E3 – Erinnerungsorte: Warum sind sie in Taiwan so umstritten?

E3 – Erinnerungsorte: Warum sind sie in Taiwan so umstritten?

56 Minuten

Beschreibung

vor 1 Woche

Südwestlich von Taipeh, in der Nähe des Ortes Daxi, erinnert ein
skurriler Ort an die Jahrzehnte der Diktatur in Taiwan. Hunderte
Statuen des einstigen Diktators Chiang Kai-shek wurden hier im
Cihu-Skulpturenpark aufgestellt. Oft stehen sie in Gruppen
zusammen. Fast wirkt es, als wäre Chiang Kai-shek ins Gespräch
mit sich selbst vertieft.


Die meisten dieser Statuen standen ursprünglich in oder vor
Schulen oder Verwaltungsgebäuden. Doch der Umgang mit ihnen war
nach dem Ende der Diktatur der KMT umstritten. Sollten sie
bleiben, wo sie sind? Sollten sie zerstört werden? Vielfach
entschieden sich Entscheidungsträger für einen Kompromiss – und
verfrachteten sie nach Cihu. So waren sie aus den Augen, aber wer
dem ehemaligen Diktator die Ehre erweisen wollte, konnte dies im
gepflegten Park in Cihu weiterhin tun.


Der Umgang mit den Chiang Kai-shek Statuen ist nicht die einzige
Bruchlinie, die sich in der taiwanischen Gesellschaft im Umgang
mit der autoritären Vergangenheit zeigt. Auch in den Museen wird
deutlich, dass die Gesellschaft bislang keinen Konsens in der
Bewertung der Geschichte gefunden hat. Trotzdem wurden eine Reihe
wichtiger Gedenkstätten und Ausstellungsorte errichtet, mit dem
Ziel, die Relevanz der Vergangenheit für die Gegenwart zu
vermitteln. 


In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im
Gespräch mit Carola Dorner:


​- Wie Besucher des Parks in Cihu die Vergangenheit bewerten


​- Warum in der Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh die
gespaltene Erinnerung mit Händen zu greifen ist


​- Warum das National Human Rights Museum erst auf Druck von
Opfern errichtet wurde


​- Welche Narrative die Debatten in Taiwan prägen


Die Interviewpartner dieser Folge:


​- Besucher des Cihu-Skulpturenparks


​- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren
Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das
National Human Rights Museum in Taiwan führt


​- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for
Transitional Justice


​- Stephan Thome, Autor und Schriftsteller in Taiwan


- ​Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan, die als
Studentin massiv überwacht wurde


Weiterführende Informationen:


​- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie
wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.


​- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens
erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische
Bildung.


- ​Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München:
C.H.Beck.


- ​Stephan Thome 2022: Pflaumenregen (Roman). Berlin:
Suhrkamp.Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche
Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin:
Suhrkamp.


- ​National Chiang Kai-shek Memorial Hall: Ausstellungen Taiwan’s
long walk to freedom of speech ​und Chiang Kai-shek and the
Republic of China


- ​National Human Rights Museum Taiwan


- ​Cihu Skulpturenpark


Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik
bei ⁠⁠Baldwin Giang⁠⁠ und für das Logo
bei ⁠⁠2byWu&Chen⁠⁠! Die Recherchereise von Christina
Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das ⁠⁠Taiwan
Fellowship Programm⁠⁠ des taiwanischen Außenministeriums. Die
Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das
Deutsch-Asiatische Programm der ⁠⁠Internationalen
Journalisten-Programme⁠⁠. “Viele Opfer, keine Täter” wurde
finanziell unterstützt von der ⁠⁠Bundesstiftung zur
Aufarbeitung der SED-Diktatur⁠⁠. Vielen Dank vor allem bei allen
Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion
von ⁠⁠Über Geschichte⁠⁠.

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