E5 – Politisierung: Warum streitet Taiwan um die Vergangenheit?
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vor 1 Woche
Hoch über den Dächern Taipehs blickt der einstige Diktator,
General und Anführer der Partei Kuomintang (KMT) nach Westen. Auf
dem riesigen Platz – groß, wie ihn wohl nur Diktaturen errichten
– weht die taiwanische Flagge. Eine Gruppe Touristen hat sich
eingefunden. Sie fotografieren die Halle, in der die
Kolossalstatue des Diktators wacht, und die Soldaten, die in
einer Zeremonie die Flagge einholen und erneut hissen.
Orte wie die Chiang Kai-shek Memorial Hall stehen sinnbildlich
für den gespaltenen Umgang der taiwanischen Gesellschaft mit der
Vergangenheit. Während einige für den Abriss der Halle oder ihre
Umwidmung in eine Halle der Demokratie plädieren, wollen andere
an diesem Ort die Erinnerung an Chiang Kai-shek wachhalten. Doch
worin liegt diese Polarisierung begründet?
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im
Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie die beiden wichtigsten politischen Parteien Taiwans, die
KMT und die DPP, zur Aufarbeitung der Vergangenheit stehen und
warum sich das Thema leicht politisch instrumentalisieren lässt
- Warum ein genauer Blick in die Praktiken der Diktatur, etwa
durch das Ill-Gotten Party Assets Settlement Committee, auf
Widerstand stößt
- Was unter Transitional Justice zu verstehen ist
- Welche Empfehlungen die Transitional Justice Commission gab
- Wie sich der Umgang mit der Vergangenheit zwischen Taiwan und
Deutschland unterscheidet
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für
Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die
Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm;
Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation und Memorial Museum
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von
Überwachungsmaßnahmen
- Hsu Yu-wei, Commissioner des Ill-Gotten Party Assets Settlement
Committee
- David Lin, Commissioner des Ill-Gotten Party Assets Settlement
Committee
- Stephan Thome, Autor und Schriftsteller in Taiwan
- Su Ching-hsuan, Politikwissenschaftler der Universität Pingtung
- Yeh Hong-lin, ehemalige amtierende Leiterin der Transitional
Justice Commission
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie
wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche
Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München:
C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung:
Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- Christina Sadeler 2023: Vergangenheitsbewältigung in Taiwan:
Wieder ein Chiang an der Macht.
- lll-Gotten Party Assets Settlement Committee
- Abschlussbericht der Transitional Justice Commission (CN)
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik
bei Baldwin Giang und für das Logo
bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina
Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan
Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die
Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das
Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen
Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde
finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur
Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen
Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion
von Über Geschichte.
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