E4 – Akteneinsicht: Der lange Kampf um Aufklärung über die Diktatur in Taiwan
50 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Woche
Kurz nachdem Fan Yun im Jahr 2020 in das taiwanische Parlament
gewählt wurde, erhielt sie eine beunruhigende Nachricht. Die
Polizei habe über sie während ihrer Zeit als Präsidentin einer
Studierendenvereinigung eine Akte angelegt. Wenn sie wolle, könne
sie sich die anschauen.
Fan Yun traute ihren Augen kaum. Die Akte war viele hundert
Seiten stark und enthielt detaillierte Aufzeichnungen. Gespräche
wurden so minutiös wiedergegeben, dass nur Personen aus dem
engsten Freundeskreis die Informationen an den Staat
weitergegeben haben konnten. Nur wer? Diese Frage blieb für Fan
Yun offen. Die Namen und Funktionen aller Informanten waren
geschwärzt.
Die Frage, wie mit Kollaborateuren aus der Zeit der Diktatur
umzugehen ist und welche Akten zugänglich gemacht werden sollen,
spaltet die taiwanische Gesellschaft. Doch dem ging zunächst ein
jahrzehntelanger Kampf und detektivische Aktenarbeit voraus, um
die Wahrheit überhaupt ans Licht zu bringen.
In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im
Gespräch mit Carola Dorner:
- Wie Institutionen wie das National Human Rights Museum in
Taiwan Informationen über die Vergangenheit aufarbeiten
- Welche Akten zur Verfügung stehen und welche nicht
- Wie die 228 Memorial Foundation arbeitet und was sie
herausgefunden hat
- Welche Positionen es in Bezug auf das Recht auf Akteneinsicht
gibt
- Ob sich die Situation in Taiwan mit der in Deutschland nach der
Revolution von 1989 vergleichen lässt
Die Interviewpartner dieser Folge:
- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für
Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die
Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm;
Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial Museum
- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von
Überwachungsmaßnahmen
- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis
verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human
Rights Museum führt
- Hsueh Hua-yuan, Historiker und Direktor der 228 Memorial
Foundation
- Huang Lung-hsin, Abteilung für Ausstellungen und Bildung des
National Human Rights Museums
- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for
Transitional Justice
- Su Ching-hsuan, Professor für Politikwissenschaft an der
Universität Pingtung
Weiterführende Informationen:
- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie
wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.
- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche
Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München:
C.H.Beck.
- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung:
Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.
- National Human Rights Museum, Taiwan
- Memorial Foundation of 228
- Yu, Pei-yun (Text) / Zhou, Jian-xin (Illustration) 2024: Tsai
Kun-lin – A Graphic Novel from Taiwan. Baobab Books.
“Untold Her Story”. Ein Film von Zero Chou (2022).
Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik
bei Baldwin Giang und für das Logo
bei 2byWu&Chen! Die Recherchereise von Christina
Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das Taiwan
Fellowship Programm des taiwanischen Außenministeriums. Die
Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das
Deutsch-Asiatische Programm der Internationalen
Journalisten-Programme. “Viele Opfer, keine Täter” wurde
finanziell unterstützt von der Bundesstiftung zur
Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vielen Dank vor allem bei allen
Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion
von Über Geschichte.
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