie Gentechnik einzuführen, sondern
darum, bereits vorhandene Lösungen, wie Mischkulturen oder
regenerative Landwirtschaft besser zu nutzen und zu fördern.
Abschließend konnten wir erörtern, dass die Herausforderungen,
mit denen die Landwirtschaft heute konfrontiert ist, nicht mit
der Einführung neuer Gentechniken gelöst werden können. Vielmehr
sollten wir darauf abzielen, ein tieferes Verständnis für die
natürlichen Ökosysteme zu entwickeln und bestehende, bewährte
Praktiken zu fördern, um eine nachhaltige Landwirtschaft für
zukünftige Generationen zu sichern.

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