Der SC Freiburg in der NS-Zeit – die Legende vom regimekritischen Verein

Der SC Freiburg in der NS-Zeit – die Legende vom regimekritischen Verein

Welche Rolle verhielten sich der SC Freiburg und seine Mitglieder in der Zeit des Nationalsozialismus? Dieser Frage gehen zwei Historiker nach – und räumen mit so manchem Mythos auf.
1 Stunde 17 Minuten

Beschreibung

vor 11 Monaten
Der SC Freiburg, der regimekritische Arbeiterverein aus dem
Stühlinger – diese Erzählung hat sich lange gehalten. Doch
mittlerweile ist klar, sie ist eine Legende. Ein Mythos, der
irgendwann in der jungen Bundesrepublik entstanden ist. Denn so wie
fast alle anderen bürgerlich geprägten Fußballvereine ließ sich
auch der SC Freiburg im Mai 1933 bereitwillig von den Nazis
gleichschalten. Auch wenn bei weitem nicht der gesamte Verein
nationalsozialistisch geprägt war, einige Mitglieder, das ist heute
klar, profitierten vom NS-Regime, waren Parteimitglieder, oder
sogar in der SS. So wie der Stürmer Hans Baumgart. In den
1920er-Jahren noch gefeierter Torjäger beim SC, während des Zweiten
Weltkriegs Kriegsverbrecher. In einem KZ-Außenlager auf Usedom
ordnete er das Todesurteil für zwei französische Lagerinsassen an.
Baumgarts Taten waren im Verein bekannt. Trotzdem wurde er in den
1950er-Jahren wieder im Verein aufgenommen, nachdem er aus der Haft
entlassen worden war. Ignorieren, unter den Teppich kehren,
totschweigen – so ging der Verein in den ersten
Nachkriegsjahrzehnten mit der NS-Vergangenheit um. Was genau in den
Jahren 1933 bis 1945 im Verein passiert ist, das haben die beiden
Historiker Robert Neisen und Andreas Lehmann im Auftrag des SC
Freiburg recherchiert. Ende 2024 haben sie mit ihrer Studie
„Spielball der Ideologie? Der SC Freiburg in der Zeit des
Naitonalsozialmus“ einen umfassenden Überblick über den Sport-Club
und das Verhalten des Vereins und einiger seiner Mitglieder
vorgelegt. In dieser Folge des Podcast „BZ am Ohr“ erzählen die
beiden Autoren, auf welche Quellen sie sich stützen, wie der
Legende des regimekritischen Vereins entstanden ist – und wie
einzelne Mitglieder im Widerstand waren, während andere sich an
enteignetem jüdischem Eigentum bereicherten. Sie räumen mit lange
bestehenden Mythen auf und erklären, wie der Umgang des Sport-Clubs
im Kontext anderer deutscher Fußballvereine eingeordnet werden
kann.

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