Warum wir uns nach gutem Streit sehnen

Warum wir uns nach gutem Streit sehnen

Egal ob in der Politik oder unterm Weihnachtsbaum – wenn einmal die Fetzen fliegen, hilft auch kein Habermas mehr.
1 Stunde 11 Minuten

Beschreibung

vor 2 Tagen
Wenigstens darauf kann man sich noch einigen in Deutschland: Dass
wir zu wenig miteinander streiten. Oder zu viel. Auf jeden Fall
streiten wir nicht im richtigen Maß miteinander – und schon gar
nicht auf die richtige Weise. Mit dieser Diagnose jedenfalls warten
gleich zwei aktuelle Sachbücher auf, "Streiten" von Svenja
Flaßpöhler sowie "Defekte Debatten" von Julia Reuschenbach und
Korbinian Frenzel. Echter Streit, das betont die Philosophin
Flaßpöhler, kann wehtun, er muss es vielleicht sogar – sowohl der
private Familienstreit, der so oft an den Festtagen ausbricht, als
auch der politische Streit über Corona, Ukraine, Migration.
Flaßpöhler glaubt: Anders als eine abstrakte Debatte, bei der jeder
immerzu versucht, alle Argumente auch aus der Perspektive seines
Gegenübers zu verstehen, ist man im Streit parteiisch. Man will
seinen Gegner schlagen. Gefährlich wird es dann, wenn aus Gegnern
Feinde werden, die man nicht nur schlagen, sondern vernichten will.
Zwischen zu gemütlicher Proseminaratmosphäre und dem drohenden
Bürgerkrieg liegt die richtige Streitzone, die eine funktionierende
Demokratie braucht. Aber was will man eigentlich, wenn man streitet
– mit seinem Partner, in der Wissenschaft, in der Politik? Will man
herausfinden, was stimmt? Oder will man bloß recht behalten? Hilft
uns Habermas weiter, wenn wir uns im Dissens verbissen haben?
Rettet uns am Ende der berühmte "zwanglose Zwang des besseren
Arguments"? Oder führt der blinde Glaube an solche edle
Diskursethik erst dazu, dass wir uns so gar nicht mehr verstehen?
Im Feuilletonpodcast streiten Ijoma Mangold und Lars Weisbrod
diesmal über den Streit – und verabschieden sich danach in die
Weihnachtspause. Am 13. Januar erscheint die nächste Folge "Die
sogenannte Gegenwart". Das Thema beginnt ungefähr bei 18:12.
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