Die Geschichten Jaakobs – Hauptstück IV: Die Flucht (4/7)
1 Stunde 10 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Tag
Nach dem Gesetz geht der Segen des Vaters an den ältesten Sohn, der
damit als künftiges Religions- und Familienoberhaupt legitimiert
ist. Aber Rebekka, Mutter der Zwillinge, liebt Jaakob, den
Jüngsten. Sie weiß um seine Klugheit und arrangiert ein magisches
Täuschungsmanöver, bei dem Jaakob vom fast erblindete Isaak den
Segen erschleicht. Um der Rache Esaus zu entgehen, muss Jaakob zu
seinem Onkel, Rebekkas Bruder Laban fliehen. Im Exil verliebt er
sich in Labans jüngste Tochter Rahel, die spätere Mutter Josephs.
Thomas Manns Version des Segensraubs zielt auf den
emanzipatorischen Akt dessen, was ein Täuschungsmanöver dem Wesen
nach bedeutet: Jaakob folgt hier dem Muttergebot, nicht dem
Vatergesetz. Um seine hochgestreckten Ziele erreichen zu können,
muss er zum Schauspieler werden, sich für seinen Bruder ausgeben,
die Rolle des anderen spielen. Identitätsverlust wird so zur
Voraussetzung einer Emanzipation gegenüber anscheinend ewig
geltenden Gesetzen. Das geht nicht ohne Leid. Und dazu gehört die
Strategie, sich als Opfer auszugeben anstatt als Handelnder
weiblichen oder männlichen Geschlechts. Joseph nutzt hier diese,
auch später gegenüber Eliphas (siehe: Hauptstück II) angewandte
Strategie. Die Mythen der Bibel mit ihren Geschichten um Jaakob
werden bei Thomas Mann zum Ausgangspunkt einer modernen Erfahrung
und Lebensweise.
damit als künftiges Religions- und Familienoberhaupt legitimiert
ist. Aber Rebekka, Mutter der Zwillinge, liebt Jaakob, den
Jüngsten. Sie weiß um seine Klugheit und arrangiert ein magisches
Täuschungsmanöver, bei dem Jaakob vom fast erblindete Isaak den
Segen erschleicht. Um der Rache Esaus zu entgehen, muss Jaakob zu
seinem Onkel, Rebekkas Bruder Laban fliehen. Im Exil verliebt er
sich in Labans jüngste Tochter Rahel, die spätere Mutter Josephs.
Thomas Manns Version des Segensraubs zielt auf den
emanzipatorischen Akt dessen, was ein Täuschungsmanöver dem Wesen
nach bedeutet: Jaakob folgt hier dem Muttergebot, nicht dem
Vatergesetz. Um seine hochgestreckten Ziele erreichen zu können,
muss er zum Schauspieler werden, sich für seinen Bruder ausgeben,
die Rolle des anderen spielen. Identitätsverlust wird so zur
Voraussetzung einer Emanzipation gegenüber anscheinend ewig
geltenden Gesetzen. Das geht nicht ohne Leid. Und dazu gehört die
Strategie, sich als Opfer auszugeben anstatt als Handelnder
weiblichen oder männlichen Geschlechts. Joseph nutzt hier diese,
auch später gegenüber Eliphas (siehe: Hauptstück II) angewandte
Strategie. Die Mythen der Bibel mit ihren Geschichten um Jaakob
werden bei Thomas Mann zum Ausgangspunkt einer modernen Erfahrung
und Lebensweise.
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